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Die Sonne war längst untergegangen, das Flutlicht längst auf vollen Touren, als am Sonntagabend feststand: Wir sehen uns im Finale!

An sich hätte Ulli Wermuth darauf vorbereitet sein müssen. Tagelang hatte unser Coach davon geredet, die Chance zu sehen, nutzen zu können, nutzen zu wollen. Und doch musste sich auch er erst noch daran gewöhnen, sie auch genutzt zu haben. „Tja“, sagte Wermuth am späten Sonntagabend, „wir sind heute ins Finale um die Deutsche Meisterschaft eingezogen. Das ist ein Riesending. Wir sind sehr froh, dass wir das geschafft haben.“

Siebeneinhalb Stunden hat’s gedauert. Der Druck war hoch nach dem 0:8 am Samstag, der zweiten Niederlage im dritten Spiel, aber unser Bundesligateam hat’s ausgehalten, hat das Comeback geschafft, hat sich am Sonntag mit einem spektakulären 15:6/13:6-Sweep bei den Heidenheim Heideköpfen zum zweiten Mal für die Finalserie qualifiziert. Die Gegner sind wie damals, 2007, bei unserer ersten Endspiel-Teilnahme und unserer ersten Meisterschaft, die Regensburg Legionäre, am 24. September geht’s am Hartmühlenweg los.

Leicht war’s nicht, leicht sollte es nie sein in einem Halbfinale. Die Regensburger haben es in ihrer Serie gegen die Bonn Capitals leicht aussehen lassen, haben den Nordmeister 14:4, 14:2 und 7:4 geschlagen, was das bedeutet, wird sich der Südmeister in einem Monat ansehen. Wir hatten anfangs durchaus unsere Mühe: „Es war sehr schwach“, kommentierte Wermuth das dritte Spiel, die Samstagspartie. „Wir waren diesmal dran am Johannes Krumm, haben besser angefangen, haben es aber nicht geschafft, die Hits zu verbinden. Wir waren einfach nicht gefährlich genug, haben nicht genug Druck ausgeübt.“

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Was immer wir am Samstag versuchten – die Heidenheimer waren darauf vorbereitet. „Ich glaube, sie haben unsere Zeichen geknackt“, sagte Ulli Wermuth.

Das Spiel war lange offen, die Heideköpfe auch nicht wesentlich gefährlicher. Mit ihren ersten beiden Hits gingen sie im dritten Inning in Führung, legten erst im fünften und sechsten das 2:0 und 3:0 nach. Und auch wir hatten unsere Chancen. Lucas Dickman hätte uns kurz vor dem 0:1 fast den ersten Run besorgt, war bei einem Aus auf der dritten Base – und Peter Johannessens Schlag landete direkt beim Pitcher, der das glückliche Doubleplay schaffte. Lennard Stöcklin eröffnete das fünfte Inning mit einem Double, kam aber nicht an der dritten Base an – „vier Innings haben wir mit einem Leadoff-Hit angefangen, aber wir haben nicht gescort“, ärgerte sich Wermuth. Erst in der Schlussphase erhöhten die Heideköpfe auf 8:0, „ein bisschen zu hoch ausgefallen letztlich“, sagte Wermuth, „umso schöner, dass wir danach den Doubleheader gewonnen haben.“

Mainz Athletics         0 0 0 0 0 0 0 0 0   0
Heidenheim Heideköpfe   0 0 1 0 1 1 2 3 -   8

CF K. Kotowski, DH Johannessen, RF de Wolf, C Boldt, SS Stover, 3B L. Stöcklin, 1B Kipphan, LF Dickman, 2B Weichert – P J. Stöcklin (im 7. P Möller, im 8. P Briggs).

