Stress eines Weltreisenden: Keine fünf Minuten nach seiner Ankunft am Hartmühlenweg posierte AJ Mackey schon mit Marcel Felsmanns Trikot und der Kappe des Coachs für den Fotografen. Foto: sportausmainz.de/Eisenhuth
Stress eines Weltreisenden: Keine fünf Minuten nach seiner Ankunft am Hartmühlenweg posierte AJ Mackey schon mit Marcel Felsmanns Trikot und der Kappe des Coachs für den Fotografen. Foto: sportausmainz.de/Eisenhuth

Die letzten Vorbereitungen laufen am Hartmühlenweg. Unser letzter Neuzugang, Pitcher AJ Mackey ist am Mittwoch eingetroffen, wechselte schnell ein paar Worte mit seinem neuen Coach und wurde dann direkt zum Fotoshooting verhaftet. Fünf Uhr nachmittags war’s, „aber für mich fühlt es sich an wie zwei Uhr morgens“, sagte Mackey. Drei Stunden Flug von Orlando nach New York, zwei Stunden Aufenthalt, dann acht Stunden über den Atlantik nach Frankfurt, das macht müde. Die am Platz vorbeifahrenden Züge hat der Pitcher schon kennengelernt. Und sich zwischen Tür und Angel für eine Rückennummer entschieden. Mackey übernimmt die 2 von Lucas Dickman.

„Vor fünf, sechs Wochen haben wir uns erst entschieden, noch einen Starter zu holen“, erklärt unser Sportmanager Benjamin Hieronimi. „Eigentlich wollten wir Michael McIver wieder holen, aber der hat uns wegen Rückenproblemen abgesagt. Er hätte Lust gehabt, noch einmal nach Mainz zu kommen, aber es ging nicht.“ Mackey war einer von mehreren hundert Baseballern, die sich bei uns beworben haben. Bei einem uns gut bekannten Spielervermittler und seinen ehemaligen Coaches haben wir uns ausführlich über Mackey informiert und sind überzeugt, dass er uns helfen kann. Vorerst soll er die zweiten Spiele starten. Christian Decher ist einstweilen Reliever. Im Mai wollen wir die Situation neu bewerten.

„Meiner Meinung nach hatten wir mit Janni Stöcklin einen sehr guten Starter und Tiefe im Bullpen“, sagt unser Coach Ulli Wermuth. „Wir hätten die Saison damit bestreiten können, sofern sich keiner verletzt. Dank AJ sind wir jetzt auch bei einem Ausfall wettkampffähig.“

Der Pitcher aus Florida ist der vierte Neuzugang für die Saison 2015. „Wir haben uns clever verstärkt“, glaubt Hieronimi. Das beginnt mit dem neuen Catcher. Gleichzeitig Ausländer Shortstop spielen und catchen lassen ist in der Bundesliga nicht möglich. Die Verpflichtung Jonathan Wagners erlaubt es uns, die wichtige Infieldposition wieder mit einem Amerikaner zu besetzen. „Wir kennen Wagner schon lange“, sagt Hieronimi. „Wir wissen, was wir kriegen.“ Nämlich einen 23-Jährigen, der für die Stuttgart Reds und die Mannheim Tornados schon 160 Bundesligaspiele absolvierte, die Catcherposition sehr gut kennt und offensiv in 561 At Bats 133 Hits schlug (darunter drei Triples und sechs Homeruns).

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Vom neuen Shortstop Joel Johnson erwartet unser Coach Doubleplays

Und auch Joel Johnson, den neuen Shortstop, kannten wir. Genau genommen: Ihn kannte unser neuer Coach Don Freeman, unter dem Johnson schon einmal trainierte. „Wenn wir Ausländer holen, wissen wir sonst nie genau, ob sie auch passen“, sagt Hieronimi. „Wir hatten immerhin meistens ein gutes Händchen.“ Ulli Wermuth hält den Shortstop aus dem US-Staat Washington für eine große Verstärkung im Infield: „Ich habe keine Zweifel, dass wir mit mehr Doubleplays und weniger Errors rechnen können, auch weil Lennard Stöcklin noch besser sein wird. Am Schlag wird Joel einer von unseren normalen Spielern sein. Ich verlange von ihm keine Riesenleistung. Vielleicht ist er in dier Lage, .300 zu schlagen, aber ich kann auch mit weniger leben, solange die Defense stimmt.“

Außerdem ist Peter Johannessen wieder da, der schwedische Routinier, der schon 2011 und 2012 in unserem Outfield spielte. „Peter wird immer mal wieder für Homeruns gut sein“, sagt Wermuth, „aber seine größte Stärke liegt darin, viel auf Base zu kommen. Er wird viel walken, lange At Bats haben, uns aber auch im Outfield Sicherheit geben.“

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Ulli Wermuths Fazit: „Wir sind noch stärker als 2014. Wir haben wie jedes Jahr eine gute Mannschaft mit mehr Reife, mehr Tiefe im Pitching. Und wenn wir das Minimalziel Playoffs erreicht haben, ist alles möglich.“

Vier Mann haben uns verlassen, wenn man Marcel Felsmann mitzählt, der erst Ende Mai aus den USA zurückkommen wird. Wie schwer die Verluste wiegen, ist schwer zu sagen. „Von Michael McIver hatte ich eine hohe Meinung“, sagt auch Wermuth. „Andrew Jones war ein guter Catcher, aber nicht der Ehrgeizigste. Auch abseits des Trainings muss man sehr viel Zeit in den Sport investieren. Das braucht man, um in der Bundesliga ein Topspieler zu sein. Dass Lucas Dickman nicht mehr da ist, ist schade. Aber Reisende soll man ziehen lassen. Wir unterstützen ihn, wenn er den Traum verwirklichen kann, Profi zu werden.“ Man muss sagen, dass er in Regensburg dafür nicht falsch aufgehoben ist. Die Infrastruktur dort ermöglicht es Spielern, das Beste aus sich zu holen. Ich glaube, dass man das in Mainz auch kann, aber hier braucht man noch mehr Selbstdisziplin.“

Wermuths Fazit unterm Strich: „Wir sind noch stärker als im letzten Jahr. Wir starten von Anfang an mit einem Ausländer. McIver ist ja im letzten Jahr erst spät gekommen. Unser erstes Ziel ist aber das gleiche wie in jedem Jahr außer 2014: Wir wollen in die Playoffs. Wir haben wie jedes Jahr eine gute Mannschaft mit mehr Reife, mehr Tiefe im Pitching. Und wenn wir das Minimalziel erreicht haben, ist alles möglich.“

So sieht auch unser Präsident die Lage. „Unser bisheriger Kader ist ein Jahr stärker und reifer geworden. Wir haben nur einen Stammspieler verloren. Wir haben jetzt zwei Trainer, die sich abstimmen können, ihre Meinungen reflektieren, zusammen auf neue Ideen kommen“, sagt Hartmut Schäfer.

Ulli Wermuth wird der Manager bleiben, Don Freeman eher der Onfield Coach, der bei den Spielen in der 3rd Base Box die Offensive dirigiert. „Meine Coachingerfahrung ist klein im Vergleich zu seiner“, sagt Wermuth. „Ich kann viel von ihm lernen. Er von mir aber auch: Ich kenne die Rahmenbedingungen im deutschen Baseball. Dafür muss man ein Gefühl bekommen. Ich habe es.“

Am Samstagabend, 19 Uhr, geht es wieder los. Über acht Monate nach unserem letzten Bundesligaspiel der Saison 2014 eröffnen wir gegen die Heidenheim Heideköpfe die neue Spielzeit. Wir freuen uns darauf. cka

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