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Trotz Meistermedaille, MVP-Trophäe und dem Schläger, den er gewonnen hat, hat er noch eine Hand frei für die Jubelgeste: Max Boldt, der beste Baseballer der Saison 2016.

Das Thema hatten wir ja vor einer Woche schon: Was ist der Reiz des Baseballspiels? Die Verbindung aus Team- und Einzelsport. Im Westernduell zweier Einzelkämpfer – Pitcher gegen Schlagmann – spielen, wenn erst einmal der Ball geschlagen ist, auf einmal die Fielder und Runner eine Rolle, ist überall auf dem Platz Bewegung, und wenn am Ende wieder alles sortiert ist, steht der Pitcher wieder auf dem Mound und der Schlagmann an der Platte und das nächste Duell steht an.

Den besten Einzelspieler der Bundesligasaison 2016 haben wir. Max Boldt wurde als Most Valuable Player der Südstaffel und des Playoff-Finales geehrt; zum zweiten Mal gewann ein Mainzer beide Preise. Der Erste schaffte das seinerzeit auch durch den Gewinn einer Deutschen Meisterschaft, es war 2007 Manuel Möller.

Es war eine eindeutige Geschichte: Boldt „führte die A’s als Catcher und Leader durch die Saison und lief dabei vor allen Dingen gegen die direkten Konkurrenten um die Spitzenposition zu Höchstleistungen auf“, begründet der DBV die Auszeichnung und bezieht sich dabei unter anderem auf die neun RBIs beim 10:3/7:4-Sweep gegen Regensburg, auf die vier RBIs beim 11:1 gegen Heidenheim, das die Südmeisterschaft entschied – aber auch auf die defensive Klasse des Nationalspielers. In 210 Innings hinter der Platte machte Boldt nur zwei Fehler und die Pitcher lobten ihn jede Woche von vorne für die Sicherheit, die er ihnen verlieh – nicht schlecht für einen Spieler, der vor der Saison auf dieser anspruchsvollen Position noch kaum Erfahrung hatte. „Der MVP der Bundesliga kann nur Max Boldt sein“, hatte unser Assistenztrainer Don Freeman schon vor den Finalspielen gesagt. „Er hat in diesem Jahr einen unglaublichen Job gemacht. Wenn wir ihn nicht hätten, sein Durchsetzungsvermögen, seine Wettkampflust, wären wir nicht im Finale.“ Und ohne diese Stärken hätten wir es – zumal der Stamm-Catcher Jonathan Wagner wegen seiner Verletzung nicht zur Verfügung stand – auch nicht gewonnen.

Nur Boldt selbst hielt die Auszeichnung nicht für selbstverständlich: „Viele Leute waren sehr gut“, sagt der Allrounder. „Es war eine Mannschaftsleistung. Das sieht man an den Teamstatistiken. In Batting Average, Homeruns, RBIs waren wir weit oben. Und wenn einer verletzt war, kam sofort ein anderer: Trey Stover war weg, also haben Nici und Lucas im Infield einen Riesenjob gemacht. Janni war verletzt, also ist Tim Stahlmann eingesprungen und war als Pitcher extrem wichtig. Eine Mannschaft wie diese hat man hier noch nicht oft gesehen. Einer muss halt den Award kriegen. Eric Massingham hätte es mit Sicherheit auch verdient. Ich freue mich über den Award, aber ich hätte mir auch vorstellen können, dass er ihn bekommt für seine zwei Wins im Finale.“

Sicherlich hat der große Hit im ersten Finalspiel eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung des DBV gespielt. Defensiv hielt unser Catcher zusammen mit Jan-Niclas Stöcklin die Regensburger weitgehend von den Bases weg, aber offensiv war es lange nicht unbedingt sein Spiel. Bei seinen ersten drei Versuchen an der Platte waren nur ein Walk, ein Strikeout und ein Schlag ins Doubleplay herausgekommen. Die Kollegen waren es, die zum 7:0-Zwischenstand gescort und geschlagen hatten, als Boldt direkt nach Thomas de Wolfs obligatorischem Homerun zum vierten Mal an den Schlag kam und direkt einen weiteren Solo-Homerun hinterherschickte. Regensburg verkürzte auf 8:2, dann kam der fünfte Versuch des Catchers.

„Die Situation war mir bewusst“, sagt dieser. 9:2 inzwischen durch Nici Weicherts Run, Bases loaded, ein Aus. „Drei Punkte haben gefehlt“, sagt Boldt, „und ich dachte: Wenn ich jetzt einen Homerun haue, ist das Spiel vorbei. Ich habe es nicht darauf angelegt, weil es dann eh nicht klappt, sondern auf einen guten Pitch gewartet und geschwungen. Und dann ist es passiert“ – der Ball war weg, Kevin Kotowski, Trey Stover, Thomas de Wolf liefen über die Platte, erwarteten mit allen Mitspielern im Halbkreis den Catcher, der mit dem Grand Slam Walkoff Homerun die Partie schon im siebten Inning beendet hatte – so etwas erlebt man nicht oft im Finale.

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Max Boldt ist nicht der einzige Finalheld in unserem Team. Aber der Empfang seiner Kameraden nach dem Grand Slam Walkoff Homerun in der ersten Finalpartie zeigt deutlich, wer der Held dieses speziellen Moments ist.

„Es war ein gutes Zeichen“, sagt Boldt, „ein Ausrufezeichen. Wir wussten aber, dass Regensburg ein ernsthafter Gegner ist, der in der Lage ist, Rückstände zu drehen. Wir wussten, dass wir mal in einer ähnlichen Situation waren“ – 2007, bei unserer Meisterschaft – „und dass wir es damals gedreht haben. Wir mussten das Spiel abhaken und uns auf die nächste Situation vorbereiten.“ Auf vier weitere Spiele, von denen wir zwei gewonnen, darum das vierte gar nicht mehr gespielt haben. „Es ist ein Teamspiel“, sagt Boldt, „da ist es wichtig, dass alle funktionieren. Dann sind Titel möglich.“ Wir haben den Titel geholt. Nicht nur dank des wertvollsten Spielers der Bundesliga, aber auch seinetwegen. cka / Fotos: Tanja Szidat, Manfred Holzhauser

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