Nach dem spielfreien Wochenende geht die Bundesliga für unser Team an einem ganz ungewöhnlichen Termin weiter: Der Feiertag macht’s möglich, dass wir uns schon am Donnerstag um 19 Uhr sowie am Freitag um 14 Uhr am Hartmühlenweg sehen, wenn die Stuttgart Reds zu Gast sind.
Die Reds sind Tabellenzweiter im Süden. Was das wert ist, kann so früh in der Saison freilich keiner sagen. Vier Spiele fehlen zu einer ausgeglichenen Tabelle, nämlich die der Tübingen Hawks gegen unser Team und in Mannheim, aber es gibt keine Ergebniskombination, durch die diese vier Nachholspiele die Reds vom zweiten Platz verdrängen könnten. 6:2 Siege stehen in der Bilanz der Stuttgarter, nämlich zwei hohe Niederlagen gegen Regensburg (6:13 und 0:10) sowie vier Erfolge gegen die beiden Tabellenletzten der vergangenen Saison: 8:3 und 18:2 in Tübingen, 11:1 und 7:5 gegen Bad Homburg. Die beiden Auftaktspiele gegen die hoch gehandelten Haar Disciples sind es, die die Situation hochinteressant machen; das 3:2 im zweiten Spiel etwas weniger als die erste Partie: Nach vier Innings hatten die Disciples in Stuttgart 9:4 geführt, dann war das Spiel gekippt. Mit 12:12 ging es ins Extra-Inning, in dem die Disciples dreimal scorten und die Reds mit fünf Runs zum 17:15 konterten.
„Weil sie nie aufgegeben haben. Das muss man ihnen hoch anrechnen. Sie sind immer drangeblieben, immer im Spiel geblieben. Das war der Schlüssel zum Erfolg“, analysiert Jonathan Wagner die Partie. Unser Catcher weiß genau, von wem er redet; 2014 spielte Wagner noch für die Reds.
„Für mich ist es immer etwas Besonderes, gegen meinen alten Verein zu spielen“, sagt Wagner. „Ich kenne die Jungs, ich habe ein Jahr lang mit ihnen die Saison verbracht – persönlich meine erfolgreichste Saison durch das Erreichen des Halbfinales.“ Mit zwei hohen Niederlagen, aber drei knappen Siegen warfen die Stuttgarter den Nord-Vizemeister Bonn Capitals aus dem Playoff-Viertelfinale, ehe in der nächsten Runde die Heidenheim Heideköpfe mit 14:4, 7:1 und 8:0 kurzen Prozess mit dem Konkurrenten aus der Landeshauptstadt machten. „Ich freue mich tierisch auf die Spiele“, sagt Wagner, „weil ich mich immer gut mit dem Verein verstanden habe und super aufgenommen worden war.“ Unser Catcher stellt aber auch klar, damit gar keiner auf komische Ideen kommt: „Man kennt sich und ist gut befreundet, aber auf dem Platz will ich für Mainz gewinnen.“
Defensiv sieht sich Wagner in einer kniffligen Situation: „Ich kenne unsere Pitcher. Ich weiß, welche Pitches sie in welchen Counts am liebsten werfen, was ihre Stärken sind. Durch meine ruhige Art versuche ich das Spiel so zu gestalten, dass die Pitcher so wenig wie möglich strategisch denken müssen und sich voll auf das Pitchen konzentrieren können. Ich kenne aber auch die Stuttgarter Spieler. Ich habe einen guten Eindruck davon, was sie am besten können und wie man sie zu pitchen hat. Das ist ein großer Vorteil, glaube ich, allerdings kann es auch zum Nachteil werden, weil sie mich ja auch kennen. Sie wissen, wie ich in Stuttgart das Spiel gestaltet habe, sie kennen meine Tendenzen, Pitches zu callen.“ Wagner kündigt an, gegebenenfalls im Spiel die Strategie zu variieren. „Aber das werde ich mit den Pitchern vor dem Spiel und während der Innings ausgiebig besprechen“, sagt unser Catcher.
Eine erste Routine im neuen Klub konnte sich Wagner auch durch seine Einsatzzeiten aneignen, die ausführlicher waren, als zunächst erwartet. Ursprünglich sollte sich der Neuzugang mit Max Boldt die Catcherposition teilen. „Ich hatte ausführliche Gespräche mit Ulli und Don“, erläutert Wagner die Planänderung, durch die er fünf von möglichen sechs Spielen hinter der Platte bestritt. „Ich habe beiden Coaches gesagt, dass ich in den letzten Jahren nie Probleme hatte, beide Spiele eines Spieltags zu catchen, und wir haben uns darauf geeinigt, dass Max und ich uns die Spiele teilen, wenn wir einen Doubleheader an einem Tag spielen. Wenn der Spieltag so aufgeteilt ist wie jetzt, catche ich beide.“
Auch offensiv fühlt sich Wagner wohl im neuen Umfeld: „Ich habe ein gutes Gefühl am Schlag“, beschreibt der Catcher die Situation. „Ich habe bisher die Pitches gut gesehen, so dass ich wirklich auf meine Pitches warten konnte. Die Spiele sind auch gut gelaufen.“ Vier Singles und drei Doubles in 22 At Bats ergaben bisher zwei Runs, drei RBIs und eine Average von .318, die bisher nur Boldt, Kevin Kotowski und Peter Johannessen übertreffen – und Marcel Raab, der aber in dieser Saison erst fünfmal am Schlag war. „Man wird sehen, wie das weitergeht“, sagt Wagner. „Ich versuche, durch meine At Bats dem Team zu helfen und weniger meine Statistik hochzuschrauben.“ Natürlich bedingt sich beides gegenseitig. „Ich versuche weiter, mein Ding an der Platte zu machen“, verspricht unser Catcher. „Wenn ich damit dem Team helfen kann, bin ich zufrieden.“ cka
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