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Leistungsträger auf wechselnden Positionen: Nationalspieler Max Boldt. Foto: DBV

Während der Großteil der Mannschaft sich auf die am Ende des Monats bevorstehende Finalserie gegen Regensburg vorbereitet und hinsichtlich des großen Ziels, zum zweiten Mal Deutscher Meister zu werden, von Ulli Wermuth nicht geschont wird, sind sechs Mann mit ihren Nationalmannschaften unterwegs. Der Belgier Thomas de Wolf, der Schwede Peter Johannessen sowie Max Boldt, Kevin Kotowski, Tim Stahlmann und Jan-Niclas Stöcklin im deutschen Nationalteam treten in wenigen Tagen bei der Europameisterschaft in den Niederlanden an.

Die vier Deutschen haben in der vergangenen Woche bei der hochkarätig besetzten Yoshida Challenge im Pariser Hinterland den zweiten Platz belegt. Drei von fünf Spielen hat die DBV-Auswahl gewonnen, lediglich gegen die Niederlande das Gruppenspiel (4:12) und das Finale (3:5) verloren. „Wir können zufrieden sein“, sagt Boldt. „Es gibt noch ein paar Dinge, an denen wir arbeiten müssen. Aber es ist das Ziel eines solchen Turniers, dass man herausfindet, was gut klappt und was noch nicht. Wir haben sehr guten Baseball gespielt, was man auch an den Ergebnissen sieht. 3:5 gegen die Niederlande ist ein sehr gutes Ergebnis. Wir haben lange geführt, hatten die Chance, das Spiel zu gewinnen. Am Ende hat es nicht ganz gereicht, aber man hat gesehen, dass wir auf Augenhöhe mitspielen können.“ In den übrigen Partien gab es ein 8:6 und ein 10:8 gegen Frankreich – nach letzterem wurde Boldt als Man of the Match ausgezeichnet – sowie ein 8:7 gegen die „International Stars“, eine Auswahl mit etlichen amerikanischen Spielern aus der französischen und aus der Bundesliga, unter anderem dem Mannheimer Catcher Juan Martin und dem Paderborner Pitcher Matt Kemp.

„Das Turnier war eine gute Gelgenheit für den Trainer, um zu sehen, wer wie spielen kann, wer was kann, wen er nie einsetzen kann.“ Der Trainer ist neu. Martin Helmig, der ehemalige Trainer der Paderborn Untouchables und der Regensburg Legionäre, hat Greg Frady abgelöst, zum weiteren Trainerstab gehört unter anderem unser Assistant Coach Don Freeman. „Helmig ist nicht unbekannt in Deutschland“, sagt Boldt, „aber zum ersten Mal bei der Nationalmannschaft. Er ist ein super Typ, es läuft gut.“ Und doch wird Helmig sich beim einen oder anderen Spieler noch unbeliebt machen müssen. In Frankreich ist er mit einem erweiterten Kader angetreten, der noch ein bisschen verkleinert werden muss. „Wir wissen noch nicht, wen das trifft“, sagt Boldt. „Die Trainer müssen das noch entscheiden.“

Boldt stellte im Turnier dabei seine Vielseitigkeit auch in der Nationalmannschaft unter Beweis, spielte in der Regel an der ersten oder dritten Base, im zweiten Spiel gegen Frankreich dagegen als Catcher. Der Coach habe das angekündigt, sagt Boldt, „aber ich gehe nicht davon aus, dass ich bei der Europameisterschaft catchen werde. Es sind ja noch drei andere dabei.“ Der Heidenheimer Simon Gühring und der Regensburger Chris Howard sind erfahrene Leistungsträger hinter der Homeplate, auch Vincent Ahrens aus Bonn sieht Boldt in der Catcher-Rangfolge vor sich. „Aber es kann immer mal sein, dass jemand eine Pause bekommt, vielleicht zwickt es bei einem und ich finde mich als Catcher wieder. Wenn ich gebraucht werde, bin ich dafür bereit.“ Und Boldt ist es gewohnt, seinen Job nicht vorab zu kennen. „Das war bei mir in der Nationalmannschaft immer so“, erklärt der Allrounder. „Das kam schon vor, dass ich ein Turnier auf der Bank angefangen habe und dann auf einmal erst an der ersten, dann an der zweiten und am Ende an der dritten Base war. Ich versuche, mich so gut wie möglich vorzubereiten.“ Nur auf den Mound will Boldt nicht mehr unbedingt. „Dann würden wir ein Problem bekommen“, lacht der ehemalige Bundesliga-Pitcher.

