„Mehr Runs, mehr Hits, mehr RBIs“ hat Max Boldt gefordert. Und bekommen: Zum Auftakt hatten wir die Legionäre vor allem durch hervorragendes Pitching, eine hervorragende Defensive und die Wucht von Mike Blanke gesweept. Bei den Auswärtsspielen in Stuttgart ließen wir in allen drei Bereichen (geringfügig) nach – drei Errors statt zwei, sechs Earned Runs statt drei, nur ein Double unseres Neuzugangs -, dafür steigerte sich die Offensive. „Ich bin ganz zufrieden“, sagte unser Coach nach dem zweiten Sweep der Saison, der uns als einzige noch ungeschlagene Mannschaft des Südens an die Tabellenspitze brachte. „Die Pitcher haben wieder eine sehr gute Leistung abgeliefert, die Offensive hat ein bisschen aufgedreht und einen guten Job gegen gute Starter gemacht.“ Alle unsere Runs beim 7:5 im ersten Spiel kamen nach Schlägen über den Outfieldzaun ins Ziel, auch der erste beim folgenden 5:2 war ein Homerun. Von den üblichen Anlaufproblemen, die es im Frühjahr immer wieder gibt, ist nicht viel zu spüren, das Niveau ist schon früh erfreulich hoch.
Freilich kamen uns die kleinen Dimensionen des Stuttgarter Ballparks etwas entgegen. „Austins Homerun war ein No Doubter“, sagte Boldt, „der ist überall draußen. Mein erster war nicht ganz so weit.“ Back-to-Back-Homeruns von Austin Gallagher und Max Boldt im dritten Inning brachten uns beim 7:5 im ersten Spiel die 3:1-Führung; gerade erst waren die Reds durch ein Double von Marcel Hering in Führung gegangen. Auch die nächsten fünf Runs (vier im ersten Spiel, einer im zweiten) waren Schläge über den Zaun, der Rest war Small Ball.
Es ist aber auch ein gewaltiges Offensivpotenzial, das wir in dieser Saison am Start haben. Mit Mike Blanke, Austin Gallagher, Max Boldt, Peter Johannessen und Martin Kipphan gibt es so viele Spieler mit Homerun-Erfahrung wie selten im Team, so viele, dass nach dem offensichtlichen Leadoff, dem schnellen Double-Spezialisten Kevin Kotowski, gar kein zweiter Kontaktmann an die Reihe kommt, sondern ein Power Hitter nach dem anderen. Das bedeutet Stress fürs Pitching.
Im ersten Inning ging das noch gut für die Reds – Kotowski schaffte es auf die dritte Base, Gallagher auf die erste, keiner scorte. Das dritte Inning brachte durch Blankes Walk und die beiden Homeruns drei Punkte. Im fünften holten sich die Reds schon nach Blankes Double Gallagher mit einem Intentional Walk auf die Base, im siebten nach Blankes Walk und Steal ebenfalls. Im achten schließlich – 3:3 stand es da nach Herings zweitem Double – hatten wir die Situation, die man sich in einem achten Inning bei Unentschieden wünscht: Bases loaded (nach Double von Kipphan, Single von Victor Voll, Walk für Nici Weichert – allerdings auch schon zwei Aus), die Hoffnung, dass Kevin Kotowski irgendetwas Konstruktives macht, sich den Walk holt, ein Single, vielleicht ein Double haut, sich den einen oder anderen RBI holt, und dann kommen die Abräumer. Dann kommt Blanke, dann kommt Gallagher, dann kommt Boldt, dann kommt Johannessen, dann haben die Reds zwar immer die Chance, mit dem einen entscheidenden Aus das Inning zu beenden, aber jeder Ball kann draußen sein. Jeder Pitch kann die Niederlage bringen.Die Reds schafften das entscheidende Aus, schafften es schon gegen Blanke, doch war’s da schon zu spät, war der Druck schon wieder weg, waren die Bases wieder leer. Kotowski hatte etwas Konstruktives gemacht. Keinen Walk geholt, keinen einfachen Basehit gehauen, kein Double, sondern selbst schon den Grand Slam Homerun. 7:3, und dass der Reliever Yannic Wildenhain (auch benachteiligt durch einen Error im Infield) im achten Inning noch zwei Runs abgab, spielte keine Rolle, weil Tim Stahlmann als Closer das neunte Inning mit drei schnellen Aus kurz hielt.
So kurz, dass Boldt im zweiten Spiel vom eigentlichen Plan abwich und Thomas Fitzgerald erst einmal im Bullpen behielt; Stahlmann startete. „Tim war eh schon warm“, erklärte der Coach, „und bevor er wieder kalt wird und sich nochmal warm werfen muss, kann er auch das zweite Spiel anfangen. Die Pause ist für ihn nichts anderes wie ein sehr langes Offensivinning von uns. Er war ready to go, es hat auch gut funktioniert.“
Stahlmann warf drei komplette Innings, gab nur im ersten zwei Hits ab (und hatte durch einen weiteren Fehler im Infield bei einem Aus alle Bases besetzt), kam mit zwei Flyouts aus dem Inning. Im zweiten und dritten hatten die Reds keinen einzigen Runner, im vierten schließlich kam Fitzgerald bei einem Aus und zwei Runnern ins Spiel und erzwang einen Schlag ins Doubleplay.
Da stand es schon 2:0 für uns, weil Boldt im zweiten Inning einen weiteren Homerun gehauen und Nici Weichert im dritten nach einem Single, einem Steal und zwei Sacrifice Hits (Kevin Kotowski, Blanke) gescort hatte – ein passendes Ergebnis für das 1000. At Bat unseres Shortstops in der Bundesliga. Fitzgerald hielt auch im fünften und sechsten Inning dicht, aber auch unsere Offensive hatte ihren Durchhänger. Mit jeweils nur einem Hit und ein paar Walks oder Errors hatten wir im fünften und siebten Inning noch einmal Bases loaded, brachten aber die Runner nicht durch. Und immer noch im siebten glichen die Stuttgarter durch ein 2-RBI-Triple von Daniel Zeller, der bis dahin in acht Versuchen achtmal aus gewesen war, durchaus ein bisschen überraschend aus. Die Führung war halt nicht hoch genug.„Man darf dabei aber nicht nur auf die Statistiken gucken“, mahnt Boldt an. So habe Peter Johannessen zwar erst einen Hit in 15 At Bats, „aber Peter hat zwei richtig gute Spiele gemacht, sechs oder sieben Mal fest draufgehauen, aber halt immer auf die Leute. Das ist Pech. Wir hatten einfach ein paar laute Aus – wenn die ein paar Meter weiter rechts oder links runterkommen, sind es gute Hits.“ Gerade Johannessen hatte auch die letzte Saison schwach begonnen, sich dann aber auf eine Average von .322 gesteigert, die von den Stammspielern nur Boldt und Victor Voll übertrafen – und letzterer schlug dabei deutlich weniger Extra Base Hits, weniger RBIs. „Darum mache ich mir keinen Kopf“, sagte der Coach. „Ich hatte gehofft, dass wir gegen die Reliever ein paar mehr Punkte machen, aber es war ein Doubleheader, ein sehr langer, sehr anstrengender Tag, wir waren seit acht Uhr unterwegs. Dustin Ward“ – der Stuttgarter Starter – „hat letzte Woche Heidenheim ziemlich alt aussehen lassen. Da kann ich nicht erwarten, dass wir unglaublich viele Hits schlagen. Es war eine gute Leistung.“
Und eine Leistung, die reichte, um auch das zweite Spiel souverän zu gewinnen, denn schon im nächsten Angriffsinning gingen wir deutlich in Führung. Es war wieder so eine Situation wie bei Kotowskis Homerun, eine noch komfortablere sogar. Johannessen war mit einem Error auf die Base gekommen. Martin Kipphan mit einem Walk hinterher. Voll schickte beide mit einem Sacrifice Bunt eins weiter, Timmy Kotowski bekam den Intentional Walk, um die Lücke wieder zu schließen. Den Grand Slam Homerun gab es diesmal nicht, ohnehin waren so weit unten in der Lineup die Power Hitter noch ein paar At Bats entfernt. „Wir haben Small Ball gespielt“, sagte Boldt, „das fand ich gut.“ Nici Weichert holte sich seinen Walk – die Führung war damit schon wieder da, die Bases immer noch besetzt. Kevin Kotowski brachte mit einem Basehit den für Kipphan eingewechselten Pinch Runner Eric Keller ins Ziel, 4:2, immer noch Bases loaded. Blanke schlug nicht den erhofften Homerun, aber einen wunderbaren Sacrifice Fly zum 5:2. Eine Lücke gab es nicht, und weil hinter ihm Boldt lauerte, konnten sich die Reds nicht den Luxus leisten, Gallagher trotzdem direkt auf die Base zu stellen. Sie mussten ihn schlagen lassen und es ging gut für die Reds – erneutes Flyout, nur drei Punkte Rückstand. Zu viele – Fitzgerald ließ im achten und neunten Inning nur noch einen Runner zu.
„Kevins Basehit war wichtig“, sagte Boldt, „dass wir da nochmal die Führung ausbauen und den Druck von den Pitchern nehmen. Mike hat seinen Sacrifice Fly gehauen, auch wenn es nur ein RBI war, hat er damit seinen Job gut gemacht. Das hat Druck von den Pitchern gekommen und uns eine sehr gute Chance gegeben, das Spiel zu gewinnen.“ Zum ersten Mal seit 2013 (damals mit den Startern Christian Decher und Pat Haugen, mit Catcher Andreas Lastinger, Infielder Lars Szameitpreuß, mit Julius Spann im Rightfield und nur fünf Homeruns in der ganzen Saison) einen Vier-Siege-Start zu vollenden. Die erste Niederlage gab es damals erst im neunten Spiel, gegen die Topteams aus Regensburg und Heidenheim gelangen insgesamt nur zwei Siege. Dieses Jahr wollen wir erst einmal gegen die Saarlouis Hornets den fünften Sieg schaffen, danach noch einen. „Auf dem Papier sind es vielleicht Pflichtsiege“, sagt Boldt, die Hornets sind Letzter mit vier Heimniederlagen gegen Mannheim und Haar. „Aber letztes Jahr haben wir gegen sie zweimal nur gesplittet. Das müssen wir diesmal vermeiden.“ Text: cka/Fotos: cka, Steffen Marg.