Jede Vereinsgeschichte hat ihren Tiefpunkt. Die Athletics haben ihren 2010. Es ist merkwürdig: Ein Abstiegskampf, der keiner ist. Ein Drama, das gut ausgeht und nicht schlecht ausgehen kann. Ein trauriger und doch versöhnlicher Abschied von der Sandflora.

Nationalität
jpn JPN
Position
Shortstop
Alter
44
B/T
R/R
Größe
175
Gewicht
72
Vorherige Vereine
„Ein Katastrophenjahr“, so nennt das Martin Kipphan. Die A’s werden in der regulären Saison Vorletzter vor dem Zufalls-Aufsteiger Neuenburg Atomics, der als Zweitliga-Fünfter nur deswegen in die Bundesliga kam, weil die beiden Zweitmannschaften aus Regensburg und Heidenheim nicht durften und sonst keiner wollte. „Und sogar gegen die hätten wir beinahe verloren“, sagt Kipphan. Er und Max Boldt drehen an der Sandflora erst im neunten Inning die Atomics-Führung zum 2:1-Sieg.

Wenigstens die Playdowns – die ersten, die es in Mainz je gab – verlaufen trotz der beiden Abschlussniederlagen in Saarlouis mit 9:3 Siegen versöhnlich. Und absteigen können die A’s sowieso nicht. Offiziell schon, aber in dem Fall würde die zweite Mannschaft, die als Aufsteiger die 2. Bundesliga klar dominiert, aufsteigen und de facto also überhaupt nichts passieren. Der Makel eines Abstiegs würde im Ernstfall bleiben, die Bundesliga-Zugehörigkeit aber auch. Aktivieren müssen die A’s diese Nichtabstiegsversicherung nicht.

Nationalität
jpn JPN
Position
Pitcher
Alter
43
Vorherige Vereine
Die Krise ist hausgemacht. „Als einzige Bundesligamannschaft hatten wir keinen EU-Ausländer im Kader“, sagt Kipphan. „Wir haben Daisuke Ikenaga zurückgeholt, obwohl wir eigentlich wussten, dass er nicht der war, den wir brauchten.“ Als Pitcher für die zweiten Spiele ist eigentlich Jan-Niclas Stöcklin vorgesehen, der wegen Armproblemen kein einziges Inning wirft. Nils Hartkopf ist wieder in Solingen, der kurzfristig verpflichtete japanische Pitcher Soh Terada eine Enttäuschung. „Bei ausländischen Pitchern weiß man nie, was kommt“, erklärt Kipphan. „Terada war in der finanziellen Planung nicht vorgesehen. Das Geld war schon ausgegeben. Er hat von der Hand in den Mund gelebt.“

Nach dem ersten Rückrundenspieltag trennen sich die A’s wieder von Ikenaga, statistisch offensiv wie defensiv dem schlechtesten Shortstop der Liga, und Terada, der fünf seiner sechs Spiele verloren hat. Zweimal müssen sie ohne ausländischen Pitcher auskommen, dann können sie Pat Haugen einfliegen, der prompt beim Debüt einen 7:4-Sieg in Regensburg ermöglicht. Durch zwei Splits gegen Gauting und Heidenheim und die Doppelniederlage in Saarlouis geraten die Playoffs dennoch früh außer Reichweite.

Vor Beginn der Abstiegsrunde melden die A’s den Abschied ihres Meistertrainers Cae Santos nach der Saison. Und nach zwei Heim-Innings in den Playdowns taucht beim Spiel gegen Neuenburg auch noch ein junger Mann in Arbeitskleidung an der Scorerkabine auf. Er solle Baucontainer abladen, aber er könne nicht, da stünden Autos im Weg. Ob man die wegfahren könnte?

Nationalität
usa USA
Position
Pitcher
Alter
37
B/T
R/R
Größe
178
Gewicht
85
Vorherige Vereine
Die Spieler parken nicht um, der Fahrer wird weggeschickt. Erst im Oktober muss das Grundstück zur Wohnbebauung freigegeben werden; bis dahin bleibt die Sandflora ein Baseballplatz! Dennoch: Vergänglichkeit allerorten. Keine schöne Situation.

Immerhin hat A’s-Präsident Hartmut Schäfer am gleichen Tag einen großen Auftritt im Scorerhäuschen: „Ihr habt gerade einen Knopf gedrückt, den wir noch nie gedrückt haben!“ Den, der auf dem Scoreboard eine 1 an die Zehnerstelle schreibt. Eine Übertreibung, die zeigt, wie selten zweistellige Siege inzwischen sind. Später erscheint sogar eine 2 auf der Zehnerstelle; so viele Runs gab es zuletzt 2007 beim 21:2 gegen Bonn.

Als würdigen Abschied vom krummen alten Stadion gibt es schließlich einen legendären Doubleheader gegen Gauting mit zwei deutlichen Siegen, vier Mainzer Homeruns und dem verletzten Catcher Shu Sasaki als grandiosem Aushilfs-Stadionsprecher.

„Nächstes Jahr müssen wir aber eine Mannschaft ins Rennen schicken, die wettbewerbsfähiger ist als diese“, kündigt Teammanager Ulli Wermuth an. „Wir werden wieder mehr investieren.“ cka / Fotos: Tanja Szidat, Manfred Holzhauser

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