Die Saison beginnt bald, aber später als geplant: Am kommenden Samstag wollten wir die Preseason mit einem Testspiel eröffnen, aber der Gegner sagte die Partie ab. Zwei Trainingswochen sind es nun bis zum ersten Vorbereitungsspiel am Mittwoch, 20. März, gegen die Mannheim Tornados. Am folgenden Wochenende werden die Hamburg Stealers zu zwei Partien hier antreten, ehe die Bundesliga am 29. März, 19 Uhr, mit dem Süd-Klassiker gegen die Regensburg Legionäre beginnt.
Es wird eine kurze, intensive, eng getaktete Saison. Wegen der U23-Europameisterschaft in der ersten August-Hälfte und der folgenden Herren-Europameisterschaft wird die Qualifikationsrunde mit den gewohnten 14 Spieltagen bereits am 15. Juni gegen die gewohnten sieben Gegner abgeschlossen sein; nicht zum ersten Mal mit einem möglichen Saison-Höhepunkt, dem oft hochklassigen, oft spektakulären Topspiel gegen die Heideköpfe. Und vielleicht schon am 3. August, spätestens aber am 17. August, rund sieben Wochen früher als gewohnt, wird der Deutsche Meister feststehen. Um eine komplette Saison in nur vier Monate zu zwängen, gibt es am 1. Mai und an Christi Himmelfahrt (30. Mai) zwei Wochentags-Spieltage, an denen wir bei den Haar Disciples antreten und die Ulm Falcons empfangen. Und im Juli sollte es besser nicht regnen, Nachholtermine für ausgefallene Spiele sind rar.
Vieles wird in diesem anspruchsvollen Programm vom Pitching abhängen. Es könnte ein Vorteil für uns sein, dass die diversen Verletzungen uns schon in den vergangenen beiden Jahren zur Improvisation gezwungen haben, dass wir Talent nicht nur im Bullpen, sondern auch im Kreise der Feldspieler gefunden haben, dass neben den jahrelang darauf vorbereiteten Pitchern auch Lennard Stöcklin und Timothy Kotowski sehr gute Leistungen auf dem Mound gezeigt haben.
Stöcklin wird daher auch zunächst Starter bleiben. „Wir wissen, dass er einen richtig guten Job macht“, sagt Spielertrainer Max Boldt. „Letztes Jahr war er für uns genauso wichtig wie normalerweise Tim Stahlmann. Lenny gibt uns in jedem Spiel eine Chance zu gewinnen. Wir wissen auch, dass Tim ein extrem guter Reliever ist. Er war ja lange unser Closer, der in knappe Spiele reinkam und ohne Probleme den Sack zugemacht hat. Es ist enorm wichtig, so jemanden zu haben.“ Stahlmann, der große Teile der vergangenen Saison verpasst hatte, ist wieder im Training, aber noch nicht so lange belastbar, wie er es selbst gerne hätte. „Wir haben den Luxus, ihn nicht auf Teufel komm raus als Starter zu brauchen“, sagt Boldt. „Wenn er fit ist, tauschen wir vielleicht die Rollen irgendwann.“Den Kreis der Reliever ergänzt ein alter Bekannter: Der 37-jährige Ex-Nationalspieler Mike Otto, der bereits von 1997 bis 2003 für uns pitchte und danach unter anderem für die Fürth Pirates, die Bad Homburg und Saarlouis Hornets sowie die Mannheim Tornados in der Bundesliga spielte, arbeitet bereits seit vergangenem Sommer an seinem Comeback und will es noch einmal auf höchstem Niveau probieren. „Es sieht gut aus bis jetzt“, sagt Boldt. „Er arbeitet hart, ist sehr motiviert und einen deutschen Pitcher kann man immer brauchen.“ Und weitere potenzielle Starter sind vorhanden: „Auch Yannic Wildenhain kann viele Pitches werfen. Wir haben einige Leute, die tiefer ins Spiel gehen können. Auch der Catcher hat schon einmal gepitcht und wäre eine Option für den Wochentagsspieltag.“
