Am 21. und 22. September fand bei strahlendem Sonnenschein im Circlewood Stadium der Kölner
Cardinals die Deutsche Meisterschaft 2024 im Schüler-Baseball statt. Im Vorfeld wurde gebeten auf
„Jubelgeräte“ zu verzichten. Am Samstagmorgen schlich sich also die angereiste Unterstützung aus
Mainz auf leisen Sohlen und ohne die üblichen Trommeln und Ratschen ans Spielfeld. Bei dem,
was dann dieser und auch der folgende Spieltag bot, blieb es ganz still aber doch nicht: Zu groß
waren Spannung und Emotionen, zu fantastisch die Baseball-Momente, in denen sie sich entluden.
Schwieriger Start ins Turnier
Die Meisterschaft begann für die Athletics mit einem herausfordernden Gegner: Freising, der
traditionell starke Nachwuchsverein, hatte fünf Nationalspieler in seinen Reihen, so viele wie sonst
keine Mannschaft im Turnier. Offensiv startete Mainz dennoch gut mit einem Double von Luan
Wermuth und einem Homerun von Noah Brown.
Das weitere Spiel war, wie üblich zu Beginn solcher Turniere, geprägt von vielen schnellen
Wechseln auf dem Mound. (Verantwortlich hierfür ist die Regel, die maximal 21 Batters Faced
ermöglicht und nur bei weniger als 6 Batters Faced auch ein erneutes Pitchen im weiteren
Turnierverlauf erlaubt.) Coach Nici Weichert wechselte immer nach 5 Schlagleuten, aber alle
Einsätze brachten unterm Strich zu viele Walks. Freising ging in Führung und konnte diese mit drei
Homeruns so ausbauen, dass das Spiel frühzeitig mit der Ten-Run-Rule endete (3:13). Kein guter
Auftakt für Mainz.
Im zweiten Spiel standen die A’s entsprechend unter Druck. Gegner waren die Main-Taunus
Redwings. Wieder ging es offensiv gut los, unter anderem schlug Noah erneut einen Homerun und
Mona Brauch einen Double. Am Ende des ersten Innings stand es 5:0.
Und diesmal konnte die Führung gehalten werden. Die Pitcher ließen kaum Punkte zu, erst Noah,
dann Felipe Novak. Das Mainzer Dugout schrie sich die Lunge aus dem Leib. Vielleicht auch
deswegen drehte die Offensive im vierten Inning nochmal auf: 5 Walks und ebensoviele Hits
brachten Mainz weiter nach vorne. Der Sieg mit 12:3 sicherte unter großem Jubel den Einzug in die
Zwischenrunde der Zweitplatzierten.
Zwischenrunde
Im Spiel 3 gegen Berlin stand erneut Noah auf dem Mound – und ließ keinen Punkt zu. Über vier
Innings warf er einen Shutout mit 9 Strikeouts, während die Mainzer Offensive eine gute
Teamleistung ablieferte und zwölf Runs sammelte. Wieder griff die Ten-Run-Rule, diesmal mit
Mainz auf der Gewinnerseite.
Im Spiel 4 ging es nun gegen Hamburg um den Einzug ins Halbfinale, mit letzter Kraft nach einem
langen Turniertag.
Starting Pitcher John Williams ließ sich nichts anmerken und pitchte für Mainz drei solide Innings.
Das sehr junge Hamburger Team kam im ersten Inning etwas unter die Räder und ließ die Mainzer
zwei Mal durch die Lineup schlagen. Nici Weichert resümiert: „Das war ein Spiel, in dem jeder
zeigen konnte, was er kann und diejenigen, die noch nicht so viel gespielt hatten, diejenigen
entlasteten konnten, die bereits drei Spiele durchgespielt hatten.“ Henry Junghans schlug einen
starken Linedrive, der leider gefangen wurde, Leonard Wagner einen satten Basehit und Jameson
Justen glänzte an der dritten Base. Aber auch Noah konnte sich noch ein weiteres Mal beweisen und
schlug seinen vierten Homerun in vier Spielen.
