Die Elite ist gern unter sich. Das sieht man dem Baseball-Europapokal der Landesmeister an. War’s 2008, bei der ersten Teilnahme der Mainz Athletics noch ein nettes Turnier mit den Teams aus Spanien und Italien, Belgien und den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und Russland, so beschränkt sich das Teilnehmerfeld in der 2017er-Version nach mehreren Reformen, unter anderem einer Auf- und Abstiegsregelung, auf drei italienische, zwei niederländische, zwei deutsche und ein französisches Team. Der Rest Europas wird im CEB-Cup versuchen, wenigstens einen Platz im 2018er-Turnier zu bekommen.
Der letzte Aufsteiger war Frankreich. Die Rouen Huskies – bereits 2008 unser Gegner im ersten Gruppenspiel in Grosseto – hatten ihre heimische Saison 2014 verpatzt, waren 2015 nicht international dabei und mussten zusehen, wie ihre Landsleute zur Unzeit scheiterten. Das erste nach dem neuen Format gespielte Turnier fand ohne französische Teams statt, der tschechische Meister Kotlarka Prag wurde Letzter, Rouen gewann den kleinen CEB-Cup, Frankreich und Tschechien tauschten ihre Startplätze.
Vorletzter wurde im vergangenen Jahr Regensburg. Der Vizemeister hatte hatte lediglich Prag in der Gruppe und im Platzierungsspiel geschlagen, gegen A.S.D. Rimini und L&D Amsterdam sowie das Playdown-Halbfinale gegen die Heideköpfe knapp verloren. Der Deutsche Meister aus Heidenheim wiederum hatte gegen Curacao Neptunus (Rotterdam) T&A San Marino (italienische Liga) und Fortitudo Bologna alle drei Gruppenspiele verloren. Mit Pech: Im letzten Spiel führten die Heideköpfe 3:2, als die Partie wegen Gewitters abgebrochen werden musste. Und der Zwischenstand nach dem letzten komplett gespielten Inning war nicht 3:2, sondern 1:2.
Dem Gastgeber Regensburg droht in diesem Jahr das gleiche Schicksal. Gegen die Profiteams aus Rimini, San Marino und Amsterdam ist der ohnehin auch in der Liga schwächelnde Vizemeister zumindest nicht der Topfavorit. Unser Team wiederum wird gegen Neptunus und Bologna ebenfalls auf eine Weise gefordert, die wir aus der Bundesliga nicht kennen. Die Chancen gegen Rouen? Abwarten.
Im ersten Aufeinandertreffen vor zehn Jahren unterlagen wir den Franzosen 5:7. Es war ebenfalls unser Auftaktspiel zu einem absurden Turnier in der Sommerschwüle der Toskana, bei dem alle Abendspiele abgesagt und auf den nächsten Morgen verschoben werden mussten, bei dem wir vor unserem einzigen Spiel im großen Stadion Grossetos „Deutschland, Deutschland über alles“ hören mussten, in dem wir letztlich keine Chance hatten, weil wir wegen Verletzungen mit einem einzigen Pitcher angereist waren: Nils Hartkopf, der nach zwei Innings eine 5:1-Führung hinter sich hatte, im vierten das 5:6 kassierte, im sechsten das 5:7.Dieses Jahr sind die Bedingungen besser. Ohnehin hat Max Boldt in den vergangenen Wochen festgestellt, dass offenbar jeder unserer Feldspieler auf Bundesliganiveau pitchen kann. Wenn auch Jan-Niclas Stöcklin weiterhin fehlt („Wir hoffen, dass er für die Interleague-Spiele fit wird“, sagt Boldt), haben wir mit Tim Stahlmann und Riley Barr erprobte Starter fürs erste und zweite Gruppenspiel sowie, wenn es bis dahin nicht allzu viele Extra Innings gibt, für die K.o.-Runde dabei. Fürs dritte Gruppenspiel haben sich Lennard Stöcklin und Jeff Hunt in Position gebracht. „Wir müssen halt sehen, wie es läuft“, sagt Boldt. „Tim startet am Mittwoch und müsste dann am Samstag wieder spielen können. Wahrscheinlich dann nicht über so viele Innings, weil er noch nicht voll regeneriert ist.“
Boldt erwartet Spiele gegen Top-Gegner auf höchstem Niveau. „Italien und Holland haben extrem starke Ligen, da wird es keine einfachen Gegner geben. Die französische Liga kenne ich nicht gut, aber ich weiß aus Länderspielen gegen Frankreich, dass sie gute Spieler haben. Die Nationalmannschaft hat nicht so die Tiefe im Kader, aber stellt immer ein solides Team auf die Beine. Auch das wird kein einfaches Spiel. Im Pitching und in der Offensive werden wir es aber mit jedem aufnehmen können“, kündigt der Coach an. „Es kommt auf die Defense an, den Gegner niedrig zu halten. Wir dürfen nicht erwarten, gegen irgendjemanden 15 Runs zu scoren.“Die Regeln sind anders als aus der Bundesliga gewohnt. Es gibt keine Beschränkung für Pitcher aus anderen Erdteilen – allerdings eine strenge generelle Ausländerregel. Drei Nicht-Europäer dürfen im Kader stehen – und dann unbegrenzt spielen. Bei uns sind das Hunt und Barr sowie Zach Johnson. Josh Little, unseren vierten Amerikaner, werden wir nicht einsetzen dürfen. Bis auf ihn und den älteren Stöcklin stehen alle Spieler auf der Liste. 2008 hatten Manuel Möller, Hendrik Schewe, Florian Arnold und Benjamin Hieronimi keine Chance, Urlaub zu bekommen. „Dieses Jahr war schnell klar, wann das Turnier stattfindet“, sagt Boldt, „darum war das kein Problem.“ 2008 fiel weiterhin Dimitar Nassapow der Ausländerbeschränkung zum Opfer; Shu Sasaki, Raef Hobbs-Brown und Mike Larson hatten Vorrang. Sascha Lutz und Keigo Miyagi fehlten wegen Verletzungen. Dieses Jahr sind alle Spieler, die zuletzt zehnmal in Folge gewonnen haben, fit – zumindest fit genug. Peter Johannessen wird wegen seines lädierten Fußes weiterhin nicht in der Defense spielen. „Wir haben ja genug gute Jungs im Outfield“, sagt Boldt, „wir müssen keine angeschlagenen Spieler einsetzen. Ob jetzt Timmy Kotowski, Peter Johannessen oder Marcel Schulz spielt – das ist immer ein gutes Outfield. Wir können immer rotieren – das sieht man ja auch im Infield, wo wir schon mit vier verschiedenen Catchern, drei Second Basemen, drei Third Basemen gespielt haben. Wir sind flexibel, wir finden immer eine Lösung.“
Auch gegen die Top-Gegner? Am Dienstag fährt die Mannschaft nach Regensburg. Am Mittwoch (16.30 Uhr gegen Rouen), Donnerstag (13.30 Uhr gegen Neptunus) und Freitag (11 Uhr gegen Bologna) werden wir es ausprobieren. Den Gruppenspielen folgen Playoff- und Playdown-Halbfinalspiele, lediglich für die Sieger der unteren Halbfinal-Begegnungen gibt es am Sonntag kein fünftes Spiel. An dieser Stelle werden wir in gewohnter Ausführlichkeit über alles berichten. cka / Fotos: cka, Tanja Szidat