Der Catcher, der schon einmal gepitcht hat, könnte Boldt selbst sein – tatsächlich geht es aber um den ersten Neuzugang, den Kanadier Mike Blanke. Der 3o-Jährige aus Quebec bringt eine Menge Erfahrung in die Bundesliga: Nach seiner College-Ausbildung in Tampa wurde Blanke 2010 von den Chicago White Sox gedraftet. In fünf Minor-League-Jahren stieg er bis auf AA-Niveau auf, „und war da gut“, sagt Boldt. „Seiner Aussage nach war er sogar kurz vor dem Callup in die Major League und das kann ich mir vorstellen“ – 2012 und 2o13 nahm er am Spring Training der White Sox teil. „Mike war Profi“, sagt Boldt. „Wenn man mit ihm spricht, merkt man das. Er versteht das Spiel, weiß, was er macht, und ich bin mir sicher, dass er in der Liga sehr gut sein wird.“
Das klingt in allem bis auf die Position ein bisschen nach Connor Little. „Ja“, sagt Boldt, „beides erwachsene Männer, die auf hohem Niveau gespielt haben. Connor hat ja bewiesen, in entscheidenden Drucksituationen oft noch besser zu sein als sonst. So schätze ich Mike auch ein.“
Seine eigene Catcher-Karriere will der Coach noch nicht ganz zurückstellen. „Ich kann Mike auch woanders hinstellen. Er hat auch schon an der dritten Base gespielt, was ganz gut passen würde“ – seit Lennard Stöcklin gab es in der Hot Corner keinen klaren Stammspieler mehr. „Die Idee ist aber, dass er hauptsächlich catcht“, erklärt Boldt. „Wir holen keinen Proficatcher für die dritte Base, die spiele ich dann. Aber bei Doubleheadern können wir auch mal tauschen, ohne dass ich die ganze Defense auf den Kopf stellen würde. Das wäre mir sehr lieb.“
Connor Little werden wir in diesem Jahr nicht mehr auf dem Mound haben. Der Nachfolger des amerikanischen Starters wird der Australier Tom Fitzgerald, der zuletzt in der australischen Liga mit Austin Gallagher spielte, unserem amerikanischen Top-Hitter. Dieser wird auch in diesem Jahr wieder nach Mainz kommen. Die beiden Neuen werden am 21. März eintreffen, Gallagher eine Woche später.Nicht mehr im Team ist außerdem unser Vorjahres-EU-Pitcher Jake Watts, der ohnehin die Saison wegen einer Verletzung vorzeitig hatte aufgeben müssen. Für ihn wird noch ein weiterer Pitcher kommen. Auch der Leftfielder Shane Salley kommt nicht zurück. Dessen Rolle in der Lineup soll Blanke nicht nur übernehmen, sondern auch übertreffen: „Ich gehe davon aus, dass Mike, was Power angeht, einiges mitbringen wird“, sagt Boldt. „Er wird ein paar Homeruns hauen, mehr als Shane.“ Über die Batting Average möchte der Coach nicht spekulieren. „Der Shane war ja gut“, sagt Boldt, „er hatte auch viel Pech, viele harte Linedrives auf die Leute.“ Seine Quote von .319 war schon stark, „und er hätte auch fast .400 hauen können“, glaubt der Coach – die Kontakte mit dem Ball hatte Salley. „Er hatte nicht viel Power“, erklärt Boldt weiter, „aber das ist okay, die haben wir auch nicht erwartet. Von Mike erwarten wir sie. Er ist ein richtig großer Typ“ – mit 1,93 Metern 15 Zentimeter größer als sein Vorgänger – „und wird mehr Präsenz in die Lineup bringen. Mit Austin, Mike, mir, Peter Johannessen, haben wir dann vier Leute, von denen jeder auch mal einen Homerun schlagen kann. Das merken die Gegner dann auch…“
Wer Salley im Outfield nachfolgen wird, soll die Vorbereitung zeigen. Centerfielder Kevin Kotowski und sein Nebenmann Johannessen sind gesetzt. Für die dritte Position zählt Boldt Kandidaten auf: „Wir haben Timmy Kotowski, wenn er nicht pitcht. Wir haben Marcel Schulz. Wir haben Eric Keller. Wir haben Carl Feldmann hochgezogen, wobei wir im ersten Jahr nicht davon ausgehen, dass er schon sehr viel spielt. Austin“ – der vor allem für die erste Base vorgesehen ist – „sagt, dass er im Outfield spielen kann, wenn wir ihn brauchen. Viel ist davon abhängig, wer wie gut haut. Wir müssen Punkte machen. Wenn jemand gut schlägt, werden wir für ihn einen Spot finden. Aber das ist noch alles Theorie. Ich kann erst sagen, wie wir aufstellen, wenn am 29. März das erste Saisonspiel kommt.“ Text und Fotos: cka
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