Die Mitspieler muss Austin Gallagher noch kennenlernen. Der erste Eindruck ist beiderseitig gut.

Rechtzeitig zum zweiten Spieltag ist unser Team komplett: Nach einem kurzen Aufenthalt in der Heimat Pennsylvania über Ostern ist am Donnerstag der 23. Mann des Bundesligarosters eingetroffen, der 29-jährige Infielder Austin Gallagher.

„Das ist die kürzeste Pause, die ich je zwischen zwei Saisons hatte“, sagt der erfahrene Ex-Profi der L.A. Dodgers – gerade erst ist sein Engagement in Australien bei den Kensington Cardinals zu Ende gegangen. „Aber das ist ein großer Vorteil. Das Timing ist wichtig im Baseball.“ Und Gallagher hat es nicht verloren.

Eine Menge Routine soll durch den US-Amerikaner in unser Infield kommen. Auf welche Position, das wird sich womöglich erst kurz vor dem morgigen Spiel gegen den Aufsteiger Ulm Falcons (19 Uhr am Hartmühlenweg; Spiel 2 am Samstag, 14 Uhr) entscheiden. Von drei Möglichkeiten spricht Max Boldt: Gallagher als Shortstop, Nici Weichert an der zweiten Base, Lenny Stöcklin an der dritten. Oder Gallagher an der dritten, Weichert weiterhin als Shortstop, Stöcklin an der zweiten Base. Oder – dann nämlich, wenn der Coach keinen kompletten Doubleheader in der Hocke spielen will – Gallagher als Catcher, Boldt, Weichert und Stöcklin im Infield. „Ich werde ihn mir im Training erst ansehen“, erklärt Boldt. Und Gallagher ist flexibel: „Bis auf Centerfield habe ich schon auf jeder Position gespielt.“ Und da wir den besten Centerfielder Deutschlands im Team haben, besteht keine Notwendigkeit, Gallaghers Repertoire zu erweitern.

Nationalität
usa USA
Position
Infield
Alter
36
B/T
L/R
Größe
196
Gewicht
95
Dieses hat unser Neuzugang in zehn Jahren in verschiedenen Minor Leagues und Independent Leagues aufgebaut. Für die diversen Farmteams der Dodgers spielte er von 2007 bis 2012 auf Rookie- (55 Spiele), A- (60) und A+-Niveau (405), durchschnittlich fast 90 Partien pro Jahr mit einer Batting Average von .285, 270 Runs, 302 RBIs, 46 Homeruns. 2013 gehörte er vorübergehend den Philadelphia Phillies an, anschließend spielte vier Jahre für diverse unabhängige Teams. „Das hat mir gefallen“, berichtet Gallagher. „In den Minor Leagues spielt man sehr für sich selbst, für die eigene Karriere. Auch in Australien haben die Jungs fürs Team gespielt. Darum geht es im Baseball. Und ich will auch hier dem Team so gut helfen, wie ich kann.“ Mit seiner wuchtigen Figur – 95 Kilogramm auf 196 Zentimetern – sieht Gallagher seine Aufgabe darin, den Ball weit zu bewegen. „Runs produzieren“, zählt Gallagher auf. „So viele Jungs wie möglich heimschlagen. Oder, wenn die Bases leer sind, Extra Base Hits hauen. Produktiv sein. Das ist mein Spiel.“

Ein Spiel, das Gallagher mit den Großen lernte. Neben einem Walkoff-Homerun nennt der Infielder ein paar Spring Trainings mit den Dodgers als seine schönsten Baseball-Erinnerungen, seinen größten Erfolg. „Diese Erfahrung, mit künftigen Hall-of-Famern zu trainieren, ist unersetzlich.“ Einer könnte eines Tages Gallagher heißen – Austins jüngerer Bruder Cameron hatte im vorigen August sein Major-League-Debüt für die Kansas City Royals. „Und ich war dabei“, erzählt der große Bruder. „Die Royals haben mit Salvador Pérez einen der besten Catcher der Liga. Als der sich verletzt hat, haben sie meinen Bruder hochgezogen. Seitdem ist er dabei“, noch nicht mit überragend vielen Einsätzen, aber schon dem ersten Grand Slam Homerun gegen die Oakland Athletics. Und trotzdem sieht Austin Gallagher einen Vorteil auf seiner Seite: „Defensiv, vom Arm her, von der Spielintelligenz, von der Beweglichkeit ist Cam besser als ich. Wenn wir das mit meinem Hitting kombinieren würden, wären wir beide ein sehr guter Spieler.“

In Mainz fühlte sich Gallagher schnell heimisch, schon beim Blick aus dem Flugzeugfenster. „Es sieht aus wie zuhause“, freut sich der Infielder