Das offensive Ende eines komplizierten Spiels: Dominick Golubiewski ist zu schnell für die Defense und für die Kamera und scort den Winning Run.
Max Boldts Basehit im vierten Inning…
…und Peter Johannessens 2-RBI-Double hatten uns zuvor nach dem 0:4 wieder ins Spiel gebracht.
Auf dem Feld gab es einiges zu besprechen – Starter Yannic Wildenhain warf nach dem starken Start der Ulmer vier starke Innings.

Am Ende standen zwei Siege. Das war das Gute am elften Spieltag der Baseball-Bundesliga, umso mehr, weil die Verfolger Mannheim und Heidenheim wieder gesplittet haben. Ein Sieg aus den verbleibenden sieben Spielen (drei gegen Mannheim, je zwei gegen Haar und Heidenheim, bis auf das Sonntagsspiel in Mannheim ausschließlich Heimspiele) fehlt für die vorzeitige Playoff-Qualifikation, drei Siege würden Platz 3 absichern. Wie sich die Tabellenspitze sortieren wird, das wird wahrscheinlich erst recht spät feststehen.

Um diese Siege zu schaffen, ist freilich eine Steigerung in Defense und Biss nötig. Das 6:5/15:9 gegen die Ulm Falcons war seitens aller Beteiligten – Ulmer, Mainzer, Umpires – von vielen Fehlern, vielen Unkonzentriertheiten und Nachlässigkeiten geprägt, die zeigten, wie schlecht Amateur-Leistungssport und Wochentagsspiele zusammenpassen. Vier Balks wurden gecallt (jeweils einer pro Team und Spiel), nicht alle nachvollziehbar. Sieben Errors kamen aufs Scoreboard, Spieler beider Teams beschwerten sich über eine unberechenbare Strikezone, am Ende ging den Ulmern (wie offenbar weiteren Teams in der restlichen Liga) das hochklassige Pitching aus – der Bundesliga hat der enge Terminplan keinen Gefallen getan, wie schon am 1. Mai konnte das gewohnte Niveau unter den gegebenen Umständen nicht erreicht werden.

Zumindest das Problem mit dem Pitching hatten wir nicht. Der Bullpen war groß genug, den Ersatz-Startern folgten mit den Wochenends-Stammspielern ausgezeichnete Reliever, die es in beiden Partien möglich machten, den Rückstand zu drehen.

Nationalität
swe SWE
Position
Outfield
Alter
40
B/T
L/R
Größe
188
Gewicht
95
Im ersten Spiel überrumpelten die Falcons unser Team. Dem 1:0 im ersten Inning folgte bei zwei Aus der Drei-Punkte-Homerun über das Leftfield zum 4:0. Dann erst hielt Yannic Wildenhain, der in knapp sechs Innings immerhin acht Strikeouts warf, die Bases weitgehend leer. Vor dem fünften Ulmer Run durch einen angeblichen Balk im sechsten Inning hatten wir im vierten Durchgang auf 3:4 verkürzt, nur auf 3:4, weil Peter Johannessens 2-RBI-Double bei Runnern auf der zweiten und dritten Base und keinem Aus über den Inningwechsel hinaus fünf teils fragwürdige Strikeouts folgten. Den Ausgleich schafften wir im wirren siebten Inning, in dem es nur einen Basehit von Mike Blanke gab, dazu drei Walks, einen Abwurf, drei Strikeouts und einen Wutanfall des Pitchers, der durch die Auswechslung vom Platzverweis bewahrt wurde. Im achten Inning brachte uns der Debütant Dominick Golubiewski durch einen Walk, einen Balk, einen perfekten Sacrifice Hit von Martin Kipphan und den weiten Sacrifice Fly von Timmy Kotowski in Führung. Tim Stahlmann, der nach dem 3:5 den Mound übernommen hatte, erledigte unterdessen die letzten 3.1 Innings mit nur zehn Angreifern – acht gingen direkt aus und die beiden, die durch einen Walk und einen Error die erste Base erreichten, wurden per Doubleplay wieder runtergeholt und beim Basestealing wieder eingefangen.

