2016-hdh-hf-h-wagner
Durchrutschende Bälle waren am Samstag das große Problem der Heideköpfe in der ersten Spielhälfte – hier scort Jonathan Wagner zum 4:3. Trotzdem gab es am Ende den ebenso glücklichen wie verdienten Sieg der Gäste.

Es ist tatsächlich so, dass wir Heimniederlagen nicht mehr gewöhnt sind. Aber das Niveau ist hoch in den Playoffs, und nachdem sich unser Bundesligateam gegen Paderborn im Viertelfinale noch ganz alleine geschlagen hatte, musste Ulli Wermuth nach dem ersten Halbfinalspiel gegen die Heidenheim Heideköpfe einräumen: „Heute abend wurden wir besiegt.“ Das haben 2016 nicht viele geschafft, und am Hartmühlenweg noch keiner doppelt: Die Antwort auf das ärgerliche 4:5 vom Samstagabend kam tags drauf mit einem niemals gefährdeten 5:1-Sieg. Zweimal müssen wir noch gewinnen, drei Versuche haben wir in Heidenheim. Für die Heideköpfe gilt genau das gleiche.

Wermuth hatte ja tagelang davon gesprochen, dass Baseball ein verrücktes Spiel sei. Verrückt genug, dass uns die Heideköpfe am Samstag 16:3 Hits um die Ohren schossen, „aber wir hätten mit 4:16 Hits beinahe gewonnen“, wunderte sich der Coach. Im neunten Inning hatte sich der eben erst eingewechselte Marcel Raab bei einem Aus auf die zweite Base vorgearbeitet, Lucas Dickman schoss einen schönen harten Linedrive nach halblinks – der halt nicht durch die Lücke flutschte, sondern in Reichweite des Shortstops flog. Doubleplay, Spielende. Und ein verdienter Sieg für die Heideköpfe; alles andere hätten wir mit dem Wort „schmeichelhaft“ kaum zureichend relativiert.

Zwei Innings lang war wenig passiert in diesem verrückten Spiel, dann zeigten die Heidenheimer dramatische Abstimmungsprobleme im Infield. Vier Würfe an die erste Base kamen nicht an, zwei vom Shortstop Philipp Schulz, zwei vom Third Baseman Jay Pecci, mal war der Empfänger Terrell Joyce schuld, der auch keinen Catcher als Backup hatte, weil der mit Runnern im Feld die Homeplate nicht freigeben konnte, mal war der Absender schuld. Und auf einmal stand’s 3:0 für eine Mainzer Mannschaft, die bis dahin nicht einen Hit geschlagen hatte: Als ein einfaches Play, das das dritte Inning beendet hätte, schief ging, kam Schlagmann Max Boldt bis zur dritten Base, Trey Stover und Thomas de Wolf scorten. Im vierten Inning profitierte Jonathan Wagner beim 3:0 sogar von zwei verschiedenen Errors.

Die Heideköpfe glichen sofort aus. Unser Starter Jan-Niclas Stöcklin hatte seine Sache bis dahin ordentlich gemacht, als einzige Hits in vier Innings zwei Doubles zugelassen, sechs Strikeouts geworfen (und den siebten im fünften Inning zum ersten Aus), aber jetzt legte die Offensive der Gäste los. Vier Singles und zwei Doubles führten zum 3:3 – und auch wir hatten die Antwort parat: Trey Stover kam ebenfalls per Double auf den Weg und scorte nach einem Schlag von Max Boldt zum 4:3.

Auf dem Mound übernahm nun Manuel Möller, und der Routinier machte mit Unterstützung seiner Defense gute Arbeit. Flyout, Basehit, Doubleplay (Strikeout und Caught Stealing) im sechsten Inning, im siebten zwar durch Hits und einen Walk bei zwei Aus Runner auf allen Bases, aber gegen Shawn Larry das wichtige Strikeout. Die Führung hielt. Hielt bis ins achte Inning, in dem Möller wieder durch einen Hit und einen Walk unter Druck geriet, ausgewechselt wurde, Reliever de Wolf drei Hits abgab – 5:4 für Heidenheim. Wir hatten mit de Wolf, Boldt und Lenny Stöcklin die großen Kaliber am Schlag, kassierten aber von Julius Spann drei schnelle Aus. Und im neunten hatte Dickman die große Chance, Raab zumindest zum Ausgleich heimzubringen, aber der Ball kam einen Meter zu weit rechts an. Pech.

