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Ein glücklicher Baseballer auf einem Höhepunkt seiner Karriere: Jan-Niclas Stöcklin, Deutscher Meister, Best Pitcher der Finalserie.

Nein, eine einfache Saison war’s nicht für Jan-Niclas Stöcklin. Unser Nationalpitcher spielte, so lange in Deutschland Pause war, in Australien für die Sydney Blue Sox, was natürlich auf Kosten der Regeneration ging. Zwölf Starts hatte Stöcklin am anderen Ende der Welt, 57 Innings, vier Wins, vier Losses. „Es war die einzige Chance, die ich hatte, um auf diesem Niveau zu spielen“, sagte der Pitcher im Frühjahr, dafür kündigte er sogar seine Arbeit in Bensheim. „Jetzt sollten wir es langsam angehen, damit ich am Ende der Saison bei hundert Prozent bin.“

Das war Stöcklin, obwohl er zwischendrin lange verletzt war, zwischen Anfang Mai und Mitte Juli nur ein Inning werfen konnte. Tim Stahlmann sprang ein und machte den Job als Starter ganz ausgezeichnet – und als auch dieser am Ende der Süd-Saison und eingangs der Playoffs seine Probleme bekam und ein paar Wochen ausfiel, war Stöcklin wieder da.

„Es waren unglaubliche zwei Monate“, schwärmt der Pitcher von der Endphase der Saison, als er aus der Zuschauer- wieder in die Spielerrolle wechselte, über kurze und mittlere Relief-Einsätze wieder Starter wurde. „Generell hat das komplette Jahr unglaublich Spaß gemacht. Wir haben souverän Baseball gespielt und ganz wenige Spiele verloren. Ich hatte selten solchen Spaß wie in den Playoffs, in denen ich wieder voll dabei war und helfen konnte.“

Die Bundesliga würdigte Stöcklins Leistung mit der Ehrung als bester Pitcher der Finalserie. In 13 Innings gegen die Regensburg Legionäre hatte Stöcklin nur acht Hits zugelassen, nur einen Run abgegeben, 15 Strikeouts geworfen. Der Titel, sagt Stöcklin, sei verdient. „Wir waren die beste Mannschaft“, sagt der Pitcher, „wir haben fast alle Teamstatistiken angeführt. Und jeder hat dazu beigetragen. Alle haben gehauen.“ Trotzdem sei es keine leichte Aufgabe gewesen: „In Heidenheim hätte es aus sein können. Wir haben im dritten Spiel nicht unverdient verloren, da haben wir nicht den besten Baseball gespielt.“ Und aber mit einem Kraftakt im vierten und fünften Spiel die Finalserie gedreht, deutlich gedreht. „Und dann haben wir gesehen, welche Finalerfahrung Regensburg hat“, sagt Stöcklin weiter. „Es war ein krasser Kampf, es hätte über fünf Spiele gehen können.“

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Im Finale hatte Stöcklin eine der schwersten Aufgaben der Bundesliga zu lösen: Mike Bolsenbroek schlagen. Auswärts misslang es, obwohl unser Pitcher nur einen Run abgab. Im Heimspiel dagegen führte er bei der Auswechslung des Regensburgers 8:0 und gewann 13:2.

In einer fünften Partie hätte Stöcklin wieder gegen Mike Bolsenbroek gespielt. „Im dritten Spiel war er stärker als ich“, sagt unser Nationalspieler, „er hat die Profi-Erfahrung. An einem guten Tag ist er einer der besten Pitcher der Liga, vier Jahre lang war er die dominante Nummer 1 in der Bundesliga. Es war beeindruckend, wie wir in der Lage waren, ihn zweimal vom Mound zu schießen. Im dritten Finale war es fast klar, dass er das nicht noch einmal mit sich machen lässt.“ Zum fünften Spiel kam es nicht. „Denn Eric Massingham war gegen Clayton Voechting auf jeden Fall vorne“, stellt Stöcklin fest. „Und ich bin jetzt noch davon überzeugt, dass er den Award hätte gewinnen sollen. Ich bin nach dem Finale fest davon ausgegangen, dass er MVP wird, das habe ich ihm auch gesagt.“

Nach der Saison war für Stöcklin erst einmal Schluss mit Baseball. Im Oktober begann der Pitcher sein BWL-Studium, „ein paar Monate ohne Baseball sind jetzt wichtig“, sagt er. „Jeder von uns braucht ein bisschen Abstand vom Sport, nachdem wir neun Monate lang nichts anderes gemacht haben als fünfmal pro Woche auf dem Platz zu sein. Aber nach allen Meisterfeiern werde ich im Dezember oder Januar wieder angreifen. Wir werden uns darauf vorbereiten, als Meister in die neue Saison zu gehen und im Europapokal zu spielen. Hoffentlich im Süden, wo das Wetter schön ist.“ cka / Fotos: Tanja Szidat, Manfred Holzhauser.

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