Es war einmal… im Herbst des Jahres 1991, als ein paar unerschrockene Mainzer Mädels keine Lust mehr darauf hatten, lediglich die Herren der Schöpfung beim Baseballspielen anzufeuern. Sie entschlossen sich, selbst den Ball zu fangen, zu werfen und zu schlagen.
Es fand das erste Training der Softball Damenmannschaft der Mainz A’s statt! Ein paar noch unerschrockenere Mainzer Herren erklärten sich bereit, besagten Damen die Grundlagen des Sports zu vermitteln.
Anfangs diskutierten wir:
- warum müssen kleinere Frauenhände mit größeren Bällen werfen, die außerdem gar nicht so weit fliegen?
- warum dürfen wir den Ball beim Pitchen nicht einfach von oben werfen, sondern müssen in einer aufwendig zu erlernenden Technik von unten werfen?
Wir haben uns dann doch auf die Vorteile dieser Variante des Baseballsports besonnen: kleineres Feld, also weniger weit laufen!
1992 nahmen die Mainzerinnen dann an der soeben gegründeten Verbandsliga in Rheinland-Pfalz teil. Jede durfte sich aussuchen, wo sie denn nun spielen wollte und schon standen wir alle etwas verkrampft auf dem Feld, verfluchten die soeben getroffene Wahl und hofften, der Ball möge einen selbst verfehlen und zu einer Teamkollegin geschlagen werden.
Kam dann doch der Ball in die eigene Richtung, wurde nicht lange überlegt. Jede versuchte den Ball so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Da kam es schon mal vor, dass aus Verzweiflung ein Ball vom Infield ins Outfield geworfen wurde oder vom Outfield gleich mal aus dem Spielfeld.
Trotz verzweifelten Zurufen von Trainern, völlig überforderten Scorern und Umpiren, gelang es den Mainzerinnen die erste Saison als Vizemeister abzuschließen.
Während der folgenden Saison 1993 hatten die Mainzerinnen weniger Glück im Spiel – was nicht zuletzt auch damit zusammenhing, dass nach und nach die Trainer ihren Job aufgaben und wir Spielerinnen allein versuchten, uns über Wasser zu halten (an dieser Stelle herzlichen Dank an Axel Wirth, der am längsten von allen durchgehalten hat).
So kam es nicht selten vor, dass sich morgens vor Spielbeginn sechs bis acht Spielerinnen trafen und auch nach mehrmaligem Durchzählen depremiert feststellten, dass da noch jemand fehlte. In verzweifelten Anrufaktionen versuchten wir, die eine oder andere Spielerin noch eben schnell zu mobilisieren. Dies gelang leider nicht immer. So zogen wir das ein oder andere Spiel schon mal zu acht durch und hofften auf bessere Zeiten.
Im Herbst 1993 war es dann soweit, Curt Gross fand uns – der Inbegriff eines Coaches und Trainers. In nur einem Jahr (die Saison 1994 war noch recht mühsam) schaffte er es, den kläglichen Haufen übriggebliebender Spielerinnen zu einem Team zu formen und neue Mitglieder zu akquirieren.
In der Saison 1995 schafften es die Mainzerinnen mit neuer Spielstrategie in der neu gegründeten Südwestliga wieder zum Vizemeister. Einziger Stolperstein war in diesem Jahr nur noch der Angstgegner Speyer Turtles. Aber selbst diese Herausvorderung sollte in den kommenden Jahren gemeistert werden!
1996 war es soweit. Wir kochten „Schildkrötensuppe“! In einem Spiel, das spannender nicht hätte sein können, ging es um die Reise zur Deutschen Meisterschaft nach Freising. Nach mehreren Führungswechseln schafften die Mainzerinnen am Ende den spektakulären 13:11 Sieg gegen Speyer und lösten ihr erstes Ticket zu einer Deutschen Meisterschaft.
Trotz Dauerregens und aufgeweichten Spielfeldern in Freising, gelang dem Team auf Anhieb der vierte Platz. Man kann sich die stolzen Mainzer Gesichter vorstellen.
Die Gewinnserie der Mainzerinnen riss in den folgenden zwei Saisons 1997 und 1998 nicht ab, sodass es noch zwei weitere Deutsche Meisterschaften zu spielen gab, auf denen das Team jeweils einen guten fünften Platz belegte. Mittlerweile war die Anzahl der Spielerinnen – dank des hervorragenden Coaches – soweit angestiegen, dass 1998 sogar ein zweites Softball-Team gegründet wurde.
Spektakulär waren die Spiele Mainz I gegen Mainz II. Da musste natürlich lange überlegt werden, wer an dem Tag in welchem Team spielt und wie die Springerinnen und Juniorinnen verteilt werden sollten. Die Pitcher wussten natürlich genauestens Bescheid, welche Spielerin gerne auf welche Pitches schwingt, aber doch nicht trifft und so wurden die Schwächen voll ausgereizt. Trotzdem sich die Teams gegenseitig nichts schenkten, behielt Mainz I am Ende immer die Oberhand.
1999 wurde der Softballsport dann in den Bundesliga-Status erhoben. Wir Mainzerinnen waren dabei und stolz darauf! Den ersten Double Header gegen Brauweiler konnte das Team splitten, sodass zunächst die Hoffnungen groß waren.
Im Laufe der Saison wurde allerdings klar, dass der Klassenunterschied zur Verbandsliga größer war als gedacht und die Mainzerinnen endeten im Tabellenkeller auf dem vorletzten Platz.
Dennoch konnte der Abstieg in der Relegation verhindert werden und wir hofften auf größere Erfolge in der kommenden Saison. Leider kündigte sich da allerings bereits der Weggang von Curt Gross an.
In der folgenden Saison 2000 konnte abermals nur durch die Relegation der Abstieg verhindert werden.
Die Saison 2001 erinnerte dann wieder eher an die Zeit von 1993: die beiden Teams schrumpften zu einem zusammen, das sich teilweise wieder zu acht am Spielfeld traf. Auch ein erhoffter Trainer-Nachfolger blieb aus. Einige Versuche mit Möchte-gern-Trainern, die uns nervös über das Feld jagten und während eines Spiels auf einmal verschwanden und nie wieder gesehen wurden, trugen nicht unbedingt zum Spielerfolg und zur Motivation bei.
Im Herbst 2001 stellten die Damen sich dann die Frage, ob die Mannschaft unter den bestehenden Bedingungen überhaupt den Verbleib in der Bundesliga in einer Relegation verteidigen sollte. Wäre es nicht besser, sich erst wieder in der Verbandsliga zusammenzuraufen und ein neues Team zuformen? Diese Frage wurde mit „JA“ beantwortet und so hieß die kommende Saison wieder: Verbandsliga.
Das waren meine Erinnerungen an die Softball-Jahre 1991 bis 2001. Während dieser Zeit habe ich alle Höhen und Tiefen des Softballsports erlebt. Mein Bericht endet hier, weil ich nach 2001 zwei Saisons Auszeit brauchte.
Als Ausblick kann ich jedoch hinzufügen, dass ich seit dieser Saison 2004 wieder dabei bin! Wir haben wieder zwei Teams und einen herausragenden Coach und Trainer, plus einen Assistant-Coach – John Madden und Haro Heide. Also: Bundesliga voraus!
Autor: Uschi Chmiela