Am Samstag, 13 Uhr, erwarten wir die Solingen Alligators zu den ersten Heimspielen der Interleague-Serie. Wir werden einen Doubleheader spielen, zweimal neun Innings, mit dem Hintergedanken, uns in der oberen Tabellenhälfte festzusetzen, vielleicht Haar zu überholen, vielleicht Bonn unter Druck zu setzen – mit dem Ziel vor allem, Hits zu schlagen, Strikes zu werfen, Spiele zu gewinnen. Die Ergebnisse des vergangenen Wochenendes deuten darauf hin, das die Südklubs gute Karten im Vergleich mit den Nord-Mannschaften haben könnten: Fünf von sechs Heimspielen haben jene gegen den Süden verloren, lediglich der Südmeister Bonn holte gegen uns einen Punkt. Die Alligators jedoch waren nah dran, hatten gegen die Haar Disciples im neunten Inning des zweiten Spiels mit drei besetzten Bases und erst einem Aus die große Chance zum Walkoff-Run und verloren erst im zwölften Inning 2:6. Ein Interessanter Aspekt: Louis Cohen, der Starter, hatte bis in dieses zwölfte Inning durchgehalten; der US-Amerikaner ist offenbar sehr belastbar. In der Interleague-Tabelle fehlt noch das Duell zwischen dem überraschenden Nord-Vizemeister aus Dohren und den Mannnheim Tornados, das erst am kommenden Wochenende nachgeholt wird. Einschätzen will es keiner. „Ich bin selbst auf Dohren gespannt“, sagt Lennard Stöcklin. „Aber erst einmal zählt Solingen.“
In Pflichtspielen zumindest haben wir die Alligators länger nicht mehr gesehen. Auf dem Weg zur Meisterschaft war im vergangenen Jahr Paderborn unser einziger Gegner aus dem Norden, davor sind wir zweimal gegen Bonn ausgeschieden. 2007 hatten wir die Alligators und ihren neuen, unseren ehemaligen Coach Zeke Mitchem noch im Halbfinale noch mit 3:1 Siegen geschlagen, danach aber stellten sie uns jahrelang unlösbare Aufgaben: 2008, 2009, 2011 und 2012 begegneten wir uns im Viertelfinale, gewannen nur zwei von vierzehn Spielen.Aber das ist lange her. Die Alligators gehörten damals zur absoluten Spitze, wenn es auch nicht zur Deutschen Meisterschaft reichte; die holten die Rheinländer 2006 und 2014 an ihren Weyersberg, ohne gegen uns zu spielen. Unser Team befand sich in der langen Umbruchphase, in der manch einer scheiterte, in der junge, unausgereifte Talente wie Kevin Kotowski, Jan-Niclas und Lennard Stöcklin, Nici Weichert, Tim Stahlmann Stück für Stück an die Bundesliga herangeführt wurden. Längst sind sie angekommen, das haben unsere Nationalspieler nicht erst im vergangenen Jahr unter Beweis gestellt.
Wie stark sind die heutigen Alligators? „Rein statistisch sind sie schlechter als Bonn“, liest Max Boldt aus den objektiven Daten ab. „Denen haben wir ein Spiel abgenommen. Gegen Solingen hoffe ich auf mindestens einen Sieg. Optimal wären vor heimischem Publikum natürlich zwei.“ Lennard Stöcklin geht weiter, sagt: „Ich will zwei Siege“, relativiert das aber sofort: „Das habe ich jedes Wochenende vor.“ Mal klappt’s, mal klappt’s nicht.
Den Starter des ersten Spiels kennen wir schon lange: Der 32-jährige Linkshänder André Hughes spielt (mit kurzer Unterbrechung) schon seit 2002 für die Alligators. Mit einer ERA von 2.88 gehört er nicht zur absoluten Spitze des Nordens, steht statistisch zwischen Riley Barr (2.42) und Tim Stahlmann (3.01). Einen zweiten Starter zu finden war ein größeres Problem für die Solinger: Wes Edwards debütierte in der Preseason bei den Testspielen in Mainz (5:5 und 6:2 für uns), war aber nach wenigen Tagen schon wieder fort. Sein Nachfolger, der Venezolaner Javier Avendano, war in der Bundesliga überfordert, warf bei drei Starts in nur 6.1 Innings 15 Walks und drei Strikeouts, wurde wieder fortgeschickt. Erst im dritten Versuch fanden die Alligators mit Louis Cohen (ERA 2.34 in sieben Spielen) einen guten Mann für die Schlüsselrolle. Als Reliever haben die Alligators in der Regel einen guten alten Bekannten dabei, unseren Deutschen Meister von 2007, Nils Hartkopf.„Auf die Preseason-Ergebnisse gebe ich nichts“, sagt Boldt. Zu deutlich war zu sehen, dass die Teams noch nicht komplett waren; uns fehlten beispielsweise alle Amerikaner. „Bonn hatte oft enge Partien“, sagt Stöcklin, der Rückstand der Alligators könnte kleiner sein, als die Tabelle behauptet. „Wir sind auch gespannt, was da geht. Aber wir sind gut vorbereitet und freuen uns, gegen sie zu spielen.“
Der Ansatz wird wohl der gleiche sein wie in Bonn. Der kleine Kader diktiert weitgehend, wer spielt – die Positionen werden sich in den beiden Partien voneinander unterscheiden. „Doubleheader sind inzwischen sehr ungewohnt“, sagt Stöcklin. „Man hat viele At Bats, spielt viel Baseball, das finde ich super. Aber es ist auch sehr anstrengend für den Körper. Man muss die Konzentration hoch halten. Aber es ist machbar, das haben wir ja gesehen.“ In Bonn war unser Team bis zum Ende konzentriert, ging im 13. Inning des Nachmittags 2:1 und im 14. Inning 4:1 in Führung, überstand auch die Bonner Schlussoffensive im vorletzten Inning und geriet im neunten Inning des zweiten Spiels, im 18. insgesamt, überhaupt nicht mehr unter Druck. Boldt hatte durch den deutlichen Rückstand im ersten Spiel seinen Stamm-Reliever Stöcklin für diese letzten Innings aufsparen können. Diese Woche? „Mal sehen, wie es im ersten Spiel läuft“, sagt der Coach. „Der Plan wird ähnlich sein wie letzte Woche.“ cka / Fotos: Tanja Szidat