„Aber keine so bittere Niederlage wie gegen Paderborn“, sagte Wermuth – eigentlich das Gegenteil: Die Heideköpfe hätten eigentlich viel höher gewinnen müssen, sie waren an jenem Abend die viel, viel bessere Mannschaft. „Hut ab vor Raab“, lobte der Coach noch seinen Einwechselspieler, „kommt kalt von der Bank und haut direkt den dritten Hit, aber ansonsten haben wir heute unsere Schläger nicht gefunden.“

Heidenheim Heideköpfe   0 0 0 0 3 0 0 2 0   5
Mainz Athletics         0 0 2 1 1 0 0 0 0   4

CF K. Kotowski, SS Stover (2 Runs/0 RBIs), RF de Wolf (1/0, im 8. P), C Boldt (0/1), 3B L. Stöcklin, DH Wagner (1/0, im 8. RF M. Raab), 1B Kipphan, LF Dickman, 2B Weichert – P J. Stöcklin (6. P Möller, im 8. P de Wolf).

2016-hdh-hf-h-massingham
Mit 13 Strikeouts legte Eric Massingham die Basis für einen ungefährdeten Sieg im zweiten Spiel.

Im zweiten Spiel aber war die Ausrüstung wieder da. „Die Schläger waren in einer Ecke im Materialraum“, scherzte Wermuth nach dem souveränen 5:1-Sieg, „da haben wir sie heute morgen wieder entdeckt.“ Der Gästepitcher Wes Roemer begann stark, warf Strikeouts gegen Kevin Kotowski und Peter Johannessen, der mit Knieproblemen das erste Spiel verpasst hatte, im zweiten nur als Designated Hitter dabei war. Und nach dem Walk für de Wolf brachte der Pitcher auch Max Boldt an den Rand des Strikeouts – aber nicht darüber hinaus. Boldt traf den entscheidenden Pitch perfekt, feuerte ihn zum 2:0 über den Centerfield-Zaun, ehe Roemer mit dem dritten Strikeout aus dem Inning kam.

Der No Hitter, den wir in Paderborn erst nach dem 20. Aus verpasst hatten, war diesmal schon mit dem ersten Angreifer futsch, aber früh war zu sehen, dass es nicht viele Heidenheimer Hits geben würde. Immer wieder mit Strikeouts (13 in neun Innings) und mit einer guten Abwehr hinter sich hatte Eric Massingham die Offensive der Gäste gut im Griff. Und schon im dritten Inning erhöhte tatsächlich der Spieler auf 3:0, von dem man es in dieser Form nicht erwartet hätte, der in der Serie gegen Paderborn auch in seinem Tagesgeschäft wenig Glück hatte: Centerfielder Kevin Kotowski schickte einen Solo-Homerun aus dem Stadion, seinen zweiten im 239. Bundesligaspiel. Aber nicht so ungewöhnlich, wie es aussehen mag: „In der Batting Practice haut der Kevin einen Homerun nach dem anderen“, erklärte Wermuth. „Es ist halt nicht sein normales Spiel, er will eher harte Linedrives“ – lieber viele zuverlässige Singles und Doubles als riskante Schwünge für den Zaun. „In den Playoffs habe ich bisher zu viel nachgedacht“, sagte der Centerfielder selbst. „Aber ich fühle mich jetzt wieder gut an der Platte. Manchmal ist das einfach so. Man muss dann selbstbewusst bleiben. Ich weiß ja, was ich kann.“ Und dann fliegt auch mal einer raus.

Johannessen legte nach einem Double von Boldt noch das 4:0 nach – nein, eine Entscheidung ist das im dritten Inning noch lange nicht, aber gegen einen Eric Massingham in Topform eine schwere Aufgabe für den Gegner. Shawn Larry war im fünften Inning dem 4:1 nahe, blieb aber dank zweier Strikeouts an der dritten Base hängen. Mit wenigen Pitches erhöhten wir im siebten Inning gar auf 5:0, erst im neunten Durchgang war der Shutout verloren, scorte Sascha Lutz durch einen leichten Fehler im Infield. Kein Problem aber, per Strikeout holte Massingham das letzte fehlende Aus.

„Das war wichtig“, sagte Kotowski, „gerade gegen den starken Amerikaner. Dass wir den zum zweiten Mal besiegt haben, spricht für uns. Gegen Johannes Krumm, den wir auch schon verprügelt haben, müssen wir jetzt das besser machen, was im ersten Spiel nicht gut war. Da haben wir gegen ihn gar nicht gut ausgesehen – aber das ist Baseball.“ Der Coach denkt schon darüber nach, im Ansatz vielleicht ein paar Kleinigkeiten zu verändern. „Ganz klar sind es zwei Teams auf Augenhöhe“, sagte Wermuth. „Wir können Heidenheim schlagen und hoffen, es dort auch abrufen zu können.“ cka

Heidenheim Heideköpfe   0 0 0 0 0 0 0 0 1   1
Mainz Athletics         2 0 2 0 0 0 1 0 -   5

CF K. Kotowski (1 Run/1 RBI), DH Johannessen (1/1), RF de Wolf (1/0), C Boldt (1/3), SS Stover, 3B L. Stöcklin, 1B Kipphan, LF Dickman (1/0), 2B Weichert – P Massingham.

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung, insgesamt oder in Teilen, bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

eigenanzeige 2016b