Ausrufezeichen im Spitzenspiel

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Max Boldt war angriffslustig nach seinem Fehler im ersten Inning. Das Resultat: Ein Homerun, ein Double, sechs RBIs durch den Catcher. Foto: www.sportausmainz.de/Eisenhuth

Das Topspiel der Bundesliga Süd hat die Erwartungen am Ende nicht ganz zu erfüllen vermocht. Dafür war der Unterschied doch zu groß. Einen knappen Sieg mit wenigen Runs hatte Ulli Wermuth erhofft, den bekam er nicht. Statt dessen einen 10:3-Sieg gegen die Regensburg Legionäre, die im ersten Inning einmal und im letzten zweimal scorten. Das restliche Spiel gehörte den Mainz Athletics. Ausgezeichnetes Pitching, 13:7 Hits – und wir mussten ja im neunten Durchgang nicht mehr nachschlagen – und eine fehlerfreie Defensive um den sensationellen Shortstop Nici Weichert herum addierten sich zu einer Topleistung, die den Legionären keine Chance ließ.

So weit die Superlative. Tatsächlich begann das Spiel problematisch. Maik Ehmcke eröffnete es mit einem Single, arbeitete sich auf die dritte Base vor, scorte, weil Catcher Max Boldt an einem Pitch vorbei griff. „Ein harter Brocken für den Max“, sagte Wermuth, „weil er dieses Team wirklich als sein Team begreift. Wie er dann rausgeht und den Ball raushaut, das zeigt, was für ein Kaliber der Kerl ist.“ Boldt hatte als vierter Mainzer Angreifer Runner auf der ersten und dritten Base. Und schlug den ersten Pitch direkt zum 3:1 über den Leftfieldzaun. „Der Fehler hat mich geärgert“, sagte Boldt, „das war kein schwerer Ball. Aber ich wusste, dass Mike Bolsenbroek mir zuerst einen Fastball werfen wird, und dass er einen Strike werfen will. Und ich wollte keinen Pitch verschwenden, wollte es direkt probieren.“ 3:1 also, und immer noch im ersten Inning noch einmal bases loaded, aber erst einmal kein vierter Run.

Bolsenbroek fing sich noch in diesem eingangs missglückten ersten Inning, hatte vor dem Homerun schon Thomas de Wolf mit einem Strikeout zurück auf die Bank geschickt, kam nach dem Homerun mit weiteren Strikeouts aus der Bredouille. Im zweiten und dritten Inning ließ er nichts zu. Aber auch unsere Abwehr stand inzwischen stabil, Chris Howard schaffte es lediglich im vierten Inning bis zur dritten Base. Nicht weiter.

Und Lucas Dickman war als erster Mainzer Hitter des vierten Durchgangs dran, der Ex-Regensburger. Auch er nahm den ersten Pitch, schlug ihn weit ins Leftfield – nicht ganz so weit, vor allem nicht ganz so hoch wie Boldt, aber weit genug, um es „Triple“ nennen zu dürfen. Nach Nici Weicherts Schlag hätten die Legionäre den Infielder fast erwischt; Dickman schaffte es aber rechtzeitig auf die Base zurück und Weichert nutzte die Zeit. Kevin Kotowskis Single reichte Dickman zum 4:1 und weil Thomas de Wolf anschließend schon zum zweiten Mal vom Pitch getroffen wurde, waren die Bases wieder voll. Und es kam an den Schlag: Max Boldt. Diesmal mit etwas weniger Angriffslust, diesmal mit etwas weniger Wucht – bei drei Balls und zwei Strikes feuerte der Catcher den Ball wieder ins Leftfield, für ihn war’s ein Double, für die drei Kollegen der RBI zum 5:1, 6:1, 7:1. Mike Larsons Schlag ins Rightfield, verlängert durch einen Fehler des Verteidigers, brachte auch Boldt über die Platte, Larson scorte zum 9:1, das Spiel war entschieden?

