Die erste gute Nachricht: Die Bälle haben gereicht. Die zwei Kartons Spielbälle, die uns die Bad Homburg Hornets freundlicherweise kurzfristig zur Verfügung gestellt haben, als Notreserve angesichts des gewaltigen Verbrauchs in den 14 Innings vom Samstagabend, haben wir nicht anbrechen müssen, sie gehen ungeöffnet zurück zu den Hornets. Vielen Dank dafür!
Die zweite gute Nachricht: Auch im zweiten Spiel gegen die Heidenheim Heideköpfe haben wir gesehen, dass unsere Bundesligamannschaft grundsätzlich mit Topteams mithalten kann. Zwar führten die Heideköpfe zwischenzeitlich 7:1, wir kamen aber noch auf 7:5 heran und am Ende fehlte ein Meter zum Ausgleich. Die Saison hat zwar eben erst begonnen, aber bereits jetzt spricht manches dafür, dass die Württemberger auch 2015 das Team sind, an dem sich jeder ambitionierte Verein im Süden messen muss. Wir haben zwei absolut offene Spiele gesehen, Spiele auf Augenhöhe, die durch Kleinigkeiten entschieden wurden: Tagesform. Tiefe im Bullpen. Glück und Pech am Schlag, Schärfe in der Defensive, Schiedsrichterentscheidungen. Wer weiß, vielleicht sogar der Fahrplan der Züge, die an unserem Stadion vorbeidonnern. Kleinigkeiten, die sich summieren und solche Spiele aus ihrer Balance in diese oder jene Richtung kippen lassen, am Samstag zu unseren Gunsten, am Sonntag nicht.
Unsere Coaches hatten das Infield ein bisschen umgestellt; eine Überraschung war das nicht. Jonathan Wagner blieb diesmal draußen, Max Boldt catchte an seiner Stelle, Nici Weichert übernahm die Position an der zweiten Base. Als Pitcher standen Starter AJ Mackey und die Reliever Tim Stahlmann und Pascal Raab zur Verfügung.
Das erste 1:0 des Jahres
Und wir gingen direkt mal 1:0 in Führung. Mackey begann sein erstes richtiges Spiel – den kurzen Offensivauftritt im 14. Inning des Vorabends wollen wir an dieser Stelle übergehen – ordentlich, servierte Philip Schulz und Jay Pecci zwei Flyouts, kam mit 17 Pitches und nur einem Runner durch sein erstes Bundesligainning. Unsere Offensive begann mit zwei Aus, dann aber schlug Mike Larson ein Double und kam durch Peter Johannessens Line Drive knapp innerhalb des First Basemans ins Rightfield zur Führung nach Hause. Die Heideköpfe konterten im zweiten Inning. Johannes Krumm, Starting Pitcher des ersten Spiels, kam mit einem Walk auf die erste Base und nach und nach zum 1:1 durch.
Die große Offensivqualität der Württemberger dominierte die Mitte des Spiels. Drei der vier ehemaligen Minor-League-Spieler in der Heidenheimer Offensive sorgten für eine komfortable Führung: Jay Pecci, der 38-jährige Kalifornier, der einst von den Oakland Athletics gedraftet wurde und in 15 Minor-League-Jahren 25 Partien auf AAA- sowie 405 auf AA-Niveau absolvierte, brachte im dritten Inning mit einem Triple das 2:1 durch und scorte selbst nach einem Wild Pitch. Das fünfte Inning eröffnete Pecci mit einem Double. Der Homerun von James McOwen (72 Spiele auf AA-Niveau) bedeutete das 5:1. Im siebten Inning scorte nach Nationalcatcher Simon Gühring auch der Heidenheimer Neuzugang Aaron Dunsmore. Lediglich Thomas di Benedetto fehlte noch die Effizienz.
