Im Hintergrund rennt Mike Blanke los, nutzt einen Wild Pitch und scort. In der Bundesliga soll der Profi ähnlich durchstarten.

So ganz genau wissen wir es nicht, weil wir nicht in jedem Spiel die Runs gezählt haben; um Ergebnisse ging es dem Coach in der Vorbereitung nicht. Vermutlich haben wir die Hamburg Stealers am Wochenende viermal geschlagen, vermutlich war es viermal insofern souverän, als dass wir früh in Führung gingen und die nicht mehr hergaben, viermal insofern knapp, als dass die Führung selten besonders hoch war.

Am Freitag stand es schon im ersten Inning durch den Homerun von Peter Johannessen, der im Rightfield auf den Zaun fiel und nach hinten wegsprang, 2:0. Zuvor hatte ein feines Play die linke Seitenlinie entlang den Rückstand verhindert: Timmy Kotowski hatte einen unerreichbaren Flugball in den äußersten Winkel vom Boden eingesammelt, Nici Weichert den Ball nach dem Wurf ins Infield zur Homeplate gefeuert, wo Mike Blanke einen Schritt entgegengekommen war und den Runner erwischte. „Man sieht, dass Mike ein Profi ist“, lobte Max Boldt den Neuzugang. „Er war sehr gut hinter der Platte.“

Nationalität
can CAN
Position
Pitcher
Catcher
Infield
Alter
36
Größe
193
Gewicht
108
Der gebürtige Kanadier, der jedoch seit seinem vierten Lebensjahr in Florida aufwuchs und dort die Universität besuchte, bringt eine Erfahrung mit, die in der Bundesliga nicht viele haben. Als Minor-League-Spieler der Chicago White Sox erreichte Blanke AA-Niveau, drei Jahre lang war er – wenn auch nicht im Liga-Spielbetrieb – ein gelegentlicher Ergänzungsspieler der Major-League-Mannschaft. 2012 und 2013 nahm unser neuer Catcher mit insgesamt sechs Kurzeinsätzen am Spring Training der White Sox teil und wurde in einem Video der MLB als „Top Prospect“ vorgestellt, als ein Spieler mit Power, die er noch nicht konstant abruft, und einem überdurchschnittlichen Arm, um an der zweiten Base die Stealer auszuwerfen. „Ob ein Kandidat fürs Tagesgeschäft ist oder ein fähiges Backup, hängt davon ab, ob er genug Hits schlägt“, heißt es im Video. „Ich war nah dran, hochgezogen zu werden“, sagt Blanke, letztlich aber blieb er in den Minor Leagues hängen, wurde 2015 an die Arizona Diamondbacks verkauft, ging nach sechs Wochen ablösefrei für zwei Spiele zu den Boston Red Sox und spielte seitdem vier Jahre für verschiedene Independent-League-Teams. Vor seinem Wechsel nach Mainz war Blanke noch nie außerhalb Nordamerikas.

„Die Chance wollte ich nutzen“, sagt Blanke. „Ich kenne ein paar Jungs, die schon in Deutschland und in Tschechien gespielt haben“ – beispielsweise den Heidenheimer Pitcher RJ Hively, mit dem er bei den Diamondbacks spielte. „Ich habe viel Gutes über die Liga gehört. Das will ich jetzt auch erleben.“ Seine Mission sieht Blanke in erster Linie in der Arbeit mit den Pitchern: „Es macht mir Spaß, ihnen zu helfen, besser zu werden. Die Abwehrarbeit ist mir wichtig.“ Blanke kann auch an der ersten und dritten Base, notfalls auch als Shortstop spielen. Auch als Pitcher stünde er zur Verfügung – sofern die Ausländerregel es zulässt. Thomas Fitzgerald ist schließlich gesetzt.

