Die Pause war lang zwischen Halbfinale und Finale der Baseball-Bundesliga, aber sie hatte einen guten Grund: In Hoofddorp bei Amsterdam wurde der neue Baseball-Europameister gesucht. Am Ende war es ein alter neuer Europameister: Die Niederlande als Top-Favorit setzten sich erneut durch und gewannen das spannende Finale 3:2 gegen Spanien.
Für das deutsche Team mit vier Mainzer Akteuren verlief das Turnier zufriedenstellend. In der Vorrunde gab es die erwarteten Pflichtsiege gegen Schweden, Großbritannien und Russland, während die Niederlage gegen die hochfavorisierten Niederländer fast schon eingeplant war. Begeisterung schaffte der Sieg im Krimi gegen Tschechien (3:1), welcher einen sehr guten zweiten Platz in der Gruppe A bedeutete. Den Sieg gegen Tschechien stuft Pitcher Jan-Niclas Stöcklin auch aus anderen Gründen als sehr wichtig ein: „Tschechien hatte in den letzten Jahren immer, wenn es wichtig war, die Nase vorne: Sie waren bei der letzten EM vor uns und haben uns beim World Baseball Classics Qualifier eine deftige Niederlage zugefügt. Der Sieg gegen Tschechien und die damit verbundene bessere Platzierung dieses Jahr hat uns sehr gut getan.“
Mit einer Bilanz von 1-1 Siegen und viel Euphorie ging es somit in die Zwischenrunde, bei der die besten sechs Mannschaften aus den beiden Vorrundengruppen die Finalteilnehmer ausspielten. Die Ernüchterung folgte bereits am ersten Spieltag: Gegen Italien fing man sich eine viel zu hohe Niederlage ein – 0:12. Max Boldt ärgerte sich, dass sich Deutschland an diesem Tag so schlecht verkauft hat: „Es war klar, dass Italien ein sehr starker Gegner ist. Leider haben wir uns zu viele individuelle Fehler erlaubt, die auf so einem Niveau direkt bestraft werden. Hätten wir konstant unsere Leistung gebracht, wäre es ein spannendes Spiel geworden.“
Trotz eines souveränen Sieges gegen Belgien (14:2) war jedoch schon vor dem letzten Zwischenrundenspiel gegen Spanien klar, dass es schwer werden würde, das Turnier mit einem Finaleinzug zu krönen: Aufgrund der hohen Niederlage gegen Italien wäre gegen Spanien ein Sieg von 13:0 oder höher nötig gewesen, um den ersten deutschen Einzug in das Endspiel feiern zu können.
Lange Zeit hielten die Deutschen mit den Spaniern, welche sich mit vielen Venezolanern verstärkt hatten, sehr gut mit und es gestaltete sich ein spannendes Pitchingduell. Im achten Inning machte jedoch ein Pitch den Unterschied: Der Spanier Martínez schlug diesen über den Zaun zu einem Three-Run-Homerun. Dem setzten die Deutschen nichts mehr entgegen und verloren ihr letztes Turnierspiel letztendlich auch mit 0:3. Damit stand als Endergebnis ein zufriedenstellender vierter Platz fest: Die erhoffte Medaille wurde verpasst, man konnte sich jedoch im Vergleich zur EM 2014 um einen Rang nach vorne schieben.
Max Boldt wurde seinem Ruf als Mr. RBI auch in Holland gerecht und ist gemeinsam mit dem Bonner Eric Brenk Teamleader mit acht reingeschlagenen Runs. Der Berliner Enorbel Marquez wurde für seine großartigen Pitchingleistung sogar mit dem Award des besten Pitchers des Turnieres ausgezeichnet. Kevin Kotowski spielte sechsmal, dreimal von Anfang an, schaffte drei Runs. Tim Stahlmann ließ in seinen drei Innings als Relief Pitcher keinen Gegner über die Platte, gegen Stöcklin scorte in 2.1 Innings nur ein Runner.
Für Schweden und Belgien liefen zwei weitere Mainzer in Nationaltrikots auf. Thomas de Wolf zog mit seinen Belgiern in die Gruppe der besten sechs ein, ein toller Erfolg für unser Nachbarland. De Wolf hatte dabei einen sehr großen Anteil und beendete das Turnier als bester Schlagmann seines Teams, seine sieben Doubles sind Turnierrekord. Die Schweden um Peter Johannessen schlossen das Turnier auf dem 8. Platz ab und haben damit im Gegensatz zu 2014 nichts mit den Abstiegsrängen zu tun. Wenn es darum ging, Runner weiterzuschieben, war unser Leftfielder, der wegen einer leichten Verletzung die EM vorzeitig beenden musste, aber beim Finale fit sein wird, der zuverlässigste Angreifer des Turniers. Jan-Niclas Stöcklin stand seinen beiden Mitspielern jeweils als Pitcher gegenüber: „Während des Spiels denkt man nicht groß drüber nach, dass man gerade einem Teammate gegenüber steht. Nach dem Spiel wird natürlich ein wenig gefrotzelt – man kennt sich nun mal gut.“
Mittlerweile sind alle Mainzer wieder in die Landeshauptstadt zurückgekehrt und brennen auf den nächsten Event. Ab Samstag, 24.09., findet das Finale um die deutsche Meisterschaft statt. Dass es hierbei zum Teil gegen seine Teamkollegen der letzten drei Wochen geht, ist für Max Boldt kein Problem: „Die Regensburger Nationalspieler und wir kennen uns von vorherigen Turnieren ja bereits sehr gut. Mit der Nationalmannschaft haben wir in den vergangenen drei Wochen alle das gleiche Ziel verfolgt. Auch wenn wir jetzt sportlich wieder Gegner sind, verstehen wir uns abseits des Platzes alle gut.“ Birgit Eisenbeis