Unserem Team fehlten diesmal die Mittel, um diese Offensivwucht zu kontrollieren. Umso beeindruckender, was im fünften Inning geschah. Nach dem Homerun waren die Bases schnell wieder besetzt. Bei einem Aus wechselten unsere Coaches den Pitcher. Tim Stahlmann kam auf den Mound, feuerte in schneller Folge sechs Strikes über die Platte und kam ohne weitere Runs aus dem Inning. Jeden Ansatz von Heldenverehrung wehrte Stahlmann sofort ab: „Ich war ja nur der Arm. Mein Kopf war aus, ich habe versucht, gar nicht zu denken, sondern mich nur darauf zu konzentrieren, was Max macht.“ Max Boldt, der Catcher, der die Pitches bestellt. „Er ist das Gehirn“, sagte Stahlmann. „Er denkt sehr gut mit, er ist kreativ.“ Boldts Anteil an den beiden Strikeouts? „50 Prozent gehören ihm, 50 Prozent mir“, entschied der Pitcher.
Unsere Offensive war in dieser Phase nicht wehrlos, aber brachte die Runs nicht über die Platte. Boldt kam im ersten, dritten und siebten Inning jeweils bei zwei Aus bis zur dritten Base, aber nicht weiter. Joel Johnson war im vierten Inning bei einem Aus auf der zweiten Base und blieb dort hängen. Das Ergebnis war zwischenzeitlich etwas deutlicher als der Spielverlauf.
Comeback in der Schlussphase
Im siebten Inning fand unser Angriff wieder vollends ins Spiel. Marcel Raab scorte nach einem Fehler des Heidenheimer Shortstops Philip Schulz, Mike Larson nach einem Schlag von Peter Johannessen, der exakt in die Lücke zwischen 2nd Baseman, Shortstop und Centerfielder passte. Im achten Inning fingen die Heideköpfe zwar Nici Weichert zwischen der ersten und zweiten Base ein, aber wieder scorte Marcel Raab, diesmal nach einem mächtigen Double von Kevin Kotowski bis an den Zaun im Left Centerfield. Es war knapp, Raab musste sich mit einem Hechtsprung der Homeplate entgegenwerfen, um knapp vor dem Ball mit der flachen Hand draufzupatschen, Kotowski holte sich währenddessen noch die dritte Base.
Strikeouts gegen Marcel Schulz und Mike Larson verhinderten das 5:7, das Boldt als erster Angreifer im neunten Inning gegen den eingewechselten Samuel Markofsky mit einem Homerun knapp über den Zaun im Right Centerfield nachholte. Peter Johannessen kam mit einem Walk auf die erste Base und nach einem fürchterlich misslungenen Pickoff-Versuch direkt zur dritten, sah von dort die ersten beiden Aus und den Schlag, mit dem Nici Weichert in der letzten Aktion der Partie fast der Ausgleich gelungen wäre. Der Ball flog weit ins Leftfield, ein Meter machte vielleicht den Unterschied zwischen dem profanen Flyout, das das Spiel beendete, und dem ersten Bundesliga-Homerun unseres Infielders. Eine dieser Kleinigkeiten eben, die enge Spiele entscheiden.
„Wir können viele Spiele gewinnen“, sagte unser Coach Ulli Wermuth. „Wir hatten eine solide Defense, müssen aber noch ein bisschen Outfieldtraining nachholen. Die Grounder müssen sauberer in die Handschuhe kommen. Und wir müssen offensiv noch konstanter werden. Ein paar Jungs haben am Schlag nichts beigetragen, nichts produziert. Wenn wir uns da noch verbessern, sind wir sehr gefährlich. Aber wir müssen nur nachjustieren. So früh im Jahr ist das kein Problem.“ cka
Heidenheim Heideköpfe 0 1 2 0 2 0 2 0 0 7 Mainz Athletics 1 0 0 0 0 0 2 1 1 5
Mainz Athletics: CF K. Kotowski (0 Runs/1 RBI), RF Schulz, DH Larson (2/0), C Boldt (1/1), LF Johannessen (0/2), 3B L. Stöcklin, SS Johnson, 2B Weichert, 1B T. Kotowski (7. 1B M. Raab, 2/0) – P Mackey (5.1 P Stahlmann).
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