Der Spielplan hat es so gewollt, dass wir am vergangenen Wochenende den Exklusivtermin hatten – wie im Oktober: Damals waren 13 von 15 Bundesligisten schon fertig mit ihrer Saison, als wir gegen die Regensburg Legionäre die Meisterschaftsserie ausgespielt haben. Nun gab es lediglich im Norden den Sweep von Paderborn in Köln; im Süden waren unsere Heimspiele gegen die Legionäre, das Spitzenduell zwischen dem Meister und dem Vizemeister, erneut die einzige Veranstaltung.
Das Spitzenduell? Mit Einschränkung, denn Heidenheim war ja nicht dabei, der ungeschlagene Tabellenführer, während die Legionäre mehr noch als unser Team mit dem Neuaufbau beschäftigt sind und erst einmal im unteren Mittelfeld festhängen. Wir sind Zweiter, momentan alleiniger Zweiter, und werden uns am kommenden Wochenende ansehen können, ob die Disciples oder die Tornados nachziehen. Sie spielen gegeneinander, unsere miteinander punktgleichen Verfolger. Ein Sweep, egal für wen, bringt den Sieger zu uns auf den zweiten Platz.
8:4 Siege, Sweeps gegen Regensburg, gegen Saarlouis und in Haar, Splits gegen Mannheim und in Stuttgart, zwei Niederlagen in Heidenheim. Das ist nach sechs von sieben Hinrunden-Spieltagen ein gutes Zwischenergebnis, das wir in den kommenden sechs Spielen (zweimal zuhause gegen Stuttgart, viermal gegen Bad Homburg) noch ausbauen möchten, um ohne großen Tabellendruck in den Europapokal und anschließend in die Heimspiele gegen Haar und Heidenheim zu gehen. Aber das ist Zukunftsmusik. Erst einmal sind wir froh, dass wir den Ausfall zweier Nationalpitcher, das Karriereende von Eric Massingham, Manuel Möller und Mike Larson, den Abgang von Thomas de Wolf so gut kompensieren konnten.
Die Transfers sind gelungen. Riley Barr ist ein belastbarer Pitcher, der auch mal neun Innings schafft. Mit ihm auf dem Mound ist auf den Bases nicht viel Verkehr. Barr ist kein Strikeout-Pitcher, aber er verschenkt auch kaum Walks, jede Base muss man sich erarbeiten. Gemeinsam mit dem Haarer Ryan Bollinger (den haben wir geschlagen) und dem Stuttgarter James Jensen (der hat uns geschlagen) steht unser neuer Mann an der Spitze des amerikanischen Bundesligapitchings.
Zach Johnson ist wie erwartet einer der gefährlichsten Bundesliga-Angreifer, hinter dem bislang alle anderen übertreffenden Max Boldt unser Zweitbester, defensiv zudem variabel einsetzbar als Leftfielder, Rightfielder, Catcher, auch schon an der dritten Base.Und dort kommt nach dem verhaltenen Start Jeff Hunt auf Touren. Im Samstagsspiel gegen die Legionäre war der Kanadier mit zwei Putouts und sieben Assists an jedem dritten Aus beteiligt. Wie er im dritten Inning im Sprint den Bunt von Matt Vance mit der Wurfhand einsammelte und zum dritten Aus verarbeitete, wie er später nach einem anspruchsvollen Grounder vollkommen im Ungleichgewicht den schwierigen Wurf an die Base schaffte, das sah gut aus. Und auch offensiv lief es gut für den Infielder mit einem Double und zwei Singles in sechs At Bats, dazu zwei Walks unten auf der Position 7.
Nici Weichert war in der Umstellung der Lineup nach oben gerutscht, vom neunten auf den zweiten Platz der Schlagreihenfolge. „An der Zwei will man einen besseren Hitter als an der Neun“, erklärt der Shortstop. „An der Neun kommt der zweite Leadoff“ – der Neunte ist gleichzeitig der Nullte, sozusagen, der ab dem zweiten Durchgang direkt vor dem Leadoff kommt -, „da soll man auf die Base kommen und schnell sein. An der Zwei hat man oft schon Leute auf der Base, die man gut weiterbewegen können muss.“
Also machte Weichert einen sehr guten Job in der neuen Rolle: Im ersten Spiel schlug der Shortstop gegen den jungen Niklas Rimmel seinen ersten Extra Base Hit der Saison, der direkt oder indirekt drei Runs ermöglichte. Im zweiten Spiel war Weichert unser bester Angreifer mit einem Single im ersten Inning, der den Leadoff Kevin Kotowski weiterbrachte, mit einem RBI-Double im zweiten Inning, mit weiteren Basehits im vierten und im achten Inning, die jedoch nicht zu Runs führten. Zuvor hatte er sich in Haar beim Saisondebüt in der neuen Rolle den Walk zum entscheidenden Run geholt.„Es ist für mich eigentlich kein Unterschied“, relativiert der Shortstop auch das. Am Ende geht es ja doch um die Spielsituation, geht es doch darum, wie viele Runner gerade auf welcher Base auf einen Hit warten, wie viele Aus schon gemacht sind, was der Coach bestellt. „Darum“, sagt Weichert, „ist es der gleiche Job, egal, an welchem Spot man schlägt.“ cka / Fotos: Tanja Szidat