Vorsicht. 9:1 gegen Regensburg, das gab es schon einmal, 2007 an der Sandflora, im dritten Spiel der Finalserie. Damals gingen wir mit 9:1 ins neunte Inning und brauchten die Verlängerung, um zu gewinnen. Immerhin klatschte Wermuth schon vor dem neunten Run das komplette Dugout ab: Bolsenbroek wurde in diesem vierten Inning ausgewechselt, hatte acht Runs kassiert und bei erst einem Aus Runner auf der ersten und dritten Base. „Zum ersten Mal in meiner Karriere haben wir ihn geschlagen“, strahlte der Coach, „und nicht nur geschlagen, sondern richtig geschlagen.“ Das war das Ziel.

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Defensiv überragend: Shortstop Nici Weichert.

Gegen den Reliever Jonathan Eisenhuth gelang unserer Offensive nicht mehr viel, lediglich Thomas de Wolf schlug im siebten Inning einen Solo-Homerun hoch, hoch über das Centerfield. „Das ist der einzige Kritikpunkt“, sagte Wermuth, wissend, wahrscheinlich noch nie auf so hohem Niveau unzufrieden gewesen zu sein. „Mit dem langsamen Pitching haben wir immer noch Probleme.“ Schlimm war’s nicht, weil erst Max Boldt im fünfte Inning die Regensburger Hoffnungen, in einer kurzen schwächeren Phase von Tim Stahlmann wieder ins Spiel zu kommen, mit einem spektakulären Doubleplay an der Homeplate und der ersten Base abwürgte und dann der große Spielabschnitt von Nici Weichert begann. Der Shortstop, eigentlich ja nur Ersatzmann für den schwer verletzten Trey Stover, hat sich in den vergangenen zwei Jahren noch einmal weiterentwickelt, fieldete auch schwierige Bälle mit Athletik, mit einer lässig, aber nicht überheblich wirkenden Sicherheit, mit großer Präzision. Im sechsten, siebten, achten Inning hatten die Legionäre keinen einzigen Runner. Fünf dieser neun Aus haben wir Weichert zu verdanken.

Im neunten Inning war Stahlmann nicht mehr dabei. Leicht angeschlagen hatte der Pitcher trotzdem ein großes Spiel gemacht. „Acht Innings, 111 Pitches, mein lieber Mann“, staunte Wermuth. Der Rookie übernahm, der 17-jährige Yannic Wildenhain servierte erst ein Flyout tief im Rightfield, kassierte dann ein Double und den 2-RBI-Homerun von Christoph Zirzlmeier. Aber auch das war kein Problem mehr. Boldt, der Routinier, der Catcher nahm kurz Kontakt auf mit dem Pitcher, machte ihm wohl auch klar: Lass die Legionäre den Homerun haben. Der tut uns nicht mehr weh. Zwei Aus fehlten, zwei Aus kamen. Der deutliche Sieg war eigentlich ab dem dritten Aus im vierten Inning, das Howard auf der dritten Base stranden ließ, nicht mehr gefährdet. Manch einer trauerte sogar dem möglichen Ten-Run-Rule-Sieg nach, Boldt beispielsweise erklärte, dass „11:1 im Internet schon cool ausgesehen hätte.“ Und rückte aber direkt die Prioritäten wieder gerade: „10:3 ist auf jeden Fall super. Jetzt müssen wir uns auf morgen konzentrieren. Den Pitcher kennen wir noch nicht.“ Und Regensburg wird auf Revanche aus sein, wird zeigen wollen, dass es nur ein schlechter Tag war. „Aber Eric wird gut werfen und wir haben eine gute Chance, nochmal zu gewinnen“, kündigte Boldt an. Und Wermuth sagte: „Heute haben wir unterstrichen, dass das realistisch ist.“ Ab 14 Uhr wollen wir’s angehen. cka

Regensburg Legionäre   1 0 0 0 0 0 0 0 2    3
Mainz Athletics        3 0 0 6 0 0 1 0 -   10

CF K. Kotowski (2 Runs/1 RBI), LF Johannessen (1/0), RF de Wolf (2/1), C Boldt (2/6), DH Larson (1/1), 3B L. Stöcklin (im 8. 1B T. Kotowski), 1B Kipphan (9. 3B), 2B Dickman (1/0), SS Weichert (1/0) – P Stahlmann (9. P Wildenhain).

