Keinen Pfifferling hätte man 2004 noch auf die Boston Red Sox gegeben, als sie im Kampf um die World Series der amerikanischen Baseball-Profiliga MLB gegen den Erzrivalen New York Yankees bereits mit 3:0 in der Serie im Rückstand lagen, ein Spiel sogar mit dem Rekordergebnis von 19:2 verloren hatten und dem Team aus dem Big Apple nur noch ein Sieg fehlte, um eine weitere Meisterschaft ihr eigen zu nennen. Die Red Sox hingegen konnten den Titel seit 1918 nicht mehr gewinnen, eine Serie, die unter der Bezeichnung „The Curse of the Bambino” in die Geschichtsbücher einging, denn den Verkauf des Ausnahmespielers Babe ‚Bambino‘ Ruth von Boston nach New York machten viele eingefleischte Red Sox-Fans für die Misere verantwortlich. Eine andere Serie hatte bis dato auch noch Bestand: Kein Team, welches die Serie jemals mit 3:0 Siegen angeführt hatte, konnte vom Gegner noch abgefangen werden. Aber die Yankees hatten die Rechnung ohne das Team aus Massachusetts gemacht, die mit vier Siegen in den verbleibenden vier Partien mit einem Schlag beide Serien beendeten.
Ähnlich gestaltet sich die Situation für die Mainz Athletics nach dem ersten Wochenende im Kampf um die Deutsche Baseballkrone. Gegen die Regensburg Legionäre kam man am Samstag mit 10:0 unter die Räder, Manuel Möller auf Mainzer Seite war von Anfang an gefundenes Fressen für die Offensivreihen der Donaubaseballer. Zwar konnte man deren anfänglichen Offensivdrang, bei dem die Legionäre vier Punkte im ersten Inning markierten, etwas bremsen, brachte selbst aber gegen den Linkshänder Martin Almstetter keinen Fuß auf den Boden. Die besten Chancen hatten die Grün-Gelben dabei ebenfalls zu Beginn des Spiels, aber zweimal konnte sich der Schlacks in Reihen der Bayern bei Bases loaded aus der Affäre ziehen, ohne einen Punkt abgegeben zu haben. Das Shutout sollte auch bis zum Schluß bestand haben, in der unteren Hälfte des achten Innings bedeutete der zehnte Punkt für die Legionäre gleichzeitig den vorzeitigen Spielabbruch.
Völlig ausgewechselt präsentierte sich das Team von Headcoach Cae Santos dann am Sonntag. Während Keigo Miyagi zu Beginn nahezu mühelos durch die Offensivreihen des stärksten Angriffs der Liga marschierte, war Matt Flaherty sofort gegen die Mainzer Schlagleute unter Druck, was sich im dritten Inning in den ersten beiden Punkten für die Gutenbergstädter manifestierte. Mit drei weiteren Punkten konnte man die Führung sogar noch auf 5:0 in die Höhe schrauben, was gleichzeitig das Ende des Arbeitstages für Flaherty bedeutete. In den Spielabschnitten vier und fünf waren es dann aber die Legionäre, die eine Schwächephase von Miyagi nutzten und den Vorsprung der Grün-Gelben langsam aber sich dahinschmelzen ließen, um ihn im sechsten Inning gänzlich zu egalisieren. Miyagi fand zurück zu seiner Form und hielt die Regensburger Schlagleute in der Folge kurz. Aber auch Rodney Gessmann, der mittlerweile für Regensburg vom Mound Regie führte, stellte den Mainzer Angriff vor schwere Aufgaben. Punktlose Innings für beide Seiten brachte daher nach neun regulären Innings die Verlängerung.
Zwar konnte Mainz bereits im ersten Extra-Inning Runner auf Base bringen, aber die Verteidigung der Legionäre machte alle Hoffnungen auf einen Punkterfolg zu nichte. Und im Nachschlag für den Gastgeber sah es genauso aus. Bei bereits zwei Aus und Runner auf dem zweiten Base hatte Michael Weigl zwei Strikes gegen sich. Der Legionär aber behielt die Nerven, sein Hit ins Centerfield, unerreichbar für das Mainzer Infield, brachte die Entscheidung zu Gunsten der Legionäre.
Damit liegen die Mainzer in der Best-of-5-Series 0:2 nach Siegen zurück. Noch keinem Team in Deutschland ist es bislang gelungen, einen solchen Vorsprung noch einmal zu drehen, aber vielleicht schließt sich genau hier am nächsten Wochenende der Kreis zum Mutterland des Baseballsports, wenn die Series zu Gast in Mainz ist und die Grün-Gelben die Meisterschaft sicherlich nicht kampflos an die Legionäre abgeben werden.