Eigentlich muss man aus Zielsetzungen im Sport keine große Wissenschaft machen. Am Ende läuft es doch immer wieder auf die selben zwei Sätze hinaus. Erstens: Den Status quo nach unten absichern. Zweitens: Den Status quo nach oben ausbauen. Die Situation nicht verschlechtern, sondern verbessern. Alles weitere sind nur Ableitungen, nur Anwendungen.
Wir haben die Auswärts-Serie der vergangenen Wochen, solange nötig, konsequent durchgezogen, die Tornados noch eingefangen und uns als Tabellenvierter in unserem 27. Bundesligajahr zum 24. Mal für die Playoff-Phase qualifiziert. Ein Wunder war das nicht. „Es war unser Ziel“, stellt Benjamin Hieronimi klar. Das nächste Ziel liegt nahe: „Es sollte natürlich sein, wieder eine Runde weiterzukommen“, sagt unser Sportdirektor, also in den zwölf Zwischenrundenspielen noch den zweiten Platz zu erreichen, im Halbfinale weiterspielen zu dürfen. Für den Dritten und Vierten wird die Saison am 1. September vorbei sein, nur die jeweils beiden besten Mannschaften des Nordens und Südens spielen die K.o.-Runde aus. „Die schwere Ausgangslage ist uns natürlich allen bewusst“, sagt Hieronimi allerdings. „Das wird unheimlich schwierig.“
Anders als in die Interleague-Runde der vergangenen Saison werden nicht nur die Ergebnisse gegen die übrigen Spitzenmannschaften in die Tabelle mitgenommen, sondern alle Spiele. Das macht es für uns nicht einfacher; vor allem die beiden unnötigen Niederlagen gegen die Hornets sind ein schwerer Schlag für die Halbfinal-Hoffnungen. Der Rückstand auf den zweiten Platz beträgt vier Spiele. Und auch der Dritte (drei Punkte vor uns) würde gerne die nächste Runde erreichen. „Trotzdem werden wir alles daransetzen, in der Zwischenrunde weiterzukommen“, sagt Hieronimi.
In der bisherigen Saison, urteilt der Sportdirektor, sei das Team etwas unter seinen Möglichkeiten geblieben. „Wir haben eine sehr gute Mannschaft zusammen“, erklärt Hieronimi, „aber in ein paar Spielen konnten wir nicht das umsetzen, wozu wir in der Lage sind. Hier und da hatten wir auch ein bisschen Pech, aber so läuft es.“ Zwei Siege gegen den Tabellenführer Heidenheim, der den direkten Vergleich gegen uns mit nur einem Run Vorsprung haarscharf gewann, der große Sweep unter höchstem Druck in Mannheim, auch die Auswärtssiege in Haar und Regensburg beweisen das Potenzial des Teams, das wir in den beiden Splits gegen die Hornets oder in den Heimspielen gegen die Legionäre und die Disciples eben nicht in Punkte umsetzen konnten. „Aber so läuft es“, sagt Hieronimi. „Verdient haben wir den Platz in den Playoffs, weil wir einfach den besseren Record haben als der Fünfte. Jetzt hoffen wir, dass es besser laufen wird.“ Großen Ergebnisdruck sieht der Sportchef nicht, „wir können ja nur nach vorne.“
Als Titelfavorit nennt Hieronimi den Süd-Tabellenführer und Titelverteidiger, die Heideköpfe: „Ich glaube, die machen das wieder.“ Auch gegen das überragende Nordteam, die Bonn Capitals, die mit dem Ex-Mainzer Riley Barr alle 28 Saisonspiele gewannen, sieht Hieronimi die Heidenheimer im Vorteil. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bonn bis zur Meisterschaft ungeschlagen bleibt. Die Capitals haben eine sehr gute Mannschaft und stehen überhaupt nicht unverdient mit dem Perfect Record da oben. Aber sie mussten halt nicht nach Heidenheim, Haar und Regensburg.“ Und Mainz? Hieronimi muss lachen: „Und Mainz. Welche Qualität Bonn hat, ist von hier aus schwer abzulesen. Auch im Süden wären sie sicher ein sehr starkes Team. Aber wenn wir es ins Halbfinale schaffen, würden wir die Capitals treffen. Und dann können wir mal gucken, wie die sind.“ Text und Fotos: cka