Ergebnisse

Mannschaft123456789RHE
Falcons130001000571
Athletics00030021-641
Details zum Spiel
Unserem neuen Mann war beim Debüt noch eine gewisse Restmüdigkeit anzusehen. „Ich bin ja erst zwei Tage vorher angekommen“, berichtete der in Chicago geborene Sohn polnischer Eltern. „Der Jetlag war noch nicht weg.“ Im zweiten Spiel zeigte Golubiewski deutlicher, welche Verstärkung er sein kann. Mit einem Ground Rule Double, einem Single, einem späten Homerun gegen den wackelnden Closer, zwei Runs und zwei RBIs war der Infielder auf seiner Position im unteren Teil der Lineup ein guter zusätzlicher Cleanup Hitter, der nur deswegen nicht noch effektiver war, weil Peter Johannessen und Max Boldt vor ihm schon einige RBIs schlugen und nicht mehr viele Runner übrig waren, die auf seine Schläge warteten. Sollte sich der erste Eindruck in den folgenden Wochen bestätigen, sollten wir mit Kevin Kotowski, Mike Blanke, Austin Gallagher, Max Boldt, Peter Johannessen und Golubiewski auf den ersten sechs Positionen und je nach Aufstellung Martin Kipphan, Timmy Kotowski, Victor Voll, Lennard Stöcklin und Nici Weichert für die restlichen drei Plätze in der Batting Order offensiv sehr stark aufgestellt sein. Immerhin haben bereits acht verschiedene Spieler Homeruns geschlagen, hat inzwischen jeder Doubles im Repertoire.

Nationalität
pol POL
usa USA
Position
Pitcher
Infield
Alter
30
Größe
191
Gewicht
91
Vorherige Vereine
Golubiewski profitiert vom großen Integrationswillen seiner noch in Polen geborenen Eltern: „Sie wollten, dass ich amerikanische Sportarten ausübe. Das habe ich mein ganzes Leben lang getan.“ Mit den Dayton Flyers spielte Golubiewski in der ersten College Division, zunächst als Pitcher, bis eine Armverletzung ihn ins Infield schob. Das eine oder andere Inning wird er hier sicher werfen, „aber da lassen wir uns Zeit“, kündigte Boldt an. „Er hat jetzt einige Wochen nicht gepitcht, das bauen wir in aller Ruhe auf.“ Ambitioniert ist Golubiewski: „Die Bundesliga“ – die er 2018 als Stuttgarter bereits kennengelernt hat – „ist eine gute Liga, wenn es auch ein gewisses Ungleichgewicht zwischen den Topmannschaften und dem unteren Tabellenende gibt. Ich will die Meisterschaft gewinnen und dafür hart und konsequent spielen, mit einer positiven Einstellung.“ Die sieht man: Wenn sich Golubiewski konzentriert, schiebt er oft die Zunge vor den Oberkiefer, in jeder Verschnaufspause aber sieht man ihn strahlen.

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig eröffnete das zweite Spiel mit dem First Pitch.
Der Neuzugang Golubiewski hatte sich im zweiten Spiel vom Jetlag erholt, machte gute Plays und schlug drei wichtige Hits, darunter den Homerun zum Endstand.
Seinen zweiten Run im Mainzer Trikot schaffte der Infielder durch den Walk von Nici Weichert.
Sechs Spieler scorten in jenem fünften Inning, nach Kevin Kotowskis Schlag auch Martin Kipphan zum 10:5…
…und Victor Voll zum 11:5.

An der frühen, hohen Führung im zweiten Spiel hatte Golubiewski bereits seinen Anteil. Zunächst setzte Kevin Kotowski mit zwei gestohlenen Bases nach seinem Walk die Ulmer unter hohen Druck. Mike Blanke bekam ebenfalls einen Walk. Kotowski scorte nach Austin Gallaghers Double, Blanke nach dem dritten Balk des Spieltags, Gallagher nach Boldts Double. Peter Johannessen brachte den Coach mit einem Sacrifice Hit weiter zur dritten Base, Golubiewskis Ground Rule Double, das über den Centerfield-Zaun sprang, erlaubte Boldt das 4:0 – das jedoch nicht die Vorentscheidung war. Mit zwei Singles und zwei Runs im zweiten und einem Homerun, einem Double und zwei Basehits im dritten Inning gingen die Gäste 5:4 in Führung. Gegen ihren Reliever, der schon im ersten Inning den Starter abgelöst hatte, gelang bis auf Boldts Solo-Homerun zum 5:5 lange gar nichts.