Ein Krisengespräch, so der Coach, sei nicht nötig gewesen. „Es lag ja auf der Hand, woran es lag“, erklärte Wermuth. „Wir haben im Trainerstab früh zwei falsche taktische Anweisungen gegeben. Klar, rückblickend ist man immer schlauer, aber eine Teilschuld liegt bei uns. Ein Squeeze Play ist in die Hose gegangen“ – das von Dickman und Johannessen – „und ich glaube auch, dass Heidenheim unsere Zeichen an der dritten Base geknackt hat und wir es nicht früh genug gemerkt haben. Doofe Coachingfehler. Aber wir sind cool geblieben.“

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Besser lief’s am Sonntag: Schon im ersten Inning scorten Thomas de Wolf und Max Boldt nach dem Homerun des Catchers fast gleichzeitig. Peter Johannessen hatte großen Vorsprung, erwartete die Kollegen schon an der ersten Base.

Gegen Johannes Krumm hatten wir beide Playoff-Spiele verloren, den hoch emotionalen Ex-Profi Wes Roemer dagegen in den vergangenen Wochen zweimal geschlagen, zweimal entnervt. Auch das Sonntagsspiel begann schlecht für den aggressiven Kalifornier: Leadoff Kevin Kotowski schlug zwar ins Flyout, aber nach einem Walk für Peter Johannessen und einem Single von Thomas de Wolf war der Tisch schön gedeckt für Max Boldts Homerun – 3:0 im ersten Inning, durch Lennard Stöcklins Double und einen Fehler des Pitchers beim Schlag von Trey Stover weiterhin Druck, aber Roemer zog sich selbst aus der Bredouille. Und hatte diesmal die Unterstützung seiner Offensive, die bei ihren drei Runs im dritten Inning freilich davon profitierte, dass beide Pitcher enorme Probleme hatten, die Strikezone zu treffen. Eric Massingham warf in diesem dritten Inning erst mit dem elften Pitch den ersten Strike, Simon Gührings Single und Shawn Larrys Double brachten drei Mann über die Platte. Doch die Antwort kam sofort: Single von Nici Weichert, Double von Kevin Kotowski, Sacrifice Fly von Johannessen, die erneute Führung.

„Es war ein heißer Tanz“, sagte Wermuth. „Eric hatte unter starken Schmerzen nicht seinen besten Tag. Letzte Woche habe ich ihn 126 Würfe machen lassen, das Spiel hatte das verlangt. Dadurch war er heute nicht gut genug erholt.“ Im fünften Inning glich Heidenheim erneut aus, im sechsten gingen die Heideköpfe gegen den nach 85 Pitches eingewechselten Reliever Tim Stahlmann 5:4 in Führung. Und unser Angriff nutzte wieder die Chancen nicht, hatte im fünften und sechsten Inning Runner auf der dritten Base, im siebten auf der zweiten, brachte sie nicht ins Ziel. Sechs Aus fehlten den Heidenheimern noch für den Finaleinzug, der Vorsprung war aber gering.

Und ging im achten Inning spektakulär verloren. Wir waren ganz oben in unserer Lineup, Roemer ließ nach weit über 100 Pitches nach. Kevin Kotowski eröffnete den spielentscheidenden Durchgang mit einem Single, das durch einen Outfield-Fehler um eine Base verlängert wurde, Johannessen bekam einen Walk. Pitcherwechsel. „Läufer auf der 1 und der 2, Spann kommt ins Spiel, muss den Ball in die Mitte werfen, Thomas ist ein starker Hitter und haut ihn über den Zaun“, beschrieb Wermuth die Schlüsselszene. De Wolfs Homerun räumte die Bases wieder leer, gab uns die 7:5-Führung, kein Aus. Die Heideköpfe mussten kämpfen, gegen unseren Angriff, gegen sich selbst, gegen die Strikezone, und sie mühten sich. Max Boldt walkte, Wagner kam mit durch einen Error auf Base, Heidenheim schaffte das Doubleplay. Aber nicht das dritte Aus. Ein Walk für Trey Stover, Lucas Dickmans Triple ins Centerfield und Nici Weicherts Single brachten das 10:5, Kotowskis Basehit und der nächste Walk für Johannessen machten die Bases wieder voll, und aus der Nummer kam der gerade eingewechselte dritte Pitcher Marcel Giroud nicht mehr heraus: Single de Wolf, 12:5. Walk Boldt, Bases wieder voll. Walk Wagner, Walk Stöcklin, nach dem erneuten Pitcherwechsel Walk Stover – drei weitere Runs, bis Dickman mit einem Flyout in den Handschuh des Closers Lukas Antoniuk das Inning nach elf Runs beim Stand von 15:5 beendete. „Elf Runs in einem Inning hat man eigentlich nicht im Halbfinale“, sagte Wermuth. „Da hat einfach jeder Kontakt gepasst.“