Offensiv hat Max Boldt gute Argumente geliefert für einen Platz an welcher Position auch immer. In fünf Partien schlug der Mainzer bei 17 At Bats neun Hits, darunter zwei Homeruns, lieferte acht Runs und neun RBIs, jeweils drei davon beim 8:7 gegen die International Stars. „Ich hoffe, dass das überzeugt hat“, sagt unser Catcher.

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Jan-Niclas Stöcklin wurde als einer von vielen Startern nur gegen Frankreich eingesetzt. Foto: DBV

Kevin Kotowski spielte etwas seltener, war zwar in jedem Spiel dabei, wurde dabei aber dreimal ein- und einmal ausgewechselt, hatte wenige At Bats, immerhin zwei Hits und gegen die International Stars den Run zum 1:1 – mit Boldts RBI. „Auf Kevins Position gibt es noch andere gute Leute“, erklärt Boldt. Sein Hauptkonkurrent ist der Regensburger Maik Ehmcke, der 2014 und 2015 als Profi in den Minor-League-Teams der Arizona Diamondbacks spielte. „Es ist schwierig, sich den Stammplatz zu erarbeiten, aber da kann noch viel passieren. Ein gutes Spiel kann schon den großen Unterschied machen“, sagt Boldt. „Manchmal kommt es auch darauf an, welchen Spielertyp wir brauchen. Da zählen viele Faktoren.“

Die Mainzer Pitcher waren selten auf dem Mound zu sehen. Lediglich beim 10:8 gegen Frankreich spielten Jan-Niclas Stöcklin und Tim Stahlmann jeweils zwei Innings. Stöcklin war Starter, gab in seinen beiden Durchgängen vier Hits ab, die aber nur für einen Run reichten. Closer Stahlmann sicherte den knappen Sieg, der nicht so knapp hätte sein müssen. Nicht nur in diesem Spiel zeigte das Nationalteam noch Schwächen aus dem Bullpen, Lukas Steinlein aus Haar, Benjamin Thaqi aus Paderborn und der Ex-Mainzer Julius Spann aus Heidenheim, der dank seiner Offensive den Win bekam, kassierten im fünften Inning sieben Runs. „Daran werden wir noch arbeiten“, sagt Boldt. „Die Defensive hat gut gespielt, aber wir haben ein paar Runs verschenkt. Aber ich bin mir sicher: Wenn wir auf einer Wellenlänge sind und unseren Plan durchziehen, werden wir das auch abstellen.“ Für so etwas gibt es schließlich die Vorbereitungsturniere.

Nach einem letzten Training am Dienstag reist die Mannschaft am Mittwoch nach Utrecht, wo sie gegen Kroatien das letzte Testspiel bestreiten wird. Am Donnerstag wird noch einmal trainiert, ab Freitag beginnt für das DBV-Team das Turnier mit der Partie gegen Schweden – und gegen den Mainzer Peter Johannessen. Man muss mindestens Vierter werden in der Gruppe, in der außerdem der Topfavorit aus den Niederlanden sowie Frankreich, Russland und Tschechien spielen, um die nächste Runde zu erreichen. „Ich glaube, dafür haben wir sehr gute Chancen“, sagt Boldt. „Wir sollten es schaffen können. Wir wissen, dass wir jede Mannschaft schlagen können“ – selbst gegen die Niederlande war sein Team im Endspiel der Yoshida Challenge nahe dran. „Wenn wir Spieler unsere Jobs erledigen, die Pitcher gut werfen, die Hitter gut schlagen, dann geht einiges.“

Am 18. September, eine knappe Woche vor der Finalserie der Bundesliga-Playoffs, kommen die vier Mainzer zurück an den Hartmühlenweg. „Dann geht es endlich los“, sagt Boldt, „wir sind sehr heiß darauf.“ Einige Mitspieler – neben Ehmcke und Howard unter anderem Ludwig Glaser und Lukas Jahn – werden dann wieder zu Gegenspielern, zu Konkurrenten um den großen Pokal. Natürlich spielt das eine Rolle, natürlich ist es eine kleine Nebenrolle. „Kleine Sticheleien gibt es immer“, lacht Boldt, „aber alles ist freundschaftlich. Wir kennen uns ja schon lange, wir verstehen uns gut. Jetzt geht es darum, zusammen ein sehr gutes Turnier zu spielen. Dann können wir wieder Gegner sein.“ cka

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