Er ist der Routinier in unserem Bundesligateam. Noch überhaupt nicht alt, gerade mal Anfang 30, und trotzdem ist es kaum zu glauben, dass es schon Teams der Mainz Athletics gab, in denen Manuel Möller nicht spielte. Unser erfahrener Pitcher spricht im Interview über den Saisonstart, über Gewohnheiten und Veränderungen und über das, was noch kommen kann.
Die ersten vier Spiele der Saison 2015 sind nun gespielt. Wir haben zweimal gewonnen und zweimal verloren. Wie bewertest Du den Saisonstart?
Generell haben wir gesehen, dass wir alle vier Spiele hätten gewinnen können. Heidenheim ist nicht so stark wie im letzten Jahr, Haar ist qualitativ ähnlich wie 2014. Unsere Leistung schätzen wir so ein, dass wir besser sind als beide. Vom Talent her haben wir eine der besten Mannschaften in Deutschland. Mit den beiden Splits können wir zufrieden sein, aber auch vier Wins wären drin gewesen.
Warum wurden es nur zwei?
Bei der Niederlage gegen Haar lag es an der Defensive. Es hat sich durch das ganze Spiel gezogen, dass wir es uns defensiv versaut haben. Außerdem ist es schön, drei Homeruns zu schlagen, aber in wichtigen Situationen mit Läufern auf Base haben wir es nicht geschafft, die wichtigen Hits zu schlagen. Da kam alles Schlechte zusammen: Schlecte Defense, auch mentale Fehler beim Baserunning und beim Pitching, Dinge, die nicht auf dem Scoresheet stehen. Es war ein fehlerdurchzogenes Spiel. Gegen Heidenheim war es ähnlich: In wichtigen Situationen hat der eine Schlag gefehlt, der die paar weiteren Runs gebracht hätte. Bei beiden Niederlagen haben wir die Läufer nicht heimgekriegt, das war unser großes Problem. Max Boldt und Peter Johannessen tragen uns etwas, die schaffen die wichtigen Schläge. Die anderen sieben haben das noch nicht geschafft. Jonathan Wagner macht einen sehr guten Job, Mike Larson auch, Kevin Kotowski auch, aber bei allen bis auf Boldt und Johannessen ist noch Luft nach oben.
Das war das Negative. Warum haben wir die anderen beiden Spiele gewonnen?
Da hat es geklappt. Die Defense war gut, die Pitcher waren besser, wir haben es geschafft, konsequent Runs zu machen. Das ist ein Kontrast wie zwischen schwarz und weiß.
Wie erklärt Ihr Euch den?
Ein Grund für die Schlagleute sind die besseren Pitcher. Die beiden Ausländer von Heidenheim und Haar waren besser als die, die wir in den ersten Spielen gefacet haben. Für die anderen Unterschiede kann ich echt gerade keine Gründe sehen.
Vier Spiele sind also vorbei, 24 folgen noch. Was können wir in diesen Spielen noch erreichen?
Unser vorrangiges Ziel sind erst einmal die Playoffs. Aber man muss im Baseball von Spiel zu Spiel gehen. Man kann nicht sagen: „Wir wollen die nächsten 24 Spiele gewinnen“. Man muss das nächste Spiel gewinnen, das am Freitag. Dann sehen wir weiter. Zu weit sollte man nicht in die Zukunft planen.
Das nächste Spiel ist in Regensburg…
Gegen Regensburg muss man nicht gewinnen. Früher hätten wir gesagt, dieser Win wäre ein Bonus. Heute sage ich: Wir wollen das gewinnen. Auswärts ist ein Split immer gut. Generell wäre es toll, das zu gewinnen und mit einem Sieg aus Regensburg zurückzukommen. Alles darüber hinaus wäre Bonus. Aber wir denken erst einmal nur an Freitag.
Nach vier Spielen sieht man schon, dass sich Euer Stil ein bisschen verändert hat. Zum Beispiel spielt das Basestealing eine größere Rolle als zuletzt.
