„Für mich war das Wochenende bis dahin schon ein bisschen ärgerlich“, erklärte der Routinier. „Ich habe einen Homerun nicht bekommen, der wahrscheinlich fair war. Ich hatte fast immer Kontakt, nur einen Strikeout, aber keinen Hit. Dann ist es schön, wenn man am Ende des Spiels doch noch einmal was macht und weiß: Alles klar, läuft doch. Wenn man die Bälle trifft, fällt irgendwann einer. Der ist gefallen.“ Ein Linedrive rechts am First Baseman vorbei war’s, der im vorderen Outfield nahe der Seitenlinie zum ersten Mal aufsprang und dann hinten ins Eck ging, ein Base Clearing Double bei zwei Aus, mit dem Austin Gallagher, Max Boldt und Shane Salley scorten. Und die endgültige Entscheidung in einem Spiel, bei dem wir von Anfang an besser waren, das dennoch bis ins achte Inning auf der Kippe stand.
„Man hat schon vom ersten Inning an gemerkt, dass wir wahrscheinlich das Team sind, das mehr Druck macht“, fand Kipphan. „Und die als erstes Punkte machen wird. Von Anfang an ist Heidenheim unserer Leistung auf dem Mound und auf der Platte ein bisschen hinterhergelaufen.“ Tatsächlich gingen wir im dritten Inning 3:0 in Führung. Bei zwei Aus (weil Kipphan als Leadoff Hitter des Innings mit seinem Schlag in die Nähe des Foul Pole die Umpires nicht überzeugt hatte) eröffnete Nici Weichert die Angriffswelle mit einem Double ins Leftfield. Kevin Kotowski rückte mit einem Walk nach, ein Error nach dem Schlag von Peter Johannessen brachte Weichert zum 1:0 durch, Austin Gallaghers Double ins Centerfield auch die anderen beiden Runner. Die Heideköpfe konterten mit dem 1:3, ihrem einzigen Run in der ersten Spielhälfte. Den zweiten und dritten schafften sie erst nach Gallaghers Homerun, einem weiten Ball über das lange Heidenheimer Centerfield. Und dieser zweite und dritte Punkt der Heideköpfe zeigte die enorme Qualität ihrer Offensive. Sascha Lutz, Jay Pecci, Simon Gühring und Ludwig Glaser schlugen vier Singles nacheinander, Lutz scorte so, Pecci kam bei einem Wild Pitch hinterher. „Ein bisschen Glück gehört dazu“, sagte Kipphan. „Ein Ball, der ein paar Zentimeter weiter links ein Foulball wäre, einer, der eigentlich schlecht getroffen wird, aber über den Second Baseman segelt… gegen Heidenheim muss man sich vorher auf so etwas einstellen. Da passiert immer was. Die haben so eine Tiefe in der Lineup, die werden immer irgendwann Punkte machen.“ Es wurden nur diese zwei, das unterstrich die enorme Qualität unseres Pitchings. Connor Little ließ sich von den vier Basehits nicht verrückt machen, strikte die nächsten beiden Angreifer aus und gab so der Defensive die Möglichkeit, mit einem simplen Play im Infield aus dem Inning herauszukommen. „Eine mentale Sache“, analysierte Kipphan. „Connor gibt ja insgesamt wenige Hits ab, weil er einfach ein guter Pitcher ist. Schon von der Wahrscheinlichkeit ist es so: Wenn zwei von drei Mann gegen ihn auf Base kommen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch der nächste das schafft, eher gering. Der hat so viel Erfahrung, der weiß was er macht. Der hat jede Situation schon erlebt und weiß, wie er damit umgehen muss.“ Und er hatte diesmal die Offensive, die ihm sofort wieder ein bisschen Luft verschaffte, die sofort vom knapp geretteten 4:3 auf 7:3 erhöhte, durchaus mit ein bisschen Glück, mit Unterstützung durch zwei Errors und einen Wurf des Relievers Clayton Freimuth an Kevin Kotowskis Körper, durchaus aber auch durch eigene Kraft, die von Gallagher nämlich, der in seinem vierten Versuch des Tages seinen dritten Hit schlug, nach dem RBI-Double im dritten und dem Solo-Homerun im sechsten Inning ein weiteres Double mit RBIs für Kevin Kotowski und Peter Johannessen.Connor Little erlaubte den Heideköpfen im siebten Inning nichts, kassierte im achten hingegen auf seine ersten vier Pitches zwei Doubles und auf den sechsten den Sacrifice Hit, mit dem der Meister noch einmal auf 5:7 verkürzte. „Am Ende waren sie bis auf zwei Runs an uns dran“, sagte Kipphan, „und das kann bei denen schnell gehen. Die haben schon zehn Homeruns, da braucht man nur einen walken und der nächste schlägt das Ding raus…“ Little walkte keinen, schickte Shawn Larry zum dritten Mal mit einem Strikeout weg, Tristan Hurler zwar nicht zum vierten Mal, aber dessen Schlag war kein Problem für Kipphan. Die Führung hielt auch bis ins neunte Inning.
