Nicht mit überragendem Erfolg, aber dennoch sehr zufriedenstellend ist unser Bundesligateam in die Interleague-Runde gestartet. In Bonn verlor sie zwar das erste Spiel in der verpatzten Schlussphase ein paar Runs zu deutlich 5:11, im zweiten zeigte sie aber mit einem 4:1, nicht nur optisch mit der besten Mannschaft des Nordens mithalten, sondern sie auch schlagen zu können. „Man muss sehen, dass Bonn zum Einen mit Abstand Meister geworden ist“, sagte Max Boldt. „Sie haben auch selten fünf Runs kassiert. Wir haben schon bei der Niederlage mehr Runs gescort, als sie normalerweise kassieren. Wir sind geschwächt zum Nordmeister gefahren, ohne drei Leistungsträger, und haben gesplittet. Das sollte uns sehr viel Selbstbewusstsein für die nächsten Spiele geben.“ Der Nord-Dritte und -Vierte haben unterdessen zuhause jeweils zweimal verloren, der Vizemeister Dohren wegen anderweitiger Verpflichtungen noch nicht gespielt.
In den Topspielen gingen die Capitals schon im ersten Inning 2:0 in Führung; vorher hatten wir bereits Jeff Hunt auf der dritten Base, aber ein Doubleplay gegen die folgenden Runner ließ den Kanadier dort stranden. „Im ersten Inning war auch ein bisschen Pech dabei, ein bisschen Glück für Bonn, das gehört halt auch dazu“, analysierte Boldt die erste Schlüsselszene. Nach den Hits von Christopher Goebel und Daniel Lamb-Hunt brach dem Bonner Infielder Maurice Wilhelm beim Schlag der Schläger, der Ball war schon schwer zu fielden. „Und dann darf man ihn nicht wegschmeißen“, sagte Boldt, „das ist fatal.“ Der Wurf zur ersten Base flog weit am Empfänger Martin Kipphan vorbei, Goebel und Lamb-Hunt nutzten die Zeit. Viel mehr gelang den Capitals in der Offensive erst einmal nicht. Goebel kam zwar im dritten Ininng noch einmal auf die dritte Base, aber nicht mehr weiter. Die gelegentlichen Runner zwischen der ersten und zweiten Base fing unsere Defense konsequent ein. „Es war ein Spiel auf Augenhöhe“, sagte Boldt, „eine knappe Geschichte. Wir haben halt nicht wirklich ein Mittel gefunden gegen Sascha Koch. Der ist Nationalspieler, es ist nicht einfach, gegen ihn Punkte zu machen. Aber man hat an den vielen Nullern im Linescore gesehen, dass auch Tim Stahlmann zu Recht Nationalspieler ist.“Im sechsten Inning gelang der Ausgleich. Timmy Kotowskis Basehit und der Walk, den sich Weichert holte, setzten die Bonner Defense unter Druck. Nach dem ersten Aus schlug Boldt selbst den RBI-Single für Kotowski, der dank eines Fehlers im Outfield für eine weitere Base reichte. Weichert scorte nach einem Wild Pitch. Das 3:2 kam jedoch nicht mehr. „Mit ihrem Pitching schaffen die Capitals es auch, schwierige Situationen zu meistern“, lobte Boldt seinen Nationalmannschafts-Kollegen. „Das ist es, was erstklassige Pitcher von normalen Pitchern unterscheidet. Da kann man mit zwei Runs in einem Inning zufrieden sein.“
Im siebten Inning eskalierte das Spiel. Der bis dahin starke Stahlmann ließ nach, kassierte schnell fünf Singles, Bonn führte bald 7:2. Die Entscheidung war das noch nicht. Unsere Offensive konterte, brachte zwei Mann auf Base, verlor einen im Doubleplay, scorte aber zweimal durch Boldts Homerun – 7:4. Zwei Errors und ein Single packten die Bases direkt noch einmal voll. Hätte jetzt Martin Kipphan seinen sechsten Homerun der Saison geschlagen, hätten wir die Führung übernommen… „Und wenn man in so einer Situation einen Basehit holt, zwei oder drei Runner heimbringt, sieht es auch anders aus“, sagte Boldt. Die Capitals konnten Kipphans Ball aber abfangen, kamen aus dem Inning, legten im achten noch vier Runs nach. „Wir wussten, dass wir sie kurz halten müssen“, erklärte der Coach. „Gegen so einen Staff macht man keine zwölf Runs. Aber wir haben nicht aufgegeben, wir haben es versucht. Das haben wir immer so gemacht: Immer weiter!“
So gewannen wir das Pitcherduell im zweiten Spiel. Zwar gab Riley Barr im zweiten Inning den Solo-Homerun zum 0:1 ab, wieder hatten die Capitals aber kaum weitere Runner, während unsere Offensive den Starter Wilson Lee zermürbte, zu mehr Pitches zwang, als ihm lieb war, ihn im vierten Inning knackte. „Er wurde Mitte des Spiels ein bisschen müdem, auch ein bisschen wild“, sagte Boldt, „das haben wir ausgenutzt.“ Das vierte Inning begann mit zwei Walks für Peter Johannessen und Zach Johnson und einem Single von Lennard Stöcklin, das fünfte mit zwei Basehits von Jeff Hunt (den die Bonner beim Basestealing erwischten) und Boldt sowie einem Walk für Johnson. „Und jetzt hatten wir endlich die Big Hits mit Läufern auf den Bases“, freute sich Boldt, „zwei RBI-Doubles. Solche Sachen sind in so einem knappen Spiel Gamechanger.“ Die Hits von Timmy Kotowski (4. Inning) und Stöcklin (5.) brachten jeweils zwei Mann durch, brachten das 4:1, das gegen Barr und ab dem achten Inning gegen Stöcklin nicht mehr in akute Gefahr geriet. Lediglich Goebel hätte nach seinem ersten Hit der Partie noch scoren können, kam aber erst beim zweiten Aus bis zur dritten Base und nicht weiter. „Riley hat seine Sache sehr gut gemacht“, lobte Boldt den Starter, „und Lenny hat auch bewiesen, dass er sehr gute Arbeit macht. Sie haben nichts mehr anbrennen lassen.“Die (auf dem Papier) schwierigste Aufgabe der Interleague-Runde haben wir nun hinter uns. „Bonn war im Norden ein ganzes Stück besser als die Teams auf Platz zwei bis vier“, sagt Boldt. „Natürlich wäre es fatal, die kommenden Spiele auf die leichte Schulter zu nehmen. Wir müssen konzentriert bleiben. Aber wir haben eine gute Mannschaft und ich bin guter Dinge, dass wir noch einige Spiele gewinnen werden.“ cka / Fotos: Tanja Szidat