Vieles ändert sich im Winter 1997/98 in der Baseball-Bundesliga. Zunächst gibt es einen neuen Modus: Zwischen den gewohnten 14 Doubleheader und die Postseason mit Playoffs und Playdowns findet eine Zwischenrunde statt, in der jedes Team zwei weitere Doubleheader gegen die drei anderen Mannschaften in seiner Tabellenhälfte spielt. Vor den Playoffs, die auf Halbfinal- und Finalrunde reduziert werden, haben die Mainzer daher gewaltige 40 Saisonspiele.
Nicht mehr dabei: Die Trier Cardinals. Der Deutsche Meister von 1995 und 1996 und mit dem Südmeister punktgleiche Staffelzweite von 1997 hat seinen Geldgeber verloren, kann seine Topstars nicht mehr finanzieren und hat sich in die unteren Klassen zurückgezogen. Aus dem Spitzenquartett wird daher eine Dreiergruppe, in der die Mannheim Tornados frühzeitig die Verfolger aus Mainz und Regensburg abhängen. Die Ladenburg Romans als vierter Teilnehmer an der Playoff-Zwischenrunde haben einen enormen Rückstand auf den dritten Platz.Die Athletics rechnen sich zunächst eine Chance auf die Staffelmeisterschaft aus. Sie konnten zwar Rubén Cruz nicht noch einmal nach Mainz holen, haben aber mit Shortstop Edward Martínez und Pitcher/Outfielder Terry Vaske zwei Neuzugänge auf gehobenem Bundesliganiveau. „Wir wussten, dass man mit einem Shortstop und einem Closer aus Amerika etwas gewinnen kann“, sagt Marc Wiedmaier. „Wir haben die Fühler in die Dominikanische Republik ausgestreckt.“
Martínez, ein sehr ruhiger, anfangs fast schüchterner Mann mit einiger Minor-League-Erfahrung war defensiv und offensiv ein absoluter Topspieler. „Es gab ganz wenige, die noch weicher fielden“, sagt Wiedmaier. „Seine Technik war etwas altmodisch, aber im Feld war er die absolute Waffe. Am Schlag hatte er anfangs noch leichte Probleme, aber er hat sich immer besser entwickelt.“ Der zwei Meter große Linkshänder Vaske hingegen reist nach nur einem Training schon wieder ab. „Er hat ohne Ende die Hits über den Zaun gejagt“, erinnert sich Wiedmaier, „aber es hat ihm hier nicht gefallen. Hier war ihm alles zu klein.“Die A’s müssen improvisieren, finden auf die Schnelle keinen Spieler, der die Closer- und die Outfield-Rolle spielen kann und verpflichten schließlich Anthony Basoco. „Physisch und technisch war er der beste, den wir hatten“, sagt Wiedmaier. „Menschlich war er leider schwierig. Er hat sich nie integriert, er war nie ein Teamplayer.“ Wegen seiner Leistungen arrangieren sich die A’s mit „Mister Baseball“ – der Spitzname ist nicht unbedingt als Kompliment gemeint. Statistiken, die die von Cruz teilweise sogar übertreffen, erlauben Basoco, der zu Zeiten der Aluminiumschläger schon hin und wieder mit Holz spielt, seine komplizierte Art. Dass der Star die A’s bereits in der Zwischenrunde wieder verlässt, ist ein Grund für das klare Scheitern im Halbfinale.
Ein weiterer: Die A’s haben wieder keinen Closer. In den 2×7-Innings-Doubleheadern dürfen die Ausländer drei Innings pro Spiel werfen. Im Idealfall hat man zwei deutsche Starter für mindestens vier Innings, die in der Schlussphase ihrer Spiele dem Ausländer den Mound überlassen. Die A’s haben drei Starter: Der diesmal etwas wacklige Marc Lang und Kai McKinstry teilen sich die Rolle mit dem Neuzugang Dirk Günther, einem Düsseldorfer, der in Mannheim studiert und nach Mainz pendelt. „Alles, was er gemacht hat, sah ein bisschen steif aus“, sagt Wiedmaier, „aber es hat funktioniert. Er hat gut gehauen und Strikes geworfen. Wenn ein Pitcher Kontrollprobleme hatte, konnte man ihn jederzeit bringen. Mit diesen drei haben wir uns ganz gut durch die Saison gelümmelt, aber in entscheidenden Situationen hat öfter mal einer gefehlt, der den Laden dicht machen konnte.“ Günther, Lang und McKinstry werden reihum als Reliever eingesetzt, am häufigsten und auch am besten erfüllt aber der junge Jan Sören Meyer diese Rolle. Gegen die starken Ausländer der Konkurrenz reicht das allerdings nicht immer.Die A’s sind aber auf einem guten Weg. „Wir haben Alper Bozkurt und Ken Höfel weiter eingebaut“, sagt Wiedmaier. „Janusz Radicke und Heiko Schumacher waren jetzt fest integriert und haben gute Leistungen gebracht.“ Mit noch eher bescheidenen Statistiken findet Ulli Wermuth langsam den Weg in die Mannschaft. Um sich gegen den starken Nordmeister Cologne Dodgers durchzusetzen, ist das aber nicht genug. „Einige Spieler waren noch sehr jung“, erklärt Wiedmaier. „Unser Pitching war gut, aber nicht top. Und der Closer hat halt gefehlt.“ cka / Fotos: Mainz Athletics