Ein kleiner Kader erfordert flexibles Denken, flexibles Handeln. Und klein ist sie geworden, unsere Mannschaft – durch Abgänge und Verletzungen und das Fehlen von Timothy Kotowski, der bis Mai in den USA am College spielt, stehen Max Boldt momentan zusätzlich zu den beiden Pitchern Riley Barr und Tim Stahlmann im operativen Kader momentan nur 13 Positionsspieler zur Verfügung. Die aber sind vielseitig.
Das haben wir bereits in der vergangenen Saison gesehen. 2015 hatten wir im Infield noch mit Boldt an der ersten, Nici Weichert an der zweiten, Lennard Stöcklin an der dritten Base gespielt. Unser Shortstop war Joel Johnson, Catcher war Jonathan Wagner. 2016 kam Trey Stover als neuer Shortstop, Johnson verließ uns, ansonsten hätte es so weitergehen können – hätte sich nicht Wagner verletzt. Boldt übernahm dessen Platz hinter der Platte und wurde Doppel-MVP, Timothy Kotowski und der Rückkehrer Martin Kipphan teilten sich die erste Base. Als dann auch noch Stover monatelang ausfiel, waren wir froh über Weicherts Shortstop-Erfahrung aus der Saison 2014 – und darüber, wie dieser seit 2014 gereift war: Damals waren Weichert in 27 Spielen 22 Errors unterlaufen, im Meisterschaftsjahr waren auf der schwierigsten Infieldposition nur noch fünf in 20 Spielen. Und bis Stover wieder fit war, übernahm Lucas Dickman Weicherts Platz vor der zweiten Base. Wagners Comeback wird nicht kommen. Der Catcher hat sich wieder den Mannheim Tornados angeschlossen. Stover ist weg, Dickman steht nicht zur Verfügung. Wir könnten weiterhin mit Boldt hinter der Platte, Kipphan, Weichert und Stöcklin an der ersten bis dritten Base und Neuzugang Jeff Hunt als Shortstop spielen. Alle Positionen wären besetzt. Als Backups hätten wir Josh Little (1B), der jedoch einen der zwei Ausländerplätze belegen würde, damit Hunt oder Zach Johnson aus der Lineup schieben würde. Wir hätten Yannic Wildenhain und Marcel Schulz, die auf andere Positionen spezialisiert sind, die man aber jederzeit an die zweite Base stellen könnte. Wir werden außerdem Timmy Kotowski für die erste Base zurückbekommen – und wenn auf der linken Seite Löcher aufgingen, würden wir Weichert oder Kipphan hinüberspiegeln. Das würde passen. Die jüngsten Lineups zeigen jedoch, dass Max Boldt schon den entscheidenden Schritt weiterdenkt. Denn mit diesem stellt sich die Fangfrage: Was, wenn Boldt selbst im Infield gebraucht wird? Zach Johnson würde catchen, ein Nicht-EU-Ausländer. Und weil der Kanadier keinen spanischen Pass in der Schublade hat und die Bundesspielordnung (Artikel 10.3.01) verbietet, gleichzeitig Nichteuropäer als Catcher und als Shortstop einzusetzen, würde er das Infield zerschießen. Hunt müsste ausweichen, jemand anderes übernehmen (und zwar nicht Boldt, der den ganzen Trubel ja erst auslösen würde, weil er anderswo gebraucht würde), alle einstudierten Abläufe wären dahin.Gegen die Saarlouis Hornets spielte Hunt daher schon an der dritten Base, Weichert war Shortstop, Stöcklin an der zweiten Base. Das sah gut aus, wenn das Infield auch nicht zu sehr gefordert wurde. „Jeff kam sowieso eher als Corner Infielder“, erklärt Boldt. Bei den Laurier Golden Hawks und zuvor als Profi bei den Farmteams der L.A. Dodgers hatte der Kanadier gelegentlich an der ersten, meistens an der dritten Base gespielt. „Nici macht seine Sache als Shortstop sehr gut“, sagt der Coach weiter. „Dadurch kann Zach catchen, ohne dass wir das Infield umstellen müssen. Es ist besser für alle, wenn wir uns daran gewöhnen. Und Lenny wird an der zweiten Base bleiben“ – auch weil er von dort notfalls auf den Mound wechseln und im Feld leichter ersetzt werden kann. Gegen die Hornets haben wir das zum ersten Mal ausprobiert und es hat hervorragend funktioniert. „Das ist eine Option für die Zukunft“, sagt Boldt. cka / Fotos: Tanja Szidat