jstöcklin-preaseason-mannheim
Rückkehrer Jan-Niclas Stöcklin peilt die Meisterschaft an.

In der zweiten Hälfte der Preseason-Serie wird es ernst für die A’s. Der Doubleheader gegen die Haar Disciples (Samstag, 13 Uhr, am Hartmühlenweg) wird ein echter Härtetest für unser Bundesligateam. Unser Pitcher Jan-Niclas Stöcklin freut sich auf die Herausforderung und spricht über seine Ambitionen mit den A’s.

Willkommen zurück in Mainz! Hast Du Dich schon wieder eingelebt?
Ja. Es ist schön, wieder hier zu sein.

Warum hast Du uns vor zwei Jahren eigentlich verlassen?
Das hing mit meiner Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann in Mannheim zusammen. Die mache ich auch weiter, aber im letzten Ausbildungsjahr werde ich pendeln. Die Entscheidung, die Ausbildung vorzuziehen, war richtig. Bei den Tornados habe ich aber keine Zukunft mehr gesehen. Vieles ist den Bach runtergegangen. Die Finanzen haben nicht mehr gestimmt, wir konnten uns keine Ausländer mehr leisten, der Nachwuchs war nicht so gefördert worden, wir haben in den Playdowns gespielt und meine Weiterentwicklung hat stagniert.

Das klingt ein bisschen wie die Situation in Mainz nach der Meisterschaft.
Damals hatte ich keinen richtigen Einblick in die Hintergründe, aber wir hatten schon unsere Jugendarbeit.

Wie kam der Transfer zurück zu den Athletics zustande?
Ich habe eine Veränderung gebraucht. Darum habe ich die A’s kontaktiert. Ich bin ja im Guten weggegangen und war mit vielen noch befreundet.

In den letzten beiden Jahren waren aus dem Umfeld immer wieder Vorwürfe zu hören, die Tornados würden Dich überlasten und Deinen Arm kaputtmachen…
Es war eine schwierige Umstellung. Ich hatte viel Druck auf den Schultern, habe viele Pitches, viele Innings geworfen, aber im Endeffekt hat es mich weitergebracht. Ich habe Ausdauer und Kampfgeist entwickelt. Lange zu werfen geht nur über Kampf. Im Endeffekt hat es sich ausgezahlt, wenn es auch teilweise eine Überlastung war.

Es gab ein geradezu legendäres 170-Pitches-Nightgame in Mainz…
Die Woche danach war schwer für den Arm. Aber es ist toll, so ein Spiel mal geworfen zu haben. Und es hat keinen Schaden angerichtet.

Welche Rolle wirst Du künftig in Mainz spielen?
Starter. Ob im ersten oder zweiten Spiel, wird sich zeigen. Ich gehe davon aus, im ersten zu starten und im zweiten zu schlagen. In den letzten Wochen probiere ich mich im Leftfield aus, aber die Konkurrenz ist dort stark, ebenso an der ersten Base. Ich will mir aber auch in dem Spiel, in dem ich nicht pitche, einen Starting Spot erkämpfen.

Würde es einen Unterschied machen, in welchem Du pitchst?
Das Pitching ist aufwendig. Um meine Qualitäten zu zeigen, brauche ich Kraft. Daher ist es nicht sinnvoll, im ersten zu spielen und im zweiten zu pitchen. Aber wir haben den Luxus, mit Christian Decher und mir zwei deutsche Starter zu haben, also können wir uns abwechseln. Das ist eine tolle Sache, die die Bundesligisten mit ausländischem Starter nicht haben.

Bist Du schon gegen ausländische Pitcher angetreten?
Die Erfahrung habe ich schon gemacht. In Mannheim war in der zweiten Saisonhälfte Matt Kemp verletzt, daher durfte ich mich mit Ausländern messen. Einfach ist das nicht. Man muss gegen solch starke Gegner fast zu Null spielen, damit man eine Chance hat. Für einen Deutschen – egal ob für Decher oder für mich – ist es eine Ehre, im zweiten Spiel zu starten.

Wie groß ist der Unterschied zwischen ausländischen Bundesligapitchern und den besten Deutschen?
Er ist noch da. Durch das Highschool- und Collegesystem gewöhnen sich die Amerikaner schon mit 13, 14 Jahren an die hohe Belastung. Ihre Arme werden nicht so schnell müde. Aber der deutsche Baseball hat sich gut entwickelt. Viele Pitcher kommen schon an die 90-Meilen-Marke heran. Die Lücke ist nicht mehr sehr groß, gerade zwischen Decher und mir einerseits und den Amerikanern auf der anderen Seite.

Kommen wir zum Tagesgeschäft. Was können wir von den Spielen gegen Haar erwarten?
Es sind nur noch zwei Wochen bis zum Season Opener. Langsam wird es ernst. Wir Spieler finden unsere Positionen und der Trainer weiß, wen er wo aufstellen kann. Wir versuchen, das Spiel nicht mehr als Teil der Vorbereitung zu sehen, sondern als erstes Meisterschaftsspiel. Haar ist ein Konkurrent um die Playoffplätze, da wird schon der Siegeswille im Vordergrund stehen. Natürlich ist die persönliche Leistung noch wichtiger als das Ergebnis, aber wir müssen jetzt den Killerinstinkt entwickeln, auch um zu sehen, wo wir im Vergleich zu den Konkurrenten stehen.

Wo steht Ihr nach heutigem Stand?
Ich glaube, dass wir im Süden zu den Top Drei gehören. Es ist immer schwer, Heidenheim und Regensburg mit ihren vielen Ausländern einzuschätzen. Aber ich bin überzeugt, dass wir dieses Jahr die Chance haben, um die Deutsche Meisterschaft mitzuspielen. Ulli Wermuth hat sich, seit ich gegangen bin, sehr gut weiterentwickelt und ist einer der Toptrainer der Bundesliga. Mit Mike Larson haben wir einen der besten Hitter, die es in Deutschland gibt und die Kombination Larson/Max Boldt sucht fast ihresgleichen. Dazu kommt noch Andrew Jones, von dem wir sehr viel erwarten und erwarten können. Das wird für jeden deutschen Pitcher eine harte Nuss. Und wir haben den Teamzusammenhalt. Wir kommen auf den Platz und arbeiten für das Ziel: Meisterschaft. Diese Einstellung macht sehr viel aus. cka

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung, insgesamt oder in Teilen, bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.