Ergebnisse

Mannschaft123456789RHE
Falcons023000400981
Athletics40106112-15184
Details zum Spiel
Aber auch der brach im fünften Inning ein, schaffte kein Aus mehr, kassierte nach einem Walk für Gallagher und einem Basehit von Boldt den 3-RBI-Homerun von Peter Johannessen zum 8:5 und durch die Singles von Golubiewski und Kipphan sowie zwei Walks noch den neunten Run. Der nun eingewechselte Reliever kam erst nach dem 5:11 aus dem Inning. Das gab Boldt im sechsten Durchgang die Gelegenheit zum Risiko: Sein Double, seinen Homerun und sein Single hatte der Coach schon geschlagen. Zum seltenen Kunststück des „Hitting for the Cycle“ fehlte nur noch das Triple und der Schlag an den Centerfield-Zaun sah vielversprechend aus. Boldt erreichte die zweite Base locker, „und normalerweise wäre ich da auch stehengeblieben“, verriet er. „Aber der Spielstand hat es zugelassen und ich dachte: Ich probier’s mal.“ Es ging schief. Ein knapper Meter vielleicht fehlte Boldt vor der dritten Base, der Wurf aus dem Outfield kam gerade so rechtzeitig. Boldt war aus, hatte aber nebenbei den RBI zum 12:5 geschlagen.

Nationalität
ger GER
Position
Pitcher
Catcher
Infield
Alter
36
B/T
R/R
Größe
183
Gewicht
99
Vorherige Vereine
Dass die Ulmer mit zwei Doubles, einem Wild Pitch, schon wieder einem Balk und einem Error im siebten Inning auf 9:12 herankamen, hätte letztlich nicht sein müssen, richtete aber keinen großen Schaden mehr an. Nici Weichert erhöhte sofort nach einem Double von Kevin Kotowski auf 13:9, Gallagher und Golubiewski legten im achten Inning ihre Solo-Homeruns drauf. Und der Closer, Timmy Kotowski, der die vier Runs kassiert hatte, ließ in den letzten beiden Durchgängen nichts mehr zu.

Zwei Siege also. Den Vorsprung an der Tabellenspitze nicht ausgebaut, weil auch die Regensburg Legionäre wie erwartet die Saarlouis Hornets sweepten, dabei nach dem 26:1 im ersten Spiel das zweite hätten verlieren können: Erst im achten Inning glichen die Legionäre das 7:8 aus, im neunten gewannen sie 12:8.

Pos.MannschaftWL%HomeRoad
1Mannheim Tornados6357.52534-2529-32
2Mainz Athletics5763.47532-2925-34
Jetzt kommen die Mannheim Tornados nach Mainz, für ein Spiel heute um 19 Uhr – Spiel 2 findet morgen in Mannheim statt. „Defensiv müssen wir uns steigern“, fordert Boldt. „Wir müssen gegen Mannheim, gegen Haar, gegen Heidenheim die Aus machen, für die wir die Gelegenheit bekommen.“ Bezüglich des Pitchings erwartet der Coach keine Probleme. „Tim und Tom werden starten. Sie haben gegen Ulm ein bisschen geworfen, aber das war die gleiche Belastung wie bei einer kurzen Einheit im Training. Das ist so besser für sie. Sie sind ja auch schnell durchgekommen.“

Der Gegner ist für Boldt schwer einzuschätzen. Im bisher einzigen Duell in dieser Saison haben wir verloren, das zweite Spiel musste bereits im zweiten Inning beim Stand von 2:2 und einer sehr vielversprechenden Chance zu unserer möglichen Führung abgebrochen werden. Das Roster der Tornados verändert sich ohnehin ständig, Spieler gehen, neue kommen dazu. So ist inzwischen der Ex-Mainzer Thomas de Wolf, der beim Hinspiel noch nicht in Deutschland war, bei den Tornados angekommen, war zuletzt aber verletzt. „Schwierig zu sagen, was uns erwartet“, sagt Boldt. „Mannheim scheint in einer Phase zu sein, in der sie nicht so stark sind wie vorher, aber das ist eine Phase, die jederzeit enden kann. Auf jeden Fall erwarte ich ein sehr starkes Team, das genauso heiß auf die Tabellenspitze ist wie wir.“ Text und Fotos: cka

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