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Ben Briggs servierte schließlich den Pitch zur überragenden letzten Aktion der Partie, dem 5-2-3-4-Triple-Play.

Stahlmann erledigte in der unteren Hälfte die ersten beiden Aus schnell und souverän. Aber auch er hatte Mühe mit der Strikezone, hätte mit dem dritten Aus die Ten-Run-Rule aktivieren können, warf statt dessen einen Walk, kassierte ein Single, ein Double, das 15:6, Bases loaded – drittes Aus. Enger wurde es im achten Inning nicht. Und auch im neunten nicht, obwohl Closer Ben Briggs die Heidenheimer zwar nah an die Strikeouts brachte, aber doch drei Singles in Folge abgab, weil unser Infield nach dem kurzen Grounder von Stefan Karpf das Spiel spektakulär beendete: Wurf von Lennard Stöcklin zum Catcher – erstes Aus gegen den Lead Runner. Wurf von Max Boldt an die erste Base – zweites Aus gegen den Batter. Wurf von Martin Kipphan an die zweite Base – Triple Play! „Das erste, das ich je gesehen habe“, staunte Wermuth, „das erste, an das ich mich erinnern kann. Und dann auch noch bei einem Groundball…“ Vielleicht sollte man dieser Mannschaft wirklich alles zutrauen in diesem Jahr!

Mainz Athletics         3 0 0 1 0 0 0 11 0   15
Heidenheim Heideköpfe   0 0 3 0 1 1 0  1 0    6

CF K. Kotowski (2 Runs/0 RBIs), 1B Johannessen (3/1, 8. 1B Kipphan), RF de Wolf (3/5), C Boldt (2/3), DH Wagner (1/1), 3B L. Stöcklin (0/1), SS Stover (1/1), LF Dickman (1/2), 2B Weichert (2/1) – P Massingham (6. P Stahlmann, 9. P Briggs).

Die Teams mussten also ins Entscheidungsspiel. Zweimal hatten die Heideköpfe geführt, zweimal hatten wir gekontert. Unser Stamm-Starter aus der regulären Saison, Tim Stahlmann, hatten wir schon im zweiten Spiel gebraucht, Heidenheim hatte Luke Sommer tatsächlich nicht im Bullpen, der erst seit sechs Wochen 18-jährige Yannic Wildenhain begann gegen den drei Jahre älteren Patrick Seyfried. „Zwei junge Pitcher gegeneinander“, sagte Wermuth, „aber das hat uns nicht aus der Ruhe gebracht, weil uns klar war, dass Heidenheim alles aus dem Bullpen holen muss, was noch da ist. Wir auch, aber wir wussten, dass wir im Pitching mehr Qualität haben.“

Wildenhain hatte Probleme in den ersten Aktionen, lag nach einem Inning 0:2 zurück, kassierte im dritten den Homerun zum 0:3, hatte sich da aber schon gefangen, hatte sich ins Spiel hineingearbeitet, hatte sich immer weiter stabilisiert. „Er hat viele Flyouts produziert, so hatten wir uns das erhofft“, sagte Wermuth. „Der Rückstand hat uns darum nicht nervös gemacht.“