Und in dem drehte unsere Offensive noch einmal auf. Basehit von Weichert. Strikeout gegen Kevin Kotowski, Double von Johannessen. Zwei Mann in Scoring Position und schon wieder Gallagher an der Reihe, das Schlagmonster, der Mann, der mit einem Homerun und zwei Doubles fünf der sieben Runs über die Platte gebracht hatte. „Diesmal nicht“, entschieden die Heideköpfe – Intentional Walk. Bases loaded für Max Boldt, der mit einem 2-RBI-Double auf 9:5 erhöhte. Immer noch erst ein Aus, wieder zwei Runner in Scoring Position, wieder eine Lücke an der ersten Base, wieder ein Intentional Walk. Und nach Lennard Stöcklins Strikeout Kipphans Schlag am First Baseman vorbei ins Loch, die endgültige Entscheidung in einem überzeugenden Spiel.
Das hatte Max Boldt am Vorabend im Grunde auch gesehen. „Mit der Leistung können wir zufrieden sein“, hatte der Coach nach dem 5:9 gesagt – zumindest mit der Leistung gegen den Starter und gegen den Closer. Zweimal gingen wir früh im Spiel in Führung, 2:0 im zweiten Inning dank einiger Walks, einem Error und einem RBI-Basehit von Johannessen, 3:2 im dritten durch Stöcklins Double und Timmy Kotowskis Basehit. Zweimal glichen die Heideköpfe direkt aus. Zweimal konnten sie ausgleichen, weil unsere Führung nicht so hoch war, wie sie hätte sein können. Shane Salley und Lennard Stöcklin kamen im ersten Inning bei bases loaded an den Schlag, Salley im zweiten noch einmal, aber sie nutzten die Chancen nicht, sie brachten die zwei bis acht potenziellen Punkte nicht über die Platte. „Deren Pitcher war schon ziemlich wild“, sagte Boldt, der in den ersten zwei Innings zweimal von diesem abgeworfen wurde, dazu kamen vier Walks, auch Weichert wurde vom Pitch getroffen. „Aber er kam immer gut aus den Situationen heraus.“Mit dem jungen Marcel Giraud hatten wir größere Probleme. Der 18-Jährige hielt drei Innings durch, sah die 4:3-Führung seiner Offensive, fing aber im sechsten Inning ebenfalls an, die Leute abzuwerfen: Johannessen und Gallagher traf er mit seinen Pitches direkt, Boldt schickte er mit einem Walk hinterher, bases loaded, ein Aus, Pitcherwechsel – Julius Spann rettete die Führung über die Drucksituation und zwei weitere Innings, in denen Heidenheim auf 9:3 erhöhte. „Wir haben zu viele Bases verschenkt“, monierte Boldt. „Jake Watts hat wieder sehr gut geworfen, aber wir haben ihm nicht gut genug geholfen.“ Erst vor dem letzten Aus der Partie gestaltete unser Angriff das Ergebnis mit vier Basehits hintereinander und zwei Runs noch ein bisschen weniger hässlich.
„Wir sahen nicht so schlecht gegen sie aus, wie das Ergebnis aussagt“, sagte Boldt. „Da war mehr drin“, stimmte Kipphan zu. „Umso wichtiger, dass wir so gut zurückgekommen sind.“ cka / Fotos: Claudia Tepe