Die Saison 2015 der Baseball-Bundesliga Süd ist abgeschlossen. Die Mainz Athletics sind Vierter geworden, knapp hinter Haar, deutlich vor Stuttgart. Einige Einzelwertungen haben wir gewonnen. In einer Serie stellen wir unsere League Leader vor.

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Der Quick Transfer – vom Handschuh in die Wurfhand und weiter an die 2. Base – ist eine der großen Stärken unseres Catchers Jonathan Wagner.

#9 Jonathan Wagner

Gestern haben wir den Meisterdieb der Bundesliga Süd vorgestellt, Kevin Kotowski mit seinen 17 Stolen Bases. Heute aber geht es um das andere Extrem, um Recht und Gesetz. Den besten Polizisten der Liga haben wir auch, Jonathan Wagner nämlich, der elf Mann beim Stealen erwischt hat. Einen mehr als der Mannheimer Juan Martín, ebenfalls Ligarekord in dieser Saison.

„Für Catcher ist das die einzige Defensivstatistik“, sagt Wagner. „Darum achte ich schon darauf. Aber letztendlich ist es für mich zweitrangig. Lieber verhindere ich ein paar Punkte durch meine Pitch Calls, als dass ich Leute ausschmeiße. Aber es ist guter Bonus für Catcher, wenn man es schafft, die Leute von der Base runterzukriegen. Es hält den Pitchern den Rücken frei.“

2015-wagner-statsDrei Faktoren zählt Wagner auf. Schnelle Verarbeitung des Balls: „Entscheidend ist, dass man den Ball relativ schnell losbekommt. Der Quick Transfer aus dem Handschuh in die Wurfhand und in die Wurfbewegung ist wichtig. Das war schon immer meine Stärke.“ Kraft im Arm, die garantiert, dass der Ball auch schnell am Ziel ankommt. Und natürlich ein guter Pitcher: „Je schneller der den Ball zu mir wirft, desto schneller habe ich ihn. Und desto mehr Zeit habe ich für meinen Wurf.“

Der Rest kommt aus der Routine, aus dem Auge für Situationen. „Wenn der Pitcher seine Ausholbewegung beginnt, darf er nicht mehr zur Base werfen“, erklärt Wagner. „Als Runner guckt man immer auf den linken Fuß. Wenn der sich bewegt, ist der optimale Zeitpunkt da, um loszurennen.“ Nach 173 Bundesligaspielen kennt unser Catcher die Gegner: „Man weiß in der Regel, wer potenziell stealt. Bei diesen Leuten ist man besonders aufmerksam: Wie verhalten sie sich? Kann man Tendenzen rausfinden? Gibt es typische Situationen, in denen sie in der Vergangenheit schon oft losgerannt sind?“

Offspeed Pitches laden oft zum Stealen ein. Curveballs, Changeups. „Wenn man die als Läufer antizipiert, hat man größere Chancen, die Base zu stealen“, sagt Wagner. „Als Catcher kann man das nicht immer verhindern, aber man kann versuchen, durch Pitches, die mich als Catcher schon beim Fangen in eine gute Wurfposition bringen, die Situation in den Griff zu bekommen, den Läufern die Aggressivität zu nehmen.“

Auffällig: Gegen kaum einen Catcher versuchen die Gegner so viele Steals – 46 insgesamt. Das relativiert die Zahl ein wenig – aber auch in relativen Zahlen ist Wagner weit vorne. Die Caught Stealing Average von .239 wird nur von Regensburgs Chris Howard (.357 bei 14 Versuchen) sogar deutlich übertroffen – alle anderen Catcher der Liga stehen auch in dieser Statistik hinter unserem.

Offensiv tritt Wagner selten als Dieb in Erscheinung. Zweimal hat er’s nur versucht, eine Base zu klauen, zweimal ist es gelungen. Aber es sähe auch ein bisschen komisch aus, wenn der beste Polizist der Liga eine so dunkle Seite hätte. cka

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