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Ausrufezeichen im Spitzenspiel

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Max Boldt war angriffslustig nach seinem Fehler im ersten Inning. Das Resultat: Ein Homerun, ein Double, sechs RBIs durch den Catcher. Foto: www.sportausmainz.de/Eisenhuth

Das Topspiel der Bundesliga Süd hat die Erwartungen am Ende nicht ganz zu erfüllen vermocht. Dafür war der Unterschied doch zu groß. Einen knappen Sieg mit wenigen Runs hatte Ulli Wermuth erhofft, den bekam er nicht. Statt dessen einen 10:3-Sieg gegen die Regensburg Legionäre, die im ersten Inning einmal und im letzten zweimal scorten. Das restliche Spiel gehörte den Mainz Athletics. Ausgezeichnetes Pitching, 13:7 Hits – und wir mussten ja im neunten Durchgang nicht mehr nachschlagen – und eine fehlerfreie Defensive um den sensationellen Shortstop Nici Weichert herum addierten sich zu einer Topleistung, die den Legionären keine Chance ließ.

So weit die Superlative. Tatsächlich begann das Spiel problematisch. Maik Ehmcke eröffnete es mit einem Single, arbeitete sich auf die dritte Base vor, scorte, weil Catcher Max Boldt an einem Pitch vorbei griff. „Ein harter Brocken für den Max“, sagte Wermuth, „weil er dieses Team wirklich als sein Team begreift. Wie er dann rausgeht und den Ball raushaut, das zeigt, was für ein Kaliber der Kerl ist.“ Boldt hatte als vierter Mainzer Angreifer Runner auf der ersten und dritten Base. Und schlug den ersten Pitch direkt zum 3:1 über den Leftfieldzaun. „Der Fehler hat mich geärgert“, sagte Boldt, „das war kein schwerer Ball. Aber ich wusste, dass Mike Bolsenbroek mir zuerst einen Fastball werfen wird, und dass er einen Strike werfen will. Und ich wollte keinen Pitch verschwenden, wollte es direkt probieren.“ 3:1 also, und immer noch im ersten Inning noch einmal bases loaded, aber erst einmal kein vierter Run.

Bolsenbroek fing sich noch in diesem eingangs missglückten ersten Inning, hatte vor dem Homerun schon Thomas de Wolf mit einem Strikeout zurück auf die Bank geschickt, kam nach dem Homerun mit weiteren Strikeouts aus der Bredouille. Im zweiten und dritten Inning ließ er nichts zu. Aber auch unsere Abwehr stand inzwischen stabil, Chris Howard schaffte es lediglich im vierten Inning bis zur dritten Base. Nicht weiter.

Und Lucas Dickman war als erster Mainzer Hitter des vierten Durchgangs dran, der Ex-Regensburger. Auch er nahm den ersten Pitch, schlug ihn weit ins Leftfield – nicht ganz so weit, vor allem nicht ganz so hoch wie Boldt, aber weit genug, um es „Triple“ nennen zu dürfen. Nach Nici Weicherts Schlag hätten die Legionäre den Infielder fast erwischt; Dickman schaffte es aber rechtzeitig auf die Base zurück und Weichert nutzte die Zeit. Kevin Kotowskis Single reichte Dickman zum 4:1 und weil Thomas de Wolf anschließend schon zum zweiten Mal vom Pitch getroffen wurde, waren die Bases wieder voll. Und es kam an den Schlag: Max Boldt. Diesmal mit etwas weniger Angriffslust, diesmal mit etwas weniger Wucht – bei drei Balls und zwei Strikes feuerte der Catcher den Ball wieder ins Leftfield, für ihn war’s ein Double, für die drei Kollegen der RBI zum 5:1, 6:1, 7:1. Mike Larsons Schlag ins Rightfield, verlängert durch einen Fehler des Verteidigers, brachte auch Boldt über die Platte, Larson scorte zum 9:1, das Spiel war entschieden?

