Von einem ernüchternden Wochenende kam unsere Bundesligamannschaft aus Regensburg zurück. Wir haben gewusst, dass wir dort gegen einen der allerstärksten Gegner in Deutschland spielen würden. Wir haben gehofft, dort etwas holen zu können, denn wir haben vertraut auf unsere Qualitäten. Und wir haben gesehen, dass wir diese Qualitäten auch auf hohem Niveau haben. Aber auch, dass kleine Schlüsselszenen ausreichen können, um auch offene Spiele am Ende deutlich zu verlieren. Leichte Vorteile hatten die Legionäre auch im zweiten Spiel am Samstagnachmittag von Anfang an – wäre es nicht so, hätten sie etwas dramatisch falsch gemacht. Sehr lange waren wir aber nah dran an einem Auswärtserfolg. Die happige 3:9-Niederlage entwickelte sich in dieser Höhe erst ganz spät im Spiel.
Die Schlüsselszene ereignete sich im achten Inning. Mike Larsons Single und die RBI-Doubles von Max Boldt und Lennard Stöcklin hatten unser Team gerade von 1:4 auf 3:4 herangebracht. Ein Aus hatten die Legionäre schon geschafft, Marcel Raab einen weiteren Basehit geschlagen. Und Jonathan Wagner schlug einen Linedrive in Richtung Rightfield – den sich Ludwig Glaser mit ganz langem Arm gerade so schnappte. „Der First Baseman fängt den Ball und tritt auf die Base“, beschrieb unser Pitcher Jan-Niclas Stöcklin, Glasers Kollege in der Nationalmannschaft, die Szene. „Doubleplay.“ Wagner war aus, Raab, der schon unterwegs war zur zweiten Base, ebenso. Und Lennard Stöcklins Run zählte nicht, weil das Inning vorbei war. „Wenn das anders läuft, geht das Spiel andersherum aus“, da legte sich unser Pitcher fest. „Es ist gut zu sehen, dass wir jemanden wie Regensburg grundsätzlich schlagen können. Aber im Grunde genommen ist das den meisten von uns egal. Wir haben verloren.“
Deutlich verloren, weil die Offensive der Legionäre noch einmal aufdrehte, auf 5:3 erhöhte, gegen Tim Stahlmann nach dem zweiten Aus mit Geduld und Walks die Bases füllte und gegen den frisch eingewechselten Nick Böttger durch Pascal Amons Grand Slame Homerun vier weitere Punkte scorte. „Eine unglückliche Situation“, nahm Stöcklin seinen Kollegen in Schutz. „Wir haben die Tiefe im Pitching Staff. Bei Bases loaded können wir wechseln. Der Regensburger hat den Ball einfach gut erwischt. Das gehört zum Baseball dazu. Es hätte genauso ein Flyout werden können. Darum sollte man das nicht überbewerten.“
In den ersten Innings hatten unsere Angreifer ihre Schwierigkeiten mit den Pitches des neuen Regensburger Linkshänders Gianny Fracchiolla. „Er ist einer der guten Pitcher in der Liga“, analysierte Stöcklin den Venezolaner. „Er wirft für einen Leftie relativ fest, aber er war nicht überragend. Ich glaube nicht, dass er unschlagbar war. Wir hatten gute Kontakte, haben aber oft unglücklich auf die Leute gehauen.“
Fracchiolla warf immer wieder seine Strikeouts, neun in sechs Innings. Eine Menge. Aber er streute auch seine Walks, seine Balks ein. „Kein einfacher Gegner“, sagte Stöcklin, „aber bei uns war AJ Mackey auch gut im Spiel. Er hat kontrolliert geworfen, die Defense hat die Plays gemacht.“ Vier seiner fünf Innings beendete unser US-Starter ohne Regensburger Runs. Dreimal war es eine eindeutige Sache, nur im fünften Inning war es knapp. Den Regensburger Leadoff Matt Vance schnappte sich unsere Defensive beim Versuch, die zweite Base zu stehlen. Gegen Phil Howard gelang sofort das zweite Aus. Ludwig Glaser schaffte es allerdings nach einem Error, einem schlechten Pitch und einem Basehit von Chris Howard bis auf die dritte Base und fast bis zur Homeplate – Joel Johnsons Wurf zum Catcher Jonathan Wagner verhinderte den Run und beendete das Inning.
Das Problem in den ersten zwei Dritteln der Partie war das zweite Inning. Und das Problem war nicht groß: Chris Howards Homerun und anschließend ein bisschen Kleinkram hatten die Legionäre 3:0 in Führung gebracht. „Regensburg hat viele Hitter drin, die mit Leichtigkeit Homeruns hauen können“, sagte Stöcklin. „Damit muss man rechnen. Natürlich wollen wir das nicht zulassen, aber so etwas passiert einfach.“ 0:3 im zweiten Inning. Der Ausgleich lag lange nicht in der Luft, in der Mitte der Partie aber kam er in Reichweite. Fracchiolla schwächelte, Jonathan Wagner verkürzte nach einem Schlag von Kevin Kotowski auf 1:3. Drei Runner blieben im fünften und sechsten Inning an der zweiten Base hängen. Regensburgs 4:1 beantwortete unser Team umgehend mit seiner stärksten Offensivphase: Larsons Single, Boldts Double, Lennard Stöcklins Double, Marcel Raabs Single – und Wagners Schlag in Richtung Rightfield, der für Glaser gerade so nicht unerreichbar war, andernfalls mindestens das 4:4, vielleicht sogar die Führung gebracht hätte. Konjunktiv halt.
„Wir waren nah dran“, sagte Stöcklin. „Der Glaube war da. Aber dann haben wir es wieder aus der Hand gegeben und am Ende war die Energie aus der Sache raus. Ein 3:9 zu drehen ist nicht unmöglich, aber Regensburg hatte Wolfgang Reitter auf dem Mound. Dann ist das nicht mehr einfach.“
Nun haben wir eine längere Pause: Der nächste Spieltag findet ohne uns statt, der Doubleheader in Tübingen wurde ans Saisonende verlegt. „Gut, dass jetzt die Pause kommt“, sagte Stöcklin. „Das Team weiß, dass wir besser spielen können und auch nach diesen beiden bitteren Niederlagen Chancen haben, jeden in der Liga zu schlagen. Wir haben nach dem Spiel noch einmal toll zusammengehalten und die Situation besprochen. Wir wissen, was wir in uns haben. Wir müssen es nur abrufen. Daran wird in der Pause jeder von uns noch einmal hart arbeiten. Und dann greifen wir Stuttgart an.“ Die Reds sind am 30. April und 1. Mai am Hartmühlenweg zu Gast. cka
Mainz Athletics 0 0 0 0 1 0 0 2 0 3 Regensburg Legionäre 0 3 0 0 0 0 1 5 - 9
CF K. Kotowski (1 Run/0 RBIs), SS Johnson, DH Larson (1/0), 1B Boldt (1/1), LF Johannessen, 3B Stöcklin (0/1), RF Spann (8. RF M. Raab), C Wagner (0/1), 2B Weichert – P Mackey (6. P Stahlmann, 8.2 P Böttger).
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