Peter Johannessen schlug den ersten Mainzer Homerun des Jahres. Mit dem Schweden, Mike Blanke, Max Boldt, Martin Kipphan und ab morgen wieder Austin Gallagher haben wir eine Menge Power in der Batting Order.

Als Angreifer sieht sich Blanke als Powerhitter. Am Samstag zeigte er – durchaus noch etwas vom langen Flug aus Texas gezeichnet – erste gute Ansätze. Der Spieltag begann mit vier Basehits der ersten vier Schlagmänner. Kevin Kotowski scorte, Blanke und Boldt gingen jeweils nach zu kurzen Schlägen im Forceplay an der Homeplate aus, Peter Johannessen erhöhte auf 2:0. Das 2:1 im vierten Inning konterte Blanke nach einem Walk, einem Steal und einem Wild Pitch mit dem 3:1. Kotowski erhöhte ebenfalls nach zwei Stolen Bases im siebten Inning auf 4:1.

Die zweite Samstags-Partie begann nur etwas verhaltener. Nach eineinhalb Innings, in denen nicht viel passierte – den einzigen Runner der Hamburger holten Kevin Kotowski und Martin Kipphan mit einem Flyout-Forceout-Doubleplay wieder von der Base – gingen wir im zweiten durch Johannessen und Kipphan 2:0 in Führung. Nach dem Ausgleich in Fitzgeralds einzigen wackligen Inning brachten die Doubles von Boldt und Johannessen das 3:2, die Singles von Kotowski, Blanke und Boldt das 4:2. Singles von Lennard Stöcklin und Kotowski sowie das 2-RBI-Double des stärksten Angreifers, des Spielertrainers Boldt, das 6:2. In der Schlussphase stand der junge Jerome Noso im Mittelpunkt: Der 17-jährige Shortstop machte das erste Aus, dann gingen drei Aktionen nacheinander schief, die Bases waren voll. Zwei Hamburger scorten durch Walks, ehe Noso das Doubleplay mit Lennard Stöcklin und Daniel Wolfraum-Bonell einleitete und das Spiel beendete.

Der 17-jährige Shortstop Jerome Noso lässt sich von drei missglückten Situationen nicht verrückt machen, schnappt sich den Ball, macht das Doubleplay. „Die Jungen sind teilweise sehr gut“, freut sich Max Boldt auf die Zukunft.

Am Sonntag schließlich glich Victor Voll im zweiten Inning die frühe Hamburger Führung aus. Ohne einen einzigen Ball zu schlagen, scorten wir bereits im dritten Inning zweimal: Nici Weichert und Blanke waren mit Walks auf die Bases und dank dreier Wild Pitches ins Ziel gekommen. Ein Basehit von Timmy Kotowski und ein weiter Flugball von Lennard Stöcklin brachten auch Boldt und Kipphan zum 5:1 durch. Hamburg verkürzte in der Schlussphase lediglich auf 5:2 und nach Kevin Kotowskis Sicherheitsrun auf 6:3.

„Für die Möglichkeiten, die wir hatten, sind wir so weit gut vorbereitet“, sagt Boldt. „Der Defense sieht man an, dass wir noch nicht viel draußen trainiert haben; die letzte Trainingswoche werden wir nutzen, um noch einige Spielzüge zu üben. Pitching und Hitting sehen gut aus. Mike ist ein angriffsstarker Spieler und auf jeden Fall eine Verstärkung.“ Austin Gallagher fehlt noch, wird morgen erst eintreffen. „Mit ihm werden wir noch einmal deutlich stärker“, sagt Boldt. „Auch die jungen Spieler sehen teilweise sehr gut aus. Wir haben immer auf junge Talente gesetzt, die wir mit uns heranwachsen lassen. In der laufenden Saison ist es schwierig, sie in knappen Spielen zu bringen, darum war es wichtig, in den Testspielen zu sehen, wie sie auf diesem Niveau competen. Die neue Saison kann losgehen. Wir freuen uns.“ Text und Fotos: cka

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