Spiel 4 wurde mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung beendet: Mainz gewann 14:3 gegen
Hamburg und sicherte sich damit das Halbfinale.
Kurz nach Abreise vom Feld erfuhren die Mainz Athletics dann auch, wer am nächsten Morgen der
Gegner sein würde: Die Cologne Cardinals. Der NRW-Meister also. Die Mannschaft, die in ihrer
Saison nur zwei Spiele verloren hat. Mit Heimvorteil.
Halbfinale
Am Sonntag um 9 Uhr morgens versammelten sich die A’s am „richtigen“ Schüler-Feld. (Alle vier
Spiele am Vortag waren auf „Feld 2“ gespielt worden, eigentlich dem Outfield des
Bundesligafeldes.) Das Dugout schmetterte wie gehabt hoch motiviert ein Lied nach dem nächsten
und das Coaching Team wirkte selbstbewusst und ruhig. (Neben Nici Weichert waren Nick Mosier,
Reilly Sullivan und Maximilian Schlich mitgereist.) Nur die Eltern schienen hier und da ein wenig
nervös.
Das Halbfinale wurde dann ein hochkarätiges Baseballspiel. In den ersten Innings wurde der
Offensive auf beiden Seiten nichts zugelassen. Für Mainz stand Luan auf dem Mound und konnte
die ersten sieben Batter in Folge retiren. Unterstützt wurde er durch ein starkes Outfield, das alles
wegfing: Nelson Pommerening im Rightfield und Jannik Marusczyk Herrera im Leftfield, der selbst
spektakuläre Catches einfach aussehen ließ.
Dann, im dritten Inning, eröffnete Nelson mit einem Double ins Rightfield. Leider gelang es nicht,
diesen Vorstoß in einen Run umzumünzen – unter anderem wegen einem sehr starken Catch des
Kölner Centerfielders, der einen fast schon sicheren Double von Luan in ein Aus verwandelte. Es
blieb bei 0:0.
Die Kölner brachten danach mit einem Aus ihren ersten Baserunner durch einen Single auf Base.
Drei Pitches später konnte das Inning jedoch durch ein schönes Double Play von Shortstop Felipe
beendet werden. Weiter mit 0:0.
Das 4. Inning wurde mit einem Paukenschlag eröffnet: Bei einem 2-0 Count schickte Noah den Ball
weit über den Leftfield-Zaun und eröffnete die Punktejagd für Mainz. Es folgte ein Single von
Felipe, ein Double von Artin Krischok und ein Single von John. Ein Walk von Nelson und ein
Sacrifice Fly von Bo Kipphan brachte den Zwischenstand von 3:0. Mainz war in Führung.
Das letzte Inning eröffnete Mona mit einem Triple und holte anschließend mit einem
hervorragenden Dirt Ball Read den vierten Punkt für Mainz. Artin führte nahtlos mit einem Double
die motivierte Offensive fort, konnte aber nicht mehr scoren.
Im fünften Inning ging der erste Ball von Köln erneut weit ins Rightfield – um dort bei Nelson zum
achten Flyout des Spiels zu werden. Dem zweiten Batter lieferte Luan einen Strikeout und das dritte
Aus fieldete er selbst, warf an die erste Base zum Aus, und schickte damit die Mainzer zum ersten
Mal seit 2018 wieder ins Finale einer Deutschen Schülermeisterschaft.
„Das war ein sehr gutes Pitching und eine exzellente defensive Leistung“, fasst Nici Weichert das
Spiel zusammen. Luan gab in fünf Innings zwei Hits ab, warf sieben Strikeouts, keinen Walk oder
Hit-by-Pitch und brauchte insgesamt nur knapp 60 Würfe. Dank des Double Plays kamen nur 16
Schlagleute zum Zug – und 8 von 15 Aus machte das Outfield.
Finale
Im Finale traf Mainz zum zweiten Mal auf die Freising Grizzlies. Offensiv ging es gut los und die
Mainzer hatten mit Luan und Noah Runners on base, die allerdings nicht in etwas Zählbares
umgemünzt werden konnten. Tizian Sulilatu, Pitcher der Freisinger, beendete zu schnell das Inning
mit einem dritten Strikeout.
