Eine Woche noch, dann werden wir – wenn’s kein Rainout gibt und das Spiel nicht auf den Abend verlegt werden muss – einen ersten Eindruck vom Finale haben, werden wir den ersten Sieg in der Tasche haben oder die erste Niederlage kassiert. Aber eine Woche ist so lang, dass wir bis dahin zur Einstimmung auf den Höhepunkt des Jahres noch ein paar wichtige Spieler vorstellen werden. Als Fünfzehnter kommt in unserer Reihe heute der Aufsteiger auf dem Mound an die Reihe.
Es ist eine beeindruckende Saison, die Tim Stahlmann bisher spielt. In zwei Kategorien hat der größte Mann im Team die Liga gewonnen: Seine Gegner haben die schlechteste Slugging Average, in 261 At Bats gerade mal 55 Hits für 64 Bases geschafft. Und er hat nur ein Spiel verloren, zwölf gewonnen, so viele wie kein anderer Pitcher der Bundesliga – Nord und Süd. Zweiter in beiden Kategorien ist übrigens Eric Massingham.
Erwartet hätte das wohl keiner. Und das ist keine Geringschätzung, das liegt allein daran, dass Stahlmann überhaupt nicht als regelmäßiger Starter, sondern vor allem als Closer vorgesehen war – sowie als Starter Nummer drei für Notfälle und für Entscheidungsspiele in den Playoffs. „Wir wollten Janni ein bisschen entlasten“, sagt Ulli Wermuth, Jan-Niclas Stöcklin, der eine harte australische Saison im Arm hatte und nicht verheizt werden sollte. „Ich glaube nicht, dass ich lange Starter bleibe“, hatte Stahlmann gesagt – ja denkste! Stöcklin konnte wegen einer Verletzung wochenlang gar nicht spielen , warf nach dem 6. Mai nur noch acht Innings als Reliever. Schon in früheren Jahren hatte Stahlmann hin und wieder gestartet, notgedrungen musste er das 2016 jede Woche tun – mit überragendem Erfolg.
Dabei ist es schwer, den gebürtigen Wilhelmshavener, der schon als Fünfjähriger in unserem Nachwuchs spielte und 2009 Deutscher Juniorenmeister und MVP des Turniers wurde, zu loben. Nicht weil er es nicht verdient hätte. Das hat er, wenn er auch hochkarätigen Hittern die Strikeouts über die Platte feuert, gern garniert mit dem wahrscheinlich besten Curveball der Bundesliga. Nur will Stahlmann das eigentlich gar nicht hören. „Ich bin doch nur der Arm“, sagt er dann. „Ich konzentriere mich nur nur darauf, was der Catcher will. Der ist das Gehirn. 50 Prozent gehören ihm.“
Aber heute lassen wir diesen Arm nicht so einfach davonkommen. Heute kann er sich nicht wehren, heute muss er es hinnehmen, muss er damit leben, der Nationalspieler, der Rekordgewinner der Saison, dass wir ihm und heute nur ihm, dem Catcher erst nächste Woche, an dieser Stelle ein großes Kompliment machen: Das war überragende Arbeit bisher, Tim Stahlmann, Du bist in hohem Maße mitverantwortlich dafür, dass wir im Finale stehen. Mach so weiter!