Auch Seyfried stand von Anfang an unter Druck, hielt dem im ersten Inning stand, im dritten nicht mehr. Mit dem fünften und sechsten Pitch warf er Kotowski und Johannessen ab, Hits von de Wolf und Stöcklin sowie ein Sacrifice Fly von Jonathan Wagner brachten den Ausgleich. Die Bases waren immer noch voll, Nici Weichert schlug hart ins Rightfield – in Larrys Handschuh. 3:3 einstweilen. „Es hätte mehr sein können“, sagte Wermuth, „aber es war das Indiz, dass heute alles möglich war.“

Tatsächlich: Die drei Schläge der Heideköpfe im vierten Inning flogen schön fangbar ins Outfield, unsere Offensive ließ auch gegen Reliever Aaron Hornostaj nicht nach: Single Kotowski, zwar zwei Aus gegen Johannessen und de Wolf, dann aber Walk für Boldt, RBI-Single Wagner, RBI-Single Stöcklin, 5:3. Wieder drei schnelle Aus, im fünften Inning Single Dickman, Walk Weichert. Johannessen wurde wieder vom Ball getroffen, die Bases waren voll, de Wolf schickte mit einem Single zwei Mann über die Homeplate, Max Boldt mit seinem zweiten Homerun des Tages alle, die noch übrig waren. 10:3. Die Heideköpfe verkürzten umgehend mit einem Run von Shawn Larry, wir legten sofort unter anderem durch den gewaltigen 2-RBI-Homerun von de Wolf auf den benachbarten Fußballplatz drei nach – 13:4. Gegen Pascal Raab gelang auch unserem 2007er-Meisterspieler Sascha Lutz ein Homerun zum 13:6, aber weil de Wolf, der an diesem Tag schon sechs Runs und zehn RBIs produziert hatte, auch auf dem Mound sein überragendes Niveau hielt, im achten Inning mit 15 Pitches drei Strikeouts warf und auch im neunten an den ersten beiden Aus persönlich erledigte, war die Sache schnell klar. „Wir haben zweimal deutlich den Meister geschlagen und damit ein sehr gutes Baseballteam hinter uns gelassen“, freute sich Wermuth, „ich hoffe, das geht so weiter.“

Natürlich sah der Coach den Spieltag nicht nur euphorisch. „Wir müssen uns eingestehen, dass wir im fünften Spiel einige glückliche Hits hatten, Verrecker vor die Outfielder“, viele gebrochene Schläger, dadurch viele ungewöhnliche Flugkurven. „Das Glück war auf unserer Seite. Aber irgendwann ist es auch einfach mal fällig, dass man Glück hat.“ Es war erarbeitet. „Durch die Bank weg hat jeder dazu beigetragen“, sagte unser Coach, von den Homerun-Hittern Boldt und de Wolf, die wohl zum Allerbesten gehören, was die Bundesliga derzeit bieten kann, bis zu den Einwechselpitchern Raab und Briggs, die man in diesem Jahr noch nicht oft in der ersten Mannschaft gesehen hat.

Heidenheim Heideköpfe   2 0 1 0 0 1 2 0 0    6
Mainz Athletics         0 0 3 2 5 3 0 0 -   13

CF K. Kotowski (2 Runs/0 RBIs), 1B Johannessen (8. RF, 3/1), RF de Wolf (8. P, 3/5), C Boldt (2/3), DH Wagner (0/2, 8. 1B Kipphan), 3B L. Stöcklin (0/2), SS Stover, LF Dickman (1/0), 2B Weichert (2/0) – P Wildenhain (7. P P. Raab, 8. P de Wolf).

„Wir sind ins Finale um die Deutsche Meisterschaft eingezogen“, sagte also Wermuth, „und sind sehr froh, dass wir das geschafft haben. Wir freuen uns erst einmal aufs Finale, aber auch darauf, uns intensiv auf den Europapokal vorzubereiten, an dem wir teilnehmen dürfen. Das ist ein Riesending. Die Herausforderung ist groß für den Verein, ich bin mir nicht sicher, dass es stemmbar ist, aber ich hoffe, dass wir die Chance nutzen können, auf höchstem europäischen Niveau dieses tolle Turnier zu spielen.“ Einstweilen sehen wir uns im Finale. cka

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