Die Mainzer Pitcherin für das Finale war Mona, die starke Nerven bewies und Freising in Schach
hielt. Die ersten zwei Innings verliefen für beide Mannschaften punktlos. Auch am Schlag lief
Mona zu Bestform auf und schickte den Ball über den Zaun. Ihr Homerun brachte das 1:0 auf die
Anzeigetafel und einen grün-gelben Jubelsturm auf das Feld.
Danach griffen die Grizzlies an. Mit einem Runner auf der ersten Base flog der Ball weit ins
Centerfield – wo Noah aber zuverlässig einen Diving Catch hinlegte. Die Freisinger blieben
konzentriert und ihr Runner stahl sich beim nächsten Schlagmann auf die zweite Base. Dort stand
er, zum Scoren bereit, als Tizian einen Double schlug, so weit ins Centerfield, dass er hinter Noah
kurz vor dem Zaun landete. Und jetzt? Jetzt halten alle den Atem an.
Der Runner von der zweiten Base hat den sicheren Run vor Augen, umrundet die dritte Base und ist
auf dem Weg zur Homeplate, während Noah wirft. Der Ball fliegt vom Zaun über das komplette
Baseballfeld, geradewegs auf Luan zu, der mit dem Catcherhandschuh zum Tag bereitsteht. Der
Runner ist fast da, der Ball ebenso: er landet haargenau im Handschuh, keine Millisekunde zu früh,
aber auch keine zu spät. Luan macht den Tag, er muss sich dafür kaum bewegen. Der Runner ist
aus, der Ausgleich verhindert.
Dieses Play war filmreif und wird den Mainz Athletics so schnell nicht aus dem Sinn gehen.
Doch Freising kam mit mentaler Stärke weiter an den Schlag, als wäre nichts gewesen. Ein Single
brachte Tizian auf die dritte Base, von der er sich an Home stahl, um nun eben doch den Ausgleich
zu schaffen. Mit guten Schlägen und kleinen Fehlern in der Mainzer Verteidigung drehten die
Grizzlies das Ergebnis auf 1:4.
Aber auch die A’s blieben am Ball. Ein Double von Artin und ein RBI Single von Nelson brachte
das 2:4. Freising ließ jedoch nicht locker und baute die Führung weiter aus. Für Mona übernahm
Artin und machte seine Sache gut, jedoch schaffte auch er es nicht, die gegnerische Offensive
einzudämmen. Im letzten Inning stand es 2:10.
Im Dugout wurde es jetzt ruhiger, Müdigkeit und Enttäuschung griffen die Stimmung an. Die
Coaches fingen sensibel auf und konnten nochmal motivieren. Doch trotz einem letzten Versuch
blieb es schließlich beim 2:10.
Tränen und Auszeichnungen
„Das Finale zu verlieren ist sicherlich schmerzhaft“, zeigt sich Nici Weichert verständnisvoll ob der
langen Gesichter bei seinen Schützlingen. „Die Trainer sind sehr stolz auf das Team und die
hervorragenden Leistungen, die über das Turnier von jedem gezeigt wurden.“
Am Ende des Turniers steht Luan als Best Pitcher fest und Noah bekommt den MVP Award. Das
ganze Team bekommt – nebst Pokal und Silbermedaille – von allen Seiten herzliche Glückwünsche
zu einem sensationellen zweiten Platz in der Deutschen Schülermeisterschaft 2024. Und noch
während der Siegerehrung können die jungen A’s dann auch schon wieder lachen.
In diesen letzten Momenten der DM mischen sich unter die vielen Emotionen auch die schweren
Herzen jener, die nun das Schülerteam verlassen und in die höhere Altersklasse wechseln. So
manche Träne gilt gar nicht der Goldmedaille. Sie gilt dem Team. Und das ist eine Auszeichnung
einer ganz anderen Kategorie.
Text: Felicitas Pommerening