In ihrem zweiten Bundesligajahr wollen die Mainz Athletics die Spitze angreifen. Sie wollen mindestens die Playoffs erreichen – was dank der Erweiterung der Liga einfacher geworden ist. Und Mannheim schlagen.
Die gestiegenen Ansprüche begründen die A’s mit dem guten Einstand in der Saison 1992: Als erster Verfolger der Mannheimer Klubs wären sie nach den neuen Regeln in den Playoffs. Und mit ihren Neuen: Als Nachfolger von Doug Cox kommt Coach Ángel Vázquez, der Meistermacher der Mainz Rangers, von den Mannheim Amigos an die Sandflora zurück. Vázquez will im Team ein tiefergehendes Verständnis für die Grundprinzipien des Baseballs verankern. Die Mainzer sollen intelligenter, strategischer spielen. Aus Darmstadt verpflichten die A’s nun auch den gefürchteten Pitcher Alexander Dundik, einen ehemaligen sowjetischen Weltklasse-Speerwerfer, und den Allrounder Antonio Ciminiera. Dazu ist mit Stephan Kaus ein talentiertes Eigengewächs im Bundesligakader angekommen. Und vor der Saison fahren die A’s als Sieger eines Wettbewerbs im Rahmen der Baseball-EM in Deutschland auf Kosten des DBV in die Niederlande ins Trainingslager.Dank dieser Voraussetzungen stehen die A’s 1993 zwischen zwei Welten. Die eine liegt weiterhin komplett in Mannheim, wo sich die Amigos und die Tornados ein enges Rennen um die Südmeisterschaft liefern. Dieses Niveau erreichen die A’s noch nicht. Die andere Welt besteht aus der restlichen Liga, die ihrerseits gegen die Mainzer keine Chance hat. „Gegen die Teams unter uns haben wir alles sauber gespielt“, sagt Marc Wiedmaier. Alles gewonnen. Auch weil von hinten wenig Druck kommt. Durch die Ligareform sind drei Zweitligisten aufgestiegen, die anfangs ihre Mühe haben, in der Bundesliga mitzuhalten.
Die Saison beginnt mit zwei hohen Siegen gegen die Trier Cardinals. Gegen die Amigos gibt es die gewohnten Niederlagen. Beim stärksten Aufsteiger, den Zülpich Eagles mit ihren vielen deutschen Spielern, die schon jung mit dem Baseball begonnen haben, und Nationalpitcher Alexander Schnitzler, gewinnen die A’s zweimal knapp, gegen die kollabierten Darmstädter hoch. Die Karlsruhe Cougars, ein unangenehmer Gegner mit vielen Amerikanern, machen es den A’s nicht leicht, verlieren aber zweimal 9:11. Und bei den Tornados gibt es die nächsten beiden Niederlagen. Anschließend wieder sechs Siege gegen München, Trier, Darmstadt, Zülpich, Karlsruhe.
„Ganz wichtig war aber, dass wir zum ersten Mal eine Topmannschaft geschlagen haben“, sagt Wiedmaier. Die Mannheim Tornados im drittletzten Saisonspiel, 10:9. „Die haben einem nichts geschenkt“, sagt der A’s-Pitcher. „Sie hatten immer einen, der Strikes geschmissen hat, und fünf, sechs Leute, die jederzeit ein Double oder einen Homerun hauen konnten. Da ging nicht viel mit Strikeouts, die haben immer den Ball getroffen. Aber an diesem Tag haben wir sie gepackt.“ Danach verlieren die A’s zum dritten Mal in der Saison gegen die Amigos – auch das ist ausschlaggebend dafür, dass diese den großen Tornados den Südtitel wegschnappen. „Bei den Amigos hat Martin Helmig gespielt“, erinnert sich Wiedmaier, „Georg Bull, Michael Rauscher, die waren auf einem Niveau mit den Tornados. Aber außer dass wir gegen diese beiden immer noch zu viel verloren haben, hatten wir uns super etabliert.“Platz 3 im Süden bedeutet: Playoffs. Gegen die Cardinals aus Köln – zwei Jahre zuvor haben die A’s noch in der 2. Bundesliga gegen deren zweite Mannschaft gespielt. „Das war ein wildes Ding“, erinnert sich Wiedmaier. „Zuhause habe ich gegen die tierisch auf den Sack gekriegt. Ich habe sie gewalkt, sie haben fette Dinger gehauen, Errors haben wir auch noch gemacht… Ich war sehr früh runter vom Mound, was es nicht so oft gab.“ Toni Ciminiera übernimmt und die A’s drehen das Spiel. Deutlich.
„Im Reitstadion in Köln war für mich als Spieler und als Trainer oft nichts zu gewinnen“, sagt Wiedmaier. „Da gab es eine besondere Atmosphäre, ein ganz kurzes Rightfield – wir wussten immer: Hier muss man nicht zehn Prozent besser sein, sondern 20 oder 30, um zu gewinnen. Ein ganz komisches Gefühl.“ Die A’s verlieren zweimal knapp, was sie nach dem deutlichen Heimsieg nicht erwartet haben. „Köln kam ins Finale“, sagt Wiedmaier, „aber wir hätten sie schlagen können.“Ihren ersten großen Titel holen die A’s trotzdem: Durch ein 20:6 gegen die Karlsruhe Cougars im Endspiel des Finalturniers in Mainz gewinnen sie den zum ersten Mal ausgetragenen DBV-Pokal. cka / Fotos: Mainz Athletics