Ein paar Jahre ist es her, dass unser Meistertrainer Cae Santos in seiner damaligen Nebenrolle als Coach unserer Zweitligamannschaft öffentlich verriet, erst mit einer Woche Verspätung gemerkt zu haben, dass er vorzeitig die Liga gewonnen hatte. Die Tabelle war ein bisschen schief, nicht alle Mannschaften hatten gleich viele Spiele absolviert, Santos hatte nicht weit genug gerechnet.
Max Boldt, der Nachfolger seines Nachfolgers, ging in diesen Tagen auf Nummer sicher, fragte nach, ließ sich bestätigen: Sollten wir die Disciples an diesem Wochenende sweepen, sollte gleichzeitig Mannheim gegen Regensburg zumindest ein Spiel gewinnen, dann hat er seinen ersten Titel als Bundesligacoach. Dann ist uns die Südmeisterschaft nicht mehr zu nehmen. Das heißt umgekehrt: Aus eigener Kraft können wir das heute (19 Uhr) und morgen (14 Uhr) nicht schaffen. Vielleicht später, es folgen ja noch drei Spiele.Hingegen genügt aus diesen fünf Partien ein einziger Sieg, um Mannheim und Heidenheim abzuhängen und das Titelrennen auf ein Duell mit Regensburg zu reduzieren. Die Playoff-Teilnahme ist ohnehin schon längst sicher, und wie es dann weitergeht, ob Boldt der dritte A’s-Coach in Folge wird, der den ganz großen Pokal gewinnt, das lässt sich jetzt wirklich noch nicht seriös abschätzen. Das werden die Duelle mit dem Norden zeigen.
Die Verbesserung gegenüber 2018 ist jedenfalls deutlich zu sehen. Damals, Anfang September, verpassten wir mit zwei Niederlagen in Regensburg das erhoffte Wunder und damit das Halbfinale. Schon die Zwischenrunde hatten wir gerade so erreicht, im letzten Moment hatten wir uns den vierten Platz geschnappt. Neun Monate später sind wir in der Schlussphase der Bundesliga Süd Erster in der Tabelle und wollen es bleiben. Was hat sich verändert in dieser kurzen Zeit?
„Es gibt einen großen Unterschied“, sagt Max Boldt. „Weniger Verletzungen. Und wenn mal einer ausfällt, haben wir jetzt mehr Tiefe im Team, bessere Möglichkeiten, ihn zu ersetzen. 2018 waren um diese Zeit drei wichtige Leute verletzt, auf drei wichtigen Positionen. Dieses Problem haben wir jetzt nicht.“
Aber auch darüber hinaus hat sich das Team weiterentwickelt. „Einige Spieler haben einen Schritt nach vorne gemacht“, sagt Boldt. „Es macht einen großen Unterschied, dass Tim Stahlmann wieder dabei ist, aber auch andere spielen eine bessere Saison. Kippy ist in einer sehr guten Form, Timmy Kotowski hat einen guten Entwicklungsschritt gemacht, das sieht man nicht nur an seinen drei Homeruns. Ich selbst habe ein besseres Jahr als letztes Jahr. Yannic Wildenhain und generell die Relief Pitcher haben sich gesteigert. Mit Mike Otto haben wir noch einen Pitcher dazubekommen, der uns gute Innings gibt. Da kommt einiges zusammen. Wir können es nicht einfach daran festmachen, dass wir drei neue Spieler geholt haben, die einen Riesenunterschied machen. Letztes Jahr waren wir schon gut. Dieses Jahr sind wir etwas breiter aufgestellt, machen hier und da die eine oder andere Sache noch ein bisschen besser, das macht den Unterschied.“ In unserer 2018er-Rolle sind jetzt die Haar Disciples, die von einigem Verletzungspech gebeutelt waren, die nun mit einem Endspurt noch die Playoffs erreichen wollen. „Man kann wohl davon ausgehen, dass sie stärker sein werden als in den Hinspielen“, sagt Boldt. Die gewannen wir an einem chaotischen Feiertags-Doubleheader 18:14 und 8:7. „Ich hoffe, dass sich solche Spiele nie wiederholen“, erklärt unser Coach. „Damals waren sie ja ziemlich dünn besetzt, manche werden wieder fit sein. Und sie machen aus der dünnen Personaldecke gerade das Beste, was möglich ist.“ Das schließt eine hohe Heimniederlage gegen Stuttgart ein, aber auch einen eindrucksvollen Sweep gegen Mannheim. „Zuletzt haben sie ein paar richtig gute Spiele gemacht. Sie werden hochmotiviert hier ankommen, weil sie wissen, dass sie für die Playoffs Spiele gewinnen müssen“, sagt Boldt. „So werden sie bei uns starten. Das macht es für uns nicht einfacher.“ Andererseits muss es auch für die Disciples nicht einfacher werden. „Einerseits haben wir nicht die besten Pitcher von Haar gesehen“, sagt Boldt, „wir haben nicht wirklich gesehen, was uns erwartet. Andererseits würde ich aber auch gern davon ausgehen, dass unsere Pitcher ein besseres Spiel machen als am ersten Mai, damit wir nicht wieder 15 Punkte brauchen, um zu gewinnen.“Womöglich wird Dominick Golubiewski erstmals für uns auf den Mound gehen. „Im Training hat er zweimal geworfen“, sagt unser Coach, „das sah gut aus. Wenn sich jetzt eine passende Situation ergibt, kann ich ihn als Reliever bringen.“ Nämlich nicht unbedingt als Closer, nicht unbedingt in einem knappen Spiel, „weil ich ihn im Spiel noch nicht pitchen gesehen habe. Ich glaube, er würde seine Sache gut machen, aber beim ersten Mal hätte ich gern vier oder fünf Punkte Vorsprung, ein bisschen Luft, denn dann können wir noch reagieren, wenn es nicht klappen sollte.“ Text und Fotos: cka