Nach zwei Jahren als wildes Gebilde, mit Training bei den Rangers, zu vielen deutschen Spielern, um in der German-American League ausgelastet zu sein, und dem langwierigen Vereinsgründungsprozess wollen die Athletics 1990 in den offiziellen Spielbetrieb einsteigen. Augenblicklich stehen sie vor ihrem ersten Problem: Es gibt für Mainz keinen zuständigen Landesverband. Die A’s müssen sich in Hessen anmelden und, um in der dortigen Verbandsliga spielen zu dürfen, einen hessischen Namen annehmen. So entstehen die Mainz/Wiesbaden Athletics.
„Mit den Amerikanern hatten wir gegen viel bessere Mannschaften gespielt als die übrigen Verbandsligisten“, erinnert sich der Vereinsgründer, Infielder und erster Vorsitzende Arndt Wiedmaier. „Damit hatten wir ein viel höheres Niveau als der Rest der Liga. Über den Rangers-Coach Ángel Vázquez konnten wir den einen oder anderen Amerikaner einbinden. Eine Mannschaft aus Lorsch oder Rüsselsheim konnte das nicht, weil es dort keine Kaserne gab. Das hat uns am Anfang definitiv geholfen.“ Die A’s sind relativ konkurrenzlos in der Liga, nur die Rüsselsheim Moskitos können lange mithalten.Der Durchmarsch in die Aufstiegsrunde ist früh zu erahnen: 12:8 gegen die hartnäckigen Friedberg Braves, 20:0 gegen die erfahrenen Erbach Grasshoppers, 21:4 bei den Korbach Colliders in einem hektischen Spiel, das mehrmals vor dem Abbruch steht. Das 18:3 gegen die Lorsch Sandrabbits überrascht keinen mehr; das 16:3 gegen den bis dahin ungeschlagenen Mitfavoriten Frankfurt Giants schon eher.
Gegen Rüsselsheim müssen die Mainzer auf dem Trainingsplatz in Uhlerborn antreten. Der bringt ganz offiziell Pech. „Die Sandflora gehörte den Amerikanern“, erklärt Arndt Wiedmaier. „Das war immer wieder problematisch. Ich war häufig beim General, um ihm klarzumachen, wie wichtig der Platz für uns ist, und dann waren während unserer Trainingszeit doch wieder Footballer drauf. Man konnte mit den Amerikanern nichts Verbindliches vereinbaren. Es kam später vor, dass wir ein Heimspiel in der zweiten Liga hatte, aber auf einmal hatten die Amerikaner dort ein Softballturnier. Keiner wusste, wer für was zuständig ist und Soldaten, die privat dort spielen wollten, hatten grundsätzlich Vorrang. In der Regel konnte man sich einigen, aber es war eine sehr schwierige Situation.“ Auf dem Ausweichplatz kassieren die A’s gegen die Moskitos prompt die erste Niederlage der Vereinsgeschichte.
Auch intern gibt es gelegentlich noch Konfusion. So reist die Mannschaft voller Tatendrang zum Auswärtsspiel nach Erbach im Odenwald – bis auf die drei Spieler, die nach Erbach bei Limburg fahren, dann aber doch noch gerade rechtzeitig noch bei ihrem Team ankommen.Die Vorentscheidung um den Titel schaffen die A’s beim Auswärtsspiel gegen, aber nicht in Rüsselsheim. Die Moskitos, so munkelt man, haben Angst vor den Mainzer Powerhittern und wollen nicht auf ihrem kleinen Platz antreten. Auf der großen Sandflora kassieren sie ein 3:30.
Ein Punkt fehlt den A’s jedoch noch, den sie im Doubleheader – denn das Hinspiel ist mangels Schiedsrichter ausgefallen – gegen den Tabellenletzten Kronberg Knights holen wollen. Der aber muss nach Uhlerborn verlegt werden. Dort gibt es eine 11:12-Niederlage nach Extra-Innings im ersten Spiel und wegen Regen und Dunkelheit kein zweites Spiel.
Von der Meisterschaft erfahren die A’s daher am Telefon: Die Rüsselsheimer Niederlage in Friedberg nimmt den letzten Verfolger aus dem Rennen. Den 12:11-Rückspielsieg gegen die Knights am folgenden Wochenende brauchen die A’s gar nicht mehr.
Das Aufstiegsturnier auf dem holprigen Platz der Zülpich Eagles beginnt für die A’s mit dem erfolgreichen Debüt eines jungen Talents: Der 15-jährige Pitcher Thomas Kröner liegt gegen die Kapellen Turtles schon nach einem Inning 4:1 in Führung. 9:0 Runs im vierten Inning zum 16:5 entscheiden die Partie. Die Turtles verkürzen lediglich auf 9:16 und verlieren auch ihr zweites Spiel gegen die Hürth Rangers (12:13).Ihren Toppitcher Marc Wiedmaier haben die A’s für die Partie gegen den ungeschlagenen Meister der Verbandsliga Nordrhein-Westfalen geschont. Wiedmaier schlägt im ersten Inning einen Homerun zur Führung, aber die Rangers gleichen in ihrer Hälfte des ersten Durchgangs zum 3:3 aus. Mit fünf Strikeouts bei sechs Battern in den letzten beiden Durchgängen ermöglicht Wiedmaier den 5:4-Sieg.
„Es hing an einem einzigen Run, der erst im letzten Inning kam“, erinnert sich Arndt Wiedmaier. „Wer weiß, ob wir in einer zweiten Verbandsligasaison wieder so stark gewesen wären? Das Spiel gegen Hürth war entscheidend für die nächsten Jahre.“ cka / Fotos: Mainz Athletics