Beinahe hätte hier eine Geschichte über einen spektakulären Auswärtssieg gestanden. Beinahe hätte hier eine über einen Auswärtssieg gestanden. Lange war noch ein kleine Resthoffnung da, über einen mühsamen, aber erfolgreichen Kraftakt berichten zu können. Statt dessen: Verloren. 10:11 in Mannheim in einem ungewöhnlichen Spiel.
Achteinhalb Innings lang war es ein großartiger Auftritt unserer Mannschaft. „Wir haben gezeigt“, sagte Max Boldt, „dass wir die Qualität haben, um Mannheim zu schlagen. Wir hatten eine sehr gute Offense, die auch mit deren gutem Pitching zurecht kam. Auf dem Mound hat Tim Stahlmann zum zweiten Mal einen Riesenjob gemacht. Aber wir müssen es schaffen, den Sack zuzumachen. Wenn wir das nicht schaffen, wird das noch schwierig im Laufe dieser Saison.“Der Sack war randvoll mit 13:5 Hits, mit drei Homeruns, mit einer 10:0-Führung nach achteinhalb Innings. Lennard Stöcklins Solo-Homerun im zweiten Durchgang über das Leftfield, Peter Johannessens Double ins Rightfield, Zach Johnsons Homerun über das Centerfield seines ehemaligen Stadions schickten den Mannheimer Starter Fernando Escarra schon nach dem dritten Inning vom Mound; der Venezolaner spielte als Infielder weiter. Am Reliever Francisco González blieb unsere Offensive dran. Zwar schaffte Escarras Landsmann zwei schnelle Aus, dann aber schlugen Johannessen (1B), Johnson (2B) und Max Boldt (2B) die Hits zur 5:0-Führung. Kevin Kotowski erhöhte im sechsten Durchgang nach Boldts Schlag ins Rightfield auf 6:0, Marcel Schulz‘ Grand Slam Homerun brachte Boldt, Jeff Hunt, Lennard Stöcklin und eben Schulz selbst zum 10:0 über die Platte.
Die hochkarätig besetzte Mannheimer Offensive hatte bis dahin kein Mittel gefunden, Tim Stahlmann in die Bredouille zu bringen. Immer mal wieder gab es Runner; Juan Martín erreichte im zweiten Inning die dritte Base, Dennis Ribbens (nach einem von zwei Errors im Infield) im sechsten, aber zwei Doubleplays von Shortstop Hunt, Nici Weichert an der zweiten Base und Martin Kipphan an der ersten hielten auch diese Innings kurz genug. Das Spiel war unter Kontrolle.Aber noch nicht vorbei. Im neunten Inning wurde Stahlmanns Arm müde; der Starter hatte die 100-Pitches-Grenze überschritten und musste raus. „Wir hatten noch das Glück, dass Stahlmann so viele Strikes wirft und den Pitchcount niedrig hält“, sagte Boldt. „Er kann lange werfen. Aber man kann nicht davon ausgehen, dass er immer neun Innings schafft. Und wenn dann Pitcher ausfallen, wird es schwierig.“ Jan-Niclas Stöcklin war wegen Schulterproblemen nicht dabei, Lucas Dickman hat die Mannschaft kurz vor der Saison verlassen. Yannic Wildenhain musste bei besetzten Bases und keinem Aus übernehmen und kassierte Runs und immerhin das erste Aus. Dann übernahm Ben Briggs, der uns immerhin mit 10:10 in die Verlängerung rettete; zwischen dem ersten seiner beiden Strikeouts gegen Thomas de Wolf und dem Infield-Play gegen Luis Santa Cruz hatte der junge Pitcher jedoch die beiden 2-RBI-Doubles von Orlando del Muro und Francisco Escarra und den Homerun von Juan Martín kassiert.
„Wir hatten danach noch gute Innings“, sagte Boldt. „Wir haben nicht aufgegeben. Mannheim hat den stärksten Pitcher auf den Mound geholt“ – den Venezolaner Gian Franco Rizzo – „aber wir haben nicht aufgegeben.“ 0:0 endete das zehnte Inning, weil Briggs bei drei besetzten Bases den zweiten Strikeout gegen de Wolf schaffte. 0:0 hätte das dritte enden können; wiederum bei besetzten Bases fehlte nur noch ein letztes Aus gegen Dominik Höpfner. Das kam nicht; letztlich setzte sich die ungeheure Erfahrung der Mannheimer Profis gegen unser Nachwuchspitching durch, war die herausragende Leistung der ersten achteinhalb Innings wertlos. „Schade“, sagte Boldt. „Am Ende hat es leider nicht gereicht.“ Die jungen Reliever werden jedoch auch aus diesem Spiel Erfahrung mitnehmen und an ihren Aufgaben weiterhin wachsen. Es ist ein gutes Signal für das Mainzer Baseballprogramm, mit acht selbst ausgebildeten Spielern und nur einem ehemaligen Profi den mit so vielen internationalen Topspielern besetzten Favoriten auf dessen Platz so nahe an den Rand der Niederlage gebracht zu haben. Und mit dem Heimvorteil und dem Heimpublikum im Rücken wollen wir es am Samstag, 19 Uhr, am Hartmühlenweg das entscheidende Stückchen besser machen. cka / Fotos: Tanja Szidat