Die konzentrierte Vorbereitung hat ihren Zweck erfüllt: Nach dem 1:0 am Donnerstagabend gewann unser Bundesligateam auch am Freitag gegen die Stuttgart Reds – 3:2 in 12 Innings. „Exciting Stuff, eh?“ rief Peter Johannessen in die Runde, als sich der große Jubel gelegt hatte. Zweifellos: Ein aufregender Nachmittag.
Wie schon im ersten Spiel passierte lange nicht viel auf dem Scoreboard; auf den Bases war aber schon früh mehr los als am Donnerstag. Die Reds brachten im zweiten und im vierten Inning Runner auf die zweite Base, wir hatten im dritten Inning erstmals alle Bases besetzt nach einem Single von Kevin Kotowski und Walks für Peter Johannessen und Max Boldt. Allerdings hatten die Reds schon zwei Aus und Mike Larson schlug ins dritte.
AJ Mackey hatte schon nach vier Innings Feierabend. 78 Pitches hatte unser Starter geworfen, sechs Strikeouts, vier Hits abgegeben, aber keinen Run. Ordentlich. Sein Reliever Tim Stahlmann erhöhte die Frequenz noch, servierte im fünften Inning mit 13 Pitches zwei Flyouts an der dritten Base und ein Aus an der zweiten und brauchte für die drei Strikeouts im sechsten Inning nur zehn Würfe, worauf unsere Offensive noch einmal intensiv an der Führung arbeitete: Basehit von Mike Larson ins Rightfield, Sacrifice Hits von Jonathan Wagner und Timmy Kotowski – und Lennard Stöcklins Schlag ins Outfield war nicht schlecht, kam aber etwas zu nah an den Mann. Flyout, weiter 0:0.
Mit etwas Glück gingen jetzt die Reds in Führung. Zwei Mann waren auf Base, nach einem Doubleplay nur noch Shortstop Daniel Zeller an der dritten. Vor dem Flyout, das das Inning beendete, nutzte dieser einen verunglückten Pitch zum 1:0 im siebten Inning.
Unser Team wehrte sich, hatte defensiv schon wieder alles unter Kontrolle, brachte Runner auf die Bases, aber nicht nach Hause. Bis der starke Pitcher Eric Massingham die Präzision verlor. Der Stuttgarter Starter eröffnete zwar das neunte Inning mit einem Strikeout gegen Nici Weichert, gab dann aber die drei Basehits ab, mit denen Kevin Kotowski das Spiel ausglich. Dank eines RBI von Peter Johannessen, aber auch dank des Geists der Sandflora, dieses oft transzendenten, dann aber auch wieder sehr realen Ungetüms, das schon immer in den entscheidenden Situationen das Publikum packen und die Mannschaft tragen konnte, auch am Hartmühlenweg für besondere Momente sorgt. Der Ausgleich war da im neunten Inning, Runner auf den ersten beiden Bases, aber für mehr reichte es zunächst nicht.
Im zehnten Inning passierte nichts. Stahlmann hielt die Stuttgarter unter Kontrolle, aber auch unsere Offensive brachte den Ball nicht aus dem Outfield heraus. Im elften hatten wir ein Problem, ein unnötiges. Tim Stahlmann warf Thomas de Wulf ab, der sich mit einem Steal und einem Basehit seines Catchers Troy Weinert auf die dritte Base schob. „In dem Moment hatten wir den richtigen Riecher“, sagte Ulli Wermuth. Der Coach besuchte Stahlmann auf dem Mound, bestellte einen Pickoff-Versuch beim zweiten Pitch, der auch kam. Aber de Wulf war schon unterwegs und Lennard Stöcklins Wurf erreichte den Catcher nicht. „Wenn der Wurf von Lenny an Home ankommt, ist alles wunderbar“, sagte Wermuth. So aber führten die Reds 2:1. Und sie versuchten den gleichen Steal direkt noch einmal, aber zweimal klappte das nicht.
Und der Kampfgeist war geweckt. Marcel Raab, frisch eingewechselt für den glücklosen Weichert, konterte sofort mit einem Basehit, hatte zwar bei Kevin Kotowskis Schlag keine Chance, die zweite Base zu erreichen, aber die erste war immer noch besetzt. Und unser Centerfielder brachte es fertig, von dieser ersten Base aus zu scoren, ohne dass der Ball geschlagen werden musste: durch eine Kombination aus Steal, Wild Pitch und verpatztem Wurf des Catchers an die dritte Base. Der Ausgleich.
Manuel Möller kam jetzt auf den Mound, erledigte seine Arbeit absolut souverän. Und Max Boldt brachte die Reds richtig in die Bredouille mit einem Leadoff Double im zwölften Inning. Die Reds reagierten mit einem Intentional Walk für Mike Larson. Mutig. Einerseits holten sie sich damit die Möglichkeit eines Doubleplays und ließen den Mainzer Powerhitter nicht schlagen, andererseits waren bei keinem Aus in der unteren Hälfte eines Extra-Innings jetzt zwei Bases besetzt. Alle drei, nachdem Jonathan Wagner einen Bunt legte und der Wurf des Relievers Marcel Hering nicht rechtzeitig an der dritten Base ankam. Bases loaded, kein Aus. Ein Traum für den nächsten Angreifer. Timmy Kotowski hatte nur noch die Aufgabe, den Ball weit weg zu schlagen, ohne Rücksicht auf Verluste, irgendwo hin. Boldt flitzte an der dritten Base hin und her, löste sich, deutete einen Sprint an, brach ab, irritierte die Defensive. Der junge Kotowski sah sich zwei Balls an, schlug den dritten Pitch ins Centerfield. Nicht präzise, nicht herausfordernd für den Outfielder, aber darum ging es nicht. Es ging darum, Boldt Zeit zu geben, das 3:2 zu vollenden, es ging darum, den Rest des Teams aus dem Dugout aufs Feld sprinten zu lassen, es ging darum, mit einem Walkoff Hit, dem ersten in Timothy Kotowskis Bundesligakarriere, das Spiel zu gewinnen. Und das klappte mit diesem Schlag ganz ausgezeichnet.
„Wir wollen eigentlich nicht bis ins achte oder zehnte Inning warten“, sagte Boldt. „Jetzt haben wir halt knappe Spiele geübt. Stuttgart hatte gutes Pitching, da muss man viel tun, um zu punkten. Bei 13 Hits müssen wir natürlich mehr als drei Runs scoren, auch einmal drei, vier, fünf in einem Inning. Wenn wir immer so spielen wie heute und in der Offensive noch zwei, drei Big Innings pro Spiel schaffen, dann kann uns fast keiner schlagen.“
Wermuth freute sich über „tollen, hochklassigen Baseball. Unglaubliche Pitcherleistungen in beiden Spielen. Und wir haben gezeigt, dass wir zurückkommen können, kämpfen, kämpfen, kämpfen. So viel Herz hat die Mannschaft. Nach den zwei Niederlagen in Regensburg haben wir jetzt zweimal gewonnen. Und in Bad Homburg wollen wir damit weitermachen.“ cka
Stuttgart Reds 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 2 Mainz Athletics 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 1 3
CF K. Kotowski (2 Runs/0 RBIs), SS Johnson, LF Johannessen (0/1), 1B Boldt (11. 2B, 1/0), RF Larson, C Wagner, DH T. Kotowski (0/1), 3B L. Stöcklin, 2B Weichert (11. 1B M. Raab) – P Mackey (5. P Stahlmann, 12. P Möller).
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