Schon vor Stahlmanns Einwechslung hatte unser Team den Meister gut unter Kontrolle. Nilsson war im zweiten Inning auf der ersten Base, wurde aber beim Versuch erwischt, die zweite zu stehlen. Alles, was zwischen drei Strikeouts sonst in den ersten drei Innings kam, war kein Problem für die Defensive. Und durch den frühen Homerun von Max Boldt stand es die ganze Zeit 1:0.
Die Führung der Heideköpfe im vierten Inning hatte sich demnach so gar nicht angedeutet. Mit ein bisschen Glück erreichte Sascha Lutz die dritte Base; als er sich zu weit von der zweiten gelöst hatte, hatte Shane Salley nach dem Flyout gegen Pecci das Doubleplay versucht, das mit einem präziseren Wurf wahrscheinlich gelungen wäre, doch der Ball kam nicht an. Nach zwei weiteren Basehits und einem weiteren Catch von Salley stand es wenige Minuten lang 2:1 für die Gäste. Noch im gleichen Inning nutzten aber Kevin Kotowski und Salley den Durchhänger des Heidenheimer Pitchers Clayton Freimuth mit einem Walk, einem Wild Pitch, einem Balk für zwei Runs. Die Heideköpfe glichen im fünften Inning durch einen Homerun von Philip Schulz noch einmal aus, aber unsere Offensive war längst in Schwung gekommen. Peter Johannessens Single, Max Boldts Double und der krachende Homerun von Austin Gallagher, einer der gewaltigsten Schläge, die der Hartmühlenweg je gesehen hat, entschieden schon im fünften Inning die Partie.
Durch einen nicht wesentlich schwächeren Schlag von Mitch Nilsson kam Heidenheim auf 4:6 heran, aber Johannessens Single und Gallaghers Double brachten Martin Kipphan und Johannessen im sechsten Inning zum 8:4 über die Platte. Im siebten warf Connor Little kurz vor seinem Feierabend noch seinen siebten und achten Strikeout, nutzte Victor Voll den Basehit von Timmy Kotowski zum 9:4, Martin Kipphan das Double von Johannessen zum 10:4, scorte Timmy Kotowski schließlich nach Walk für Austin Gallagher zum 11:4. Zwei Aus, Bases loaded, Pitcherwechsel, eine kleine Chance zum 14:4 oder 15:4 und zum vorzeitigen Spielende – vergeben. Ein Base Clearing Double von Kevin Kotowski hätte freilich Stahlmanns Comeback verhindert. „Und ich wollte nicht die Saison mit einem Grand Slam Homerun von William Thorp beenden“, sagte dieser – vier Auswärtsspiele bleiben dem Pitcher, aber ein Comeback auf eigenem Platz ist gut fürs Selbstvertrauen. „Die Stimmung war toll“, freute sich Stahlmann, „ich musste nicht lange ins Spiel finden.“Boldt sah die Mannschaft jetzt „in der Form, zu der wir hinwollten. Leider hat es lange gedauert. Vielleicht haben wir gerade noch so die Kurve gekriegt. Selbst wenn wir das Halbfinale verpassen, haben wir in den letzten Heimspielen ein Ausrufezeichen gesetzt. Das ist auch super für die Fans.“
Die Niederlage am Freitagabend war ein Rückschlag für die Halbfinalhoffnungen. „Wir haben das Spiel aus der Hand gegeben“, sagte Stahlmann, „aber eigentlich ist es ja schon utopisch, gegen die besten Teams aus dem Süden so eine Rally zu schaffen.“ Parallelen zur zweiten Partie gegen Regensburg waren da; es war wieder so ein Spiel, in dem mehr hätte gelingen können. Kein Spiel, das so schlecht war, wie 2:7 Runs mit sechs Errors andeuten. Lennard Stöcklin warf allein in den ersten vier Innings sechs Strikeouts, hatte aber auch das Unglück, im dritten gegen die obere Hälfte der Lineup fünf Hits in Folge abzugeben. Der Schlag von Jay Pecci, der auf dem Zaun nach außen aufsprang, wäre wohl zu kurz gewesen, hätte nicht im ungünstigsten Moment der stramm zur Homeplate hinblasende Wind kurz nachgelassen; Johannessen hätte den stärker gebremsten Flugball zum dritten Aus gefangen und damit drei Runs verhindert. So etwas passiert. Beim 4:0 profitierten die Heideköpfe von einem Wild Pitch und einem Error, beim 5:1 von einem Wild Pitch, beim 7:2 von einem Wild Pitch und einem Error. Lediglich das 6:1 war wirklich nicht zu verhindern. Gegenwehr unsererseits war da. Shane Salleys Homerun verkürzte auf 1:3, Kotowski verkürzte (ebenfalls nach Wild Pitch) auf 2:6. Letztlich fehlten neben der Präzision im Infield die Effizienz im oberen Bereich der Lineup. Johannessen und Gallagher bekamen immerhin zusammen vier Walks, was jedoch nicht genug Material war, um Salley (Homerun, Single, Double) und Victor Voll (zwei Basehits) RBIs zu ermöglichen.Daher sahen wir jetzt vielleicht die letzten Heimspiele dieses Jahres. Ob wir das Halbfinale aus eigener Kraft noch erreichen können, wie viel Hilfe der Konkurrenz wir womöglich brauchen, das wissen wir nicht und das interessiert uns nicht. „Ich kenne die Tabelle gar nicht“, sagte Stahlmann. Wir wollen unseren Teil erledigen, die Aufholjagd auch in den vier verbleibenden Auswärtsspielen fortführen und dann sehen, was uns das gebracht haben wird, ob wir die Saison in Regensburg und Haar schwung- und stilvoll beenden oder ob wir uns tatsächlich in ein paar Wochen noch einmal am Hartmühlenweg begegnen. Text und Fotos: cka