Vorsicht. 9:1 gegen Regensburg, das gab es schon einmal, 2007 an der Sandflora, im dritten Spiel der Finalserie. Damals gingen wir mit 9:1 ins neunte Inning und brauchten die Verlängerung, um zu gewinnen. Immerhin klatschte Wermuth schon vor dem neunten Run das komplette Dugout ab: Bolsenbroek wurde in diesem vierten Inning ausgewechselt, hatte acht Runs kassiert und bei erst einem Aus Runner auf der ersten und dritten Base. „Zum ersten Mal in meiner Karriere haben wir ihn geschlagen“, strahlte der Coach, „und nicht nur geschlagen, sondern richtig geschlagen.“ Das war das Ziel.

2016-mat-h-weichert
Defensiv überragend: Shortstop Nici Weichert.

Gegen den Reliever Jonathan Eisenhuth gelang unserer Offensive nicht mehr viel, lediglich Thomas de Wolf schlug im siebten Inning einen Solo-Homerun hoch, hoch über das Centerfield. „Das ist der einzige Kritikpunkt“, sagte Wermuth, wissend, wahrscheinlich noch nie auf so hohem Niveau unzufrieden gewesen zu sein. „Mit dem langsamen Pitching haben wir immer noch Probleme.“ Schlimm war’s nicht, weil erst Max Boldt im fünfte Inning die Regensburger Hoffnungen, in einer kurzen schwächeren Phase von Tim Stahlmann wieder ins Spiel zu kommen, mit einem spektakulären Doubleplay an der Homeplate und der ersten Base abwürgte und dann der große Spielabschnitt von Nici Weichert begann. Der Shortstop, eigentlich ja nur Ersatzmann für den schwer verletzten Trey Stover, hat sich in den vergangenen zwei Jahren noch einmal weiterentwickelt, fieldete auch schwierige Bälle mit Athletik, mit einer lässig, aber nicht überheblich wirkenden Sicherheit, mit großer Präzision. Im sechsten, siebten, achten Inning hatten die Legionäre keinen einzigen Runner. Fünf dieser neun Aus haben wir Weichert zu verdanken.

Im neunten Inning war Stahlmann nicht mehr dabei. Leicht angeschlagen hatte der Pitcher trotzdem ein großes Spiel gemacht. „Acht Innings, 111 Pitches, mein lieber Mann“, staunte Wermuth. Der Rookie übernahm, der 17-jährige Yannic Wildenhain servierte erst ein Flyout tief im Rightfield, kassierte dann ein Double und den 2-RBI-Homerun von Christoph Zirzlmeier. Aber auch das war kein Problem mehr. Boldt, der Routinier, der Catcher nahm kurz Kontakt auf mit dem Pitcher, machte ihm wohl auch klar: Lass die Legionäre den Homerun haben. Der tut uns nicht mehr weh. Zwei Aus fehlten, zwei Aus kamen. Der deutliche Sieg war eigentlich ab dem dritten Aus im vierten Inning, das Howard auf der dritten Base stranden ließ, nicht mehr gefährdet. Manch einer trauerte sogar dem möglichen Ten-Run-Rule-Sieg nach, Boldt beispielsweise erklärte, dass „11:1 im Internet schon cool ausgesehen hätte.“ Und rückte aber direkt die Prioritäten wieder gerade: „10:3 ist auf jeden Fall super. Jetzt müssen wir uns auf morgen konzentrieren. Den Pitcher kennen wir noch nicht.“ Und Regensburg wird auf Revanche aus sein, wird zeigen wollen, dass es nur ein schlechter Tag war. „Aber Eric wird gut werfen und wir haben eine gute Chance, nochmal zu gewinnen“, kündigte Boldt an. Und Wermuth sagte: „Heute haben wir unterstrichen, dass das realistisch ist.“ Ab 14 Uhr wollen wir’s angehen. cka

Regensburg Legionäre   1 0 0 0 0 0 0 0 2    3
Mainz Athletics        3 0 0 6 0 0 1 0 -   10

CF K. Kotowski (2 Runs/1 RBI), LF Johannessen (1/0), RF de Wolf (2/1), C Boldt (2/6), DH Larson (1/1), 3B L. Stöcklin (im 8. 1B T. Kotowski), 1B Kipphan (9. 3B), 2B Dickman (1/0), SS Weichert (1/0) – P Stahlmann (9. P Wildenhain).

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung, insgesamt oder in Teilen, bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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