Jeder Trainer hat ja seine eigene Spielweise, seinen Stil, wie er das Spiel führt und Zeichen gibt. Don Freeman macht mit seiner Erfahrung den Unterschied aus. Er kann in den richtigen Situationen bei den richtigen Counts die Leute laufen lassen oder auch nicht, was sie eher in Scoring Position bringt und eher zu Runs führt. Von seiner Erfahrung profitieren wir auf jeden Fall. Das sieht man. Wie er seine Art, das Spiel zu spielen… ich will nicht sagen „dem Team aufzwingt“, aber er steuert uns. Das hat uns in den letzten Jahren etwas gefehlt. Er steuert uns in seine Richtung und das funktioniert.
Wie fühlt sich die Zusammenarbeit mit ihm an?
Er hat wie jeder Trainer seine eigene Linie. Man merkt, dass er eine sehr große Autoritätsperson ist. Was er sagt, das zählt. Dabei kommt auch wenig Unmut auf. Jeder weiß, welche Erfahrung der Mann hat. Was er sagt, dem kann man vertrauen.
Und dabei wirkt er auch noch immer so absolut entspannt…
Es ist nie so, dass man jede Situation schon erlebt. Etwas Neues passiert immer. Aber er hat so viel Erfahrung, dass er von nichts mehr überrascht sein muss. Er hat von Pitch zu Pitch seinen Plan, was wir machen werden.
Kurzer Exkurs: Vor einem Jahr sprach Martin Kipphan, unser langjähriger Infielder, im Interview für unsere Jubiläumschronik über Möller und über dessen Auszeichnung als wertvollster Spieler der Bundesliga Süd in der Meisterschaftssaison 2007. Die sei im falschen Jahr gekommen, sagte Kipphan: „In den fünf Jahren vorher hätte er immer MVP werden müssen. Weil immer klar war: Wir gewinnen wegen Manu. Unsere Offensive macht nicht mehr als drei, vier, fünf Punkte, der Manu macht die Gegner nieder. (…) Hat man montags die Zeitung aufgeschlagen, war da ein Bild von Manu. Und das war auch richtig so.“
Diesen Status habe heute Jan-Niclas Stöcklin, sagte nun Peter Johannessen nach dem Sieg gegen die Disciples am vergangenen Freitagabend. Wie sieht das wiederum Stöcklins Vorgänger, wie sieht das Manuel Möller?
Die Linie sollte sich weiterziehen, dass wir das beste Pitching in der Liga haben. Im deutschen Pitching haben wir das meiste Talent. Das ist unser Aushängeschild. So eine extreme Tiefe hat keine andere Mannschaft. Wir müssen es nur schaffen, um auf die bisherigen vier Spiele zurückzukommen, auch durchweg herausragend zu werfen. Das hat noch keiner geschafft, bis auf Janni, der in beiden seiner Spiele ziemlich gut geworfen hat. Er ist der Stabilste. Alle anderen haben bisher einmal gut und einmal schlecht gepitcht. Da muss noch die Konstanz her.
Peter Johannessen sagte am Freitag, Stöcklin sei der beste Pitcher in Deutschland – Punkt, keine Diskussion. Hat er Recht?
Janni hat schon im letzten Jahr mit seinen Leistungen bewiesen, dass er der beste deutsche Pitcher ist.
Und AJ Mackey? Wie sollen wir seine beiden ja recht kurzen Starts bewerten?
Letzte Woche gegen Heidenheim hatte er sein erstes Spiel seit Längerem. Wir müssen sehen, wie er sich entwickelt. Seine Leistung gegen Haar war schon ein Lichtblick. Das war noch einmal wesentlich besser als letzte Woche. Ihm fehlen die Spielpraxis, die Vorbereitung, die Ausdauer. Daher begrenzt Freeman seine Innings. Nächste Woche kann er fünf werfen, dann Woche für Woche eins oder zwei mehr. Wir haben ja die deutsche Tiefe, so dass AJ nicht so viel arbeiten muss.
Zumal ja Christian Decher bisher belastbarer ist, als wir im Winter befürchtet hatten…
Ja, er ist regelmäßig dabei und kann regelmäßig spielen.
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