Dennoch steht Mosier als jüngster Absolvent für unser Nachwuchsprogramm, das auch in diesem Jahr wieder neue Spieler fest im Bundesligateam verankert. Drei zeigten gegen die Alligators, dass mit ihnen zu rechnen sein wird: Timmy Kotowski, der mit seinen inzwischen 80 Bundesligaspielen seit 2013 freilich schon zu den erfahreneren Spielern gehört, dennoch ja immer noch erst 22 Jahre alt ist und während seines Amerika-Aufenthalts offenbar einen großen Sprung nach vorn geschafft hat. Der 19-jährige Allrounder Yannic Wildenhain. Und der 18-jährige Eric Keller.
Der generell kleine Kader und die Verletzungen von Kevin Kotowski und Marcel Schulz haben die jungen Spieler zwangsläufig in die Startaufstellung gebracht. Der jüngere Kotowski wurde am sechsten Spieltag erstmals wieder eingewechselt, seit dem siebten ist er Stammspieler, meist im Rightfield, gelegentlich im Leftfield, und erster Nachrücker ins Infield, wenn Lenny Stöcklin pitcht. Defensiv war der 22-Jährige schon immer zuverlässig, tatsächlich hat er erst in seinem 76. Bundesligaspiel seinen ersten Error gemacht. Spielentscheidend war’s nicht, zwar verloren wir die Partie in Mannheim, doch kamen wir ohne gegnerischen Run aus jenem Inning. 64 Putouts und drei Assists stehen alleine in dieser Saison auf der anderen Seite der Rechnung, 162 gelungene Abwehraktionen insgesamt. Am Schlag ist Timmy Kotowski inzwischen ein vollwertiger Bundesligaspieler; seine Batting Average von .284 in 67 At Bats stellt ihn nicht an die Spitze der Liga oder des Teams, aber auf eine Stufe mit Lennard Stöcklin. Er hat begonnen, Spiele zu entscheiden: Beim 4:1 in Bonn brachte sein 2-RBI-Double die wichtige 2:1-Führung. Beim 2:5 gegen Solingen hatte Kotowski Pech; seine Kontakte waren gut, seine Schläge hart, aber sie trafen die Schnittstellen nicht.„In den ersten Monaten habe ich meine Leistung noch nicht so zusammengekriegt“, sagt Kotowski selbst, „aber seit Mannheim läuft’s gut. Ich fühle mich gut an der Platte. Schade, dass die drei harten Bälle gegen Solingen zum Centerfielder geflogen sind. Einmal dachte ich, der geht über seinen Kopf, aber er hat ihn noch bekommen. Ich versuche gute Schwünge und harte Kontakte zu schaffen. Der Rest ist auch Glücksache.“
Pech war dabei, auch für Yannic Wildenhain. Der junge Pitcher hatte eingangs der Saison schwer zu kämpfen mit der unerwarteten Hauptrolle als erster Reliever, die ihm der Verlust von Lucas Dickman und die Verletzung von Jan-Niclas Stöcklin zwischenzeitlich aufdrückten. An der dramatischen 10:11-Niederlage in Mannheim am zweiten Spieltag hatte der damals noch 18-Jährige – nicht als Einziger! – seinen Anteil. Inzwischen ist er in der Pitcher-Hierarchie ein Stück nach hinten gerückt, Lennard Stöcklin hat ihm die Schlüsselrolle als Closer abgenommen. Doch schon beim Start in Saarlouis (16:4, ein Earned Run in sieben Innings, vier Strikeouts) hat Wildenhain gezeigt, dass er gereift ist. Bei der Niederlage gegen Solingen hielt er uns erneut zwei Innings lang im Spiel, machte in einer Drucksituation mit Martin Kipphan das wichtige Play gegen den gefährlichen Daniel Sánchez, kassierte erneut nur einen Earned Run (und einen weiteren nach einem kapitalen Fehlwurf seines Infields) – es fehlte halt die offensive Unterstützung.„Yannic versucht sich immer mehr Innings zu erkämpfen“, sagt Boldt. „Teilweise hat er sehr gut gepitcht in diesem Jahr. Er kann ja auch im Feld immer mal aushelfen, macht da seinen Job auch ordentlich. Das gibt mir mehr Auswahl bei den Lineups, mehr Freiraum. Ich kann ihn in der Defense überall hinstellen und es wird gut gehen.“ Offensiv allerdings muss der 19-Jährige noch ein bisschen konstanter werden – vier Strikeouts vier At Bats im zweiten Spiel gegen Mannheim sowie vier in fünf Versuchen gegen Bonn sind die eine Seite seiner Bilanz, ein Triple, ein Single, drei Runs und zwei RBIs in drei At Bats im ersten Spiel gegen die Tornados, die andere. Offensive Fähigkeiten sind da, Wildenhain muss nun lernen, sie abzurufen. „Er braucht Zeit, braucht Erfahrung“, sagt Boldt.
Und auch Eric Keller ist auf einem guten Weg. Der 18-jährige Catcher wurde gegen Solingen als Designated Hitter gebraucht. Das Resultat: Zwei Basehits (und ein Walk), drei Runs und ein RBI bei drei At Bats im ersten Spiel, seinem neunten Bundesliga-Einsatz, seinem dritten in der Starting Lineup. Ein weiterer Hit im zweiten Spiel. „Eric hat an der Platte ziemlich gut gespielt“, lobte Boldt den jungen Angreifer. „Es ist sehr erfreulich, wenn die Jungen sich so weiter entwickeln und sich immer mehr Einsätze verdienen. Wir erhoffen uns, dass sie in den nächsten Jahren Stammspieler werden können, wenn andere mal aufgehört haben. Auch Ben Briggs wollen wir weiter ans Bundesligalevel heranbringen. Man kann natürlich nicht erwarten, dass im ersten oder zweiten Bundesligajahr alles von alleine klappt. Sie brauchen Erfahrung und müssen Arbeit reinstecken – das machen die Jungs auch. Und dann denke ich schon, dass es klappen wird mit denen.“ cka / Fotos: Tanja Szidat