Unser nächster Gegner weiß schon früh in der Saison, dass es – sofern kein größeres Wunder geschieht – nur eine Chance geben wird: In den Playdowns müssen die Tübingen Hawks irgendwie vor den Bad Homburg Hornets landen, um auch 2015 in der Bundesliga antreten zu dürfen. Größere Ziele sind de facto bereits so gut wie außer Reichweite.

Die Hawks sind kein ganz junger Verein mehr. 2015 feiern sie ihr 30. Jubiläum. Ein Schulprojekt im Jahre 1984 stieß die 1985 erfolgte Gründung der Hawks an. 1987 gewannen sie bereits erste Nachwuchstitel auf Landesebene, 1990 hatten sie ihren ersten Juniorennationalspieler. 1993 eröffneten sie auf einem ehemaligen französischen Militärgelände ein eigenes Stadion, das 1996 auf Bundesliganiveau ausgebaut wurde und heute nicht weniger als 600 Sitzplätze bietet. Und in ihrer ersten Saison in der höchsten Liga verpassten die Hawks 1997 die Playoffs nur um einen Platz – allerdings dennoch deutlich: Die Top 4 der Liga lagen mit 22-6 (Mannheim Tornados und Trier) bzw. 21-7 Siegen (Mainz und Regensburg) eng beieinander; Tübingen beendete die Saison mit 10-18 Siegen. Drei Jahre später schafften es die Hawks in die Meisterschaftsrunde, allerdings nicht in die K.o.-Phase – der damalige Modus sah vor dem Halbfinale eine Gruppenphase vor, in der die Hawks ebenso scheiterten wie 2001 als Tabellendritter der Südstaffel. Langfristig etablieren konnte sich unser nächster Gast dennoch nicht. 2003 stiegen sie nach Relegationsniederlagen gegen die Gauting Indians ab, gleichzeitig verloren sie ihr 19-jähriges Toptalent Philipp Hoffschild (von 2004 bis zum Karriereende nach der Saison 2013 regelmäßiger WM- und EM-Teilnehmer) an die Regensburg Legionäre.

2007-tübingen-miyagi
Die Entdeckung der Saison 2007: Shortstop Keigo Miyagi ging gegen Tübingen erstmals als Reliever auf den Mound, fiel unterwegs auf die Nase, etablierte sich aber sofort als herausragender Pitcher.

Seitdem sind die Hawks ein Pendler zwischen den Ligen. Nur die Übernahme der Zweitligalizenz der Herrenberg Wanderers verhinderte 2004 den Abstieg in die Drittklassigkeit. 2006 und 2007 spielten die Hawks erneut in der Bundesliga, wo sie in zwei Jahren nur zehn Spiele gewannen. In Mainz erlebten sie am viertletzten Spieltag das Debüt eines Stars: Mit tosendem Applaus begleitete die Sandflora den Japaner Keigo Miyagi, der bislang als Shortstop und Leadoff Hitter eine starke Saison spielte, als er als Reliever zum ersten Mal den Pitcherhügel erstieg. Miyagi legte sich unterwegs zwar auf die Nase, hielt aber das Inning mit seiner ungewöhnlichen Wurftechnik kurz. Dann stieg der kleine Japaner freudestrahlend vom Hügel herab, wissend, dass er nicht nur in diesem Durchgang einen großen Anteil hatte, dass die Hawks in Mainz keinen Blumentopf gewinnen konnten: Die drei Hängegeranien, die zwischen den Spielen verlost wurde, blieben ebenso wie die beiden Punkte in den Reihen der Athletics. Und Miyagi wurde als Pitcher eine ungeheuer wichtige Schlüsselfigur auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft.

Im Jubiläumsjahr 2010 und in der Saison 2011 traten die Hawks sogar nur in der Verbandsliga an. Zwei Aufstiege nacheinander brachten sie schon 2013 wieder in die erste Liga, wo sie sich als Tabellenletzter in den Playdowns mit 3-0 Siegen gegen Bad Homburg retteten – auch die Hornets blieben erstklassig, weil niemand aufsteigen wollte. Und wieder waren die Tübinger Zeuge eines besonderen Mainzer Moments: Bei unserem 7:2-Auswärtssieg im Juni traten wir als erster Bundesligist mit einem komplett selbst ausgebildeten Team an: Pitcher Christian Decher, die Infielder Tim Stahlmann, Max Boldt, Nici Weichert und Lennard Stöcklin, die Outfielder Julius Spann und Kevin Kotowski sowie der Designated Hitter Timmy Kotowski, erster Absolvent der Rhein Main Baseball Academy, spielten seit früher Jugend für die Athletics. Catcher Andreas Lastinger und Leftfielder Patrick Runkel wurden spät verpflichtet, bekamen aber in unserer zweiten Mannschaft den letzten Feinschliff.

2013-tübingen-tkotowski
Stellvertretend für das erste komplett selbst ausgebildete Bundesligateam: Timmy Kotowski beim 7:2 in Tübingen im Juni 2013.

Aktuell teilen sich die Hawks mit den Bad Homburgern den letzten Tabellenplatz. Weil es noch kein direktes Duell gab, stehen für beide Teams zwölf Niederlagen aus ebensovielen Spielen in der Bilanz. Zum Saisonauftakt verloren sie zuhause nur 0:1 gegen die Athletics. Max Boldts Kampfgeist ermöglichte unseren Run: Unser Nationalspieler schlug nach sechs Foulballs ein Double und scorte durch Lennard Stöcklins Basehit. Mehr ließ der effiziente Tübinger Pitcher Kyle Waddell nicht zu. Zuletzt verloren die Hawks vier Topspiele, darunter unter der Woche 0:32 gegen die Regensburg Legionäre, weil ihnen im eng getakteten Spielplan die Pitcher ausgingen. cka

boldt-in-tübingen-2
Max Boldt scorte zum Saisonauftakt den einzigen Punkt der Partie zwischen Tübingen und Mainz.

festschrifttitel
Mehr davon? Am 20. Juni erscheint unsere Jubiläumschronik „25 Jahre Mainz Athletics“!

Die Bilanz der A’s gegen die Tübingen Hawks:
46 Spiele, 39 Siege, 7 Niederlagen.

In Mainz:
22 Spiele, 20 Siege, 2 Niederlagen.

In Tübingen:
24 Spiele, 19 Siege, 5 Niederlagen.

Die ersten Begegnungen:
3:7, 8:7, 19:1, 16:0 (1997).

Die bisher letzten Begegnungen:
1:0, 13:2 (2014).

Der erste Sieg:
8:7 (1997).

Der höchste Sieg:
19:1 (2012).

Die höchste Niederlage:
1:9 (2002).

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung, insgesamt oder in Teilen, bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.