Zusammenfassung
Lange sah es am Freitag gut aus. Nach einem belanglosen ersten Inning, in dem die Stuttgarter immerhin einen Runner bis auf die dritte Base brachten, holte uns Shane Salley mit einfachen Mitteln die Führung. Nach einem Wurf an den Rücken und einer gestohlenen Base reichte dem Leftfielder unser erster Hit des Tages, Lennard Stöcklins Single, zum 1:0. Im dritten Durchgang setzte Kevin Kotowski mit einem Leadoff Triple die Reds sofort unter Druck. Der Centerfielder scorte auch prompt durch Nici Weicherts Basehit, jener legte nach einem Flugball von Salley ins Centerfield das 3:0 drauf. Und Stuttgarts ersten Run (Hit by Pitch, Stolen Base – ein Schlüsselbegriff im weiteren Spielverlauf -, Basehit) konterte Timmy Kotowski im vierten Inning nach Weicherts Double mit dem 4:1.
Das Spiel lief im Großen und Ganzen wie gewünscht. Jake Watts hatte vom Mound aus vieles im Griff, warf Strikes, sieben Strikeouts in diesen vier Innings, den achten im sechsten Durchgang. Dabei hatten wir uns schon im ersten Inning gewisse Sorgen um den Starter gemacht – ein wuchtig geschwungener, aus der Hand des Batters geflutschter Schläger hatte ihn im Dugout am Bein erwischt. „Den hatte ich nicht kommen gesehen“, sagte Watts, „ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet – aber der Schreck war größer als der Schmerz. Das war kein Problem.“
Im fünften Inning hatten wir noch einmal Glück. Daniel Zeller fehlten nicht viele Schritte zum 2:4, aber Johannessens Wurf aus dem Outfield war schnell genug da – Aus an Home. Im sechsten Durchgang aber ging das Spiel möglicherweise schon mit dem zweiten Run der Reds verloren. Denn Halil Ciftci, der mittels zweier Errors an die zweite Base und durch einem Wild Pitch zur dritten gekommen war, krachte an der Platte heftig mit unserem Catcher Daniel Wolfraum-Bonell zusammen. Ciftci überschlug sich, Wolfraum-Bonell blieb liegen, der Run war schon ein bisschen umstritten, aber zählte. Und die Gehirnerschütterung unseres Catchers erkannten wir zu spät. „Er hat gesagt, dass ihm schwindlig sei“, berichtete Watts. In der Folge fehlte dem Neuzugang aus Bad Homburg das kleine bisschen Handlungsgeschwindigkeit, das kleine bisschen Präzision, was die Reds ausnutzten mit insgesamt neun Stolen Bases, allein fünf im siebten und achten Inning. „Das darf nicht sein“, monierte Boldt. „Es war eine Kombination aus mehreren Dingen. Der Pitcher hat auch zu lange gebraucht, den Ball an die Platte zu bringen. Wir hätten das Timing variieren müssen, wir hätten auch mehr Pickoffs versuchen müssen. Man hat ja gesehen, dass die klauen wollten, und wir haben nichts dagegen getan. Wir müssen in solchen Situationen mehr Bälle rüberwerfen zur ersten Base, und ihnen zeigen, dass wir das auch im Blick haben.“Im siebten Inning kamen die Reds mit einem Walk, einem Steal, einem Passed Ball und einem Basehit auf 3:4 heran. Watts verlor seine Genauigkeit, wurde ausgewechselt. Sein Reliever Yannic Wildenhain sah noch das 5:3 durch den als Pinch Runner für den noch leicht lädierten Austin Gallagher eingewechselten Marcel Schulz. Unsere Gegenwehr war da. Die Spieler zeigten: Wir wollen das Spiel gewinnen. Die Stuttgarter zeigten es deutlicher, konsequenter. Durch ein paar Walks, ein Single und ein Double gingen sie im achten Inning 7:5 in Führung. Zwei Aus hatten wir zu dem Zeitpunkt geschafft. Ein Strike hatte gegen Xavi González gefehlt, um das 5:4 in den neunten Durchgang zu heben. „Wir sind dran an dem Pitcher“, hatte Ulli Wermuth, der Grünblütige im roten Trikot, der Reds-Coach aus Gonsenheim, seine Mannschaft aber schon heiß gemacht, und sie nutzte die Wackler im Pitching und Catching.
Und doch gab es im neunten Inning noch einmal die große Chance auf den Heimsieg. Bei einem Aus war Nici Weichert durch einen Fehler der Reds auf Base gekommen. Victor Volls Single und ein weiterer Error bei Max Boldts Schlag packten die Bases voll. Shane Salley brachte den Ball nah an den Zaun, nur wenige Meter fehlten zum Homerun. Für Weicherts 6:7 reichte es, Voll rückte auf die dritte Base weiter. Peter Johannessen hatte den Ausgleich, vielleicht die Führung und das Spielende auf dem Schläger. Der Schlag ins kurze Leftfield war nicht so schlecht, Shortstop González machte das Flyout mit Mühe.„Wir haben sechsmal gescort“, haderte Boldt, „aber zu viele Bases verschenkt. Eigentlich kann man davon ausgehen, mit sechs Runs zu gewinnen. Wir müssen aber auf beide Seiten des Spiels“ – Angriff und Verteidigung – „noch eine Schippe drauflegen.“ Bezüglich der Playoffs könnte die Niederlage Folgen haben. Schaffen wir es in die Zwischenrunde, nehmen wir womöglich eine unnötige Niederlage gegen Mannheim, eine unnötige Niederlage gegen Haar, eine unnötige Niederlage gegen Stuttgart mit. „Frühe Splits können Probleme machen“, warnte Boldt. „Wir müssen die Serie brechen, um uns von der Konkurrenz absetzen zu können.“ cka / Fotos: cka, Foto Seidl