Die Saison ist noch jung. Man kennt sich gegenseitig noch nicht gut, man weiß noch nicht viel. So überrascht, wie die Regensburg Legionäre von der Offensivwucht unseres Catchers Mike Blanke waren, so überrascht waren vielleicht auch die Bonn Capitals, die nach einem 10:0 im ersten Spiel den Hamburg Stealers im zweiten 2:5 unterlagen. Die Stealers hatten in Mainz vier von vier Spielen verloren, die Capitals im vergangenen Jahr die ersten vierzig Spiele allesamt gewonnen. So überrascht waren vielleicht auch die Heidenheim Heideköpfe, als sie nach dem knappen 5:4 im ersten Spiel die zweite Partie gegen die Stuttgart Reds verloren. Mike Bolsenbroek, der einstige Regensburger Star-Pitcher, kassierte bei seinem Debüt für die Heideköpfe 13 Hits in gut fünf Innings, während der Stuttgarter Neuzugang Dustin Ward bei seinem ersten Bundesliga-Start in sieben Innings nur einen Hit abgab und zehn Strikeouts warf, damit dem 9:2-Auswärtssieg des Vorjahres-Sechsten beim Vizemeister ein stabiles Fundament gab.
„Dieser Split ist ein Anzeichen dafür, dass sich Stuttgart deutlich verstärkt hat und oben mitspielen will“, sagt Max Boldt vor unseren Auswärtsspielen bei den Reds (Samstag, 13 Uhr, Doubleheader). „Viel mehr kann man über die Mannschaft nach einem einzigen Doubleheader, von dem man nur die Statistiken kennt, nicht sagen, aber auf jeden Fall werden sie ein ernstzunehmender Gegner sein.“
Unser Team konnte sich nicht wie gewünscht auf die beiden Partien in Stuttgart vorbereiten. „Das Wetter…“, erklärt Boldt. „Heute trainieren wir nochmal. Ich hoffe, es bleibt trocken.“ Immerhin: Die Defense, mit der unser Coach nach den vier Testspielen nicht restlos zufrieden war, stand im Ernstfall gegen die Legionäre nahezu perfekt. „Nach den Vorbereitungsspielen müssen wir den Schalter umgelegt haben“, sagt Boldt. Zwei Errors in 18 Innings führten zwar jeweils direkt zu einem Run der Legionäre, „aber ansonsten haben wir sehr gute Plays gemacht“, urteilt der Coach, „mit Thomas auf dem Mound einige Doubleplays geturnt, drei Stück, fast vier, einmal war’s knapp… Das hat das Spiel einfach gemacht. Wir haben nicht viel zugelassen, konnten die Pitcher länger im Spiel halten, der Pitchcount ging nicht in die Höhe – mit der Defensivleistung war ich sehr zufrieden.“
Offensiv sieht Boldt noch Steigerungsbedarf. Bei beiden Siegen profitierten wir entscheidend von den Abstimmungsproblemen zwischen Pitcher und Catcher der Legionäre, drei von sieben Runs wurden erst durch Wild Pitches möglich. Ein Stück Zufall – freilich in Situationen, in denen der Zufall eine Chance hatte. So wäre der missglückte Wurf von Jan Tómek im achten Inning des Freitagsspiels, mit dem Mike Blanke zum 3:2 scorte, für uns wertlos gewesen, hätte Blanke nicht vorher ein Triple geschlagen. „Man muss sich erst einmal selbst in die Situationen bringen, um sie ausnutzen zu können“, sagt Boldt. „Aber trotzdem war das noch nicht das, was wir abliefern wollen. Wir wollen mehr Hits, mehr Runs scoren, mehr RBIs machen.“
Dass das gegen die Legionäre noch nicht geklappt hat, liegt natürlich auch daran, dass deren Pitcher nicht jeden Ball am Catcher vorbeigeworfen haben. „Die Regensburger Starter haben einen sehr guten Job gemacht“, schränkt Boldt seine Kritik ein. „Wild Pitches können immer mal passieren. Insgesamt haben sie uns das Leben sehr schwer gemacht. Gerade am Anfang der Saison ist es dann nicht einfach, viele Hits und viele Punkte zu machen. Umso wichtiger war es, dass Pitcher und Defense uns im Spiel gehalten haben.“
Das sollen sie auch in Stuttgart tun. „Ich glaube“, sagt Boldt, „dass wir nach dem letzten Wochenende heiß auf noch zwei Siege sind.“ Alle sind fit. Die Jungen werden in Mainz bleiben, weil sie selbst ein Vorbereitungsspiel haben, „und es ist nicht sinnvoll, dass sie mitfahren, nur um mitzufahren, und zuhause aber Spielpraxis verpassen.“ Erst nach dem Abschlusstraining wird der Coach entscheiden, wer am Wochenende dabei sein wird: „Wir haben genug Spieler, aus denen wir schöpfen können. Und wir werden hochmitiviert ins Spiel gehen.“ Text und Fotos: cka