In Abwesenheit der Legionäre ist es so etwas wie das Gipfeltreffen des deutschen Baseballs, wenn heute der deutsche Meister 2016 gegen den Favoriten zur deutschen Meisterschaft 2017 spielt. Während die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass der Finalgegner ein Finaldebütant sein wird (nämlich vermutlich die Haar Disciples, die morgen mit einem enormen Wettbewerbsvorteil in ihr Halbfinale gehen), wird im Duell zwischen den Heidenheim Heideköpfen und den Mainz Athletics (heute um 16 Uhr, morgen um 13 Uhr in Heidenheim, am kommenden Wochenende zu den gleichen Zeiten in Mainz) ein Schwergewicht ausscheiden. Und das andere sicherlich in den Finalspielen kein Außenseiter sein.
„Das freut mich zu höre“, sagt Max Boldt, „weil es beweist, dass es nach außen auch so gesehen wird, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben. Ich bin davon überzeugt. Aber wir denken jetzt noch nicht über das Finale nach. Natürlich hoffen wir, dass wir als Sieger aus dem Halbfinale rausgehen können, ein Doppelsieg heute und morgen wäre cool. Aber wir treffen auf einen sehr starken Gegner. In der Liga haben wir dreimal gegen Heidenheim verloren. Wir müssen da besser spielen.“
Im Halbfinale der vergangenen Saison war es schon eine enge Geschichte. Zweimal gingen die Heideköpfe in Führung, mit einem 5:4 (nach 0:4) in Mainz und nach unserem souveränen 5:1-Heimsieg mit einem lockeren 8:0 in Heidenheim. Auch das vierte Spiel war nicht so deutlich, wie unser 15:6-Sieg andeutet – 11:1 Runs kamen im achten Inning, bis dahin führten die Heideköpfe 5:4. Auch das 13:6 im Entscheidungsspiel wurde erst ab dem fünften Inning so deutlich. In der Liga gaben wir in dieser Saison zunächst eine 7:3-Führung ab und verloren im zehnten Inning 7:8. Im zweiten Spiel führten wir bis ins siebte Inning 3:2, verloren dann 3:8. Zuhause ging ein wildes Spiel mit ständig wechselnder Führung (1:0, 1:4, 8:6, 8:10, 11:10) am Ende 11:14 verloren, erst im vierten Versuch knackten wir die Heideköpfe dank sechs früher Runs mit 7:4. Zugute kam den Heideköpfen ihr überragend besetzter Bullpen.
Unserer ist im Laufe der Saison wesentlich besser zusammengewachsen. Lennard Stöcklin hat sich zu einem Pitcher gewechselt, der wenige Strikeouts wirft, aber fast keine Balls, der den Gegnern kaum brauchbare Bälle gibt und mit einer starken Defense in aller Regel schnell durch die Innings kommt. Yannic Wildenhain hat sich mittlerweile gut akklimatisiert in der Bundesliga, verschenkt ebenfalls kaum Bases mit Walks, wird nicht mehr so gut geschlagen wie im Frühjahr. Tim Stahlmann, der bereits jetzt fast 50 Innings mehr geworfen hat als in seiner bisherigen Rekordsaison, wirkte in der Interleague zwischenzeitlich überlastet, „aber es kommt mir so vor, als würde er jetzt im Playoff-Modus nochmal aufdrehen“, sagt Boldt. „Er hat in den beiden Viertelfinalspielen sehr gut geworfen und wird es mit einer solchen Leistung Heidenheim schwer machen.“ Und Riley Barr tat das spielfreie Wochenende gut. „Im Training hat er ja weiterhin geworfen“, sagt der Coach, „aber das ist nicht vergleichbar mit einem Spiel, wo man jeden Pitch mit voller Konzentration werfen muss. So spät in der Saison war es für ihn ganz gut, mal ein Spiel auszusetzen.“
Auch die restliche Mannschaft hat die kleinen und größeren Verletzungen der Interleague-Wochen gut überstanden. Nici Weichert und Kevin Kotowski durften sich im Training noch einmal zurückhalten. „Ich gehe davon aus, dass sie einsatzbereit sind“, sagt Boldt. Bereits im Viertelfinale waren die beiden Nationalspieler dabei. „Und sie waren beide wichtig“, urteilt der Coach, mit wertvollen Plays als Centerfielder und Shortstop, mit Runs und mit RBIs auf den ersten beiden Positionen der Lineup. „Durch sein langes Fehlen war’s für Kevin ein bisschen schwierig, wieder reinzukommen“, sagt Boldt, „aber es war in Ordnung“ – vor allem im zweiten Spiel war Kotowski mit drei wichtigen Hits ein Schlüsselspieler zum Erfolg und zum Comeback nach dem schnellen 0:4. „Das hat gepasst“, sagt Boldt. Es sollte passen, um den Heideköpfen eine schwere Aufgabe zu stellen. Das Ziel: „Mindestens mit einer Siegteilung nach Hause fahren.“ cka / Fotos: Tanja Szidat