Ein bisschen holprig war’s ja schon. Zwei Rückstände, 1:3 im ersten Spiel, 0:3 im zweiten. Die Defense spielte mit vier Errors in 18 Innings fehlerhafter als sonst, das Pitching war nicht so präzise wie sonst. Und das so negativ formulieren zu wollen, das zeigt, an was für einen Standard wir uns schon in dieser immer noch recht jungen Saison gewöhnt haben. „Wir jammern auf hohem Niveau“, lachte Max Boldt nach dem 11:5/10:6-Sweep in Ulm. Und vielleicht sollte man diesen leichten Durchhänger zweier Mannschaftsteile sogar positiv sehen, denn dadurch war zum ersten Mal in diesem Jahr die Offensive gefordert. Und die lieferte. Elf Hits im ersten Spiel, dreizehn im zweiten, davon acht in nur fünf Innings gegen den bisher so herausragenden Carlos Parra, das ist im siebten und im achten Saisonspiel ebenso die zweitbeste und beste Bilanz des Jahres wie die insgesamt 21 Runs – mehr als doppelt so viele wie im Schnitt an vorherigen Spieltagen.
Auch weil die untere Hälfte der Lineup nach sechs zurückhaltenden Partien diesmal gut im Spiel war – Peter Johannessen schlug seinen vierten und fünften Basehit, Martin Kipphan seinen dritten bis sechsten Hit, darunter im zweiten Spiel ein 2-RBI-Double und einen Zwei-Punkte-Homerun zum 2:3 und 6:3. Victor Voll schaffte seinen zweiten Hit und den dritten auch deswegen nicht, weil er ständig abgeworfen wurde – achtmal trafen die Ulmer Pitcher unsere Angreifer, alleine dreimal den Second Baseman. Timmy Kotowski schlug seinen zweiten und dritten Hit der Saison, Nici Weichert seinen dritten bis fünften. Die Offensivqualität in der unteren Hälfte war notwendig, sie war da – während die obere Hälfte ihren gewohnt guten Job machte.
Kevin Kotowski legte mit drei Hits in vier Innings los, kam später noch dreimal durch Errors und einmal per Walk auf Base, scorte drei Runs. Mike Blanke hat sein überragende Leistung beim Debüt gegen Regensburg weiterhin nicht wieder erreicht, ist aber weiterhin effektiv zwischen den Zeilen, da, wo es selbst die Statistik nicht immer erfasst: Blanke bewegt Runner, sammelt seine RBIs, schlägt aber auch oft den vorletzten Ball eines Kotowski-Runs, bringt den Leadoff von der ersten Base in Scoring Position. Austin Gallagher bekam zunächst dreimal die erste Base geschenkt, konnte daher erst spät mit seinen Hits anfangen – es wurden zwei RBI-Doubles und ein Solo-Homerun. Max Boldt schlug den wichtigen Grand Slam Homerun, der aus einem 2:3 ein 6:3 machte und das erste Spiel vorentschied, außerdem die vier Singles, die seiner Saison lange gefehlt hatten; vier Homeruns standen zuvor nur zwei weitere Hits gegenüber, jetzt sind auch die kleinen Treffer da.
„Es ist immer gut“, sagte Boldt, „wenn ein Teil des Teams einen besseren Job macht, wenn ein anderer nicht so gut funktioniert. Das zeichnet uns auch aus – wir spielen als Team gut zusammen. Mal trägt die Offensive die Defensive oder das Pitching, mal umgekehrt. Wir tragen uns gegenseitig. Heute war das Pitching nicht ganz so wie erhofft, aber wir haben gut gehauen und als Team gewonnen. Das ist alles, was ich möchte.“
Woran es lag, das gilt es in der Trainingswoche zu ergründen. „Ulm war nicht schlecht“, sagte Boldt, „und das eine oder andere hätte für uns etwas besser laufen können. Doubleheader sind immer anstrengend. Es war sehr warm, es war ein sehr langer Tag, eine lange Anreise, alles nicht optimal, da kann man viele Ausreden finden. Aber man kann eh nicht davon ausgehen, dass wir jedes Spiel super werfen. Ein schlechterer Tag gehört auch mal dazu. Das ist“ – siehe oben – „Jammern auf hohem Niveau.“ cka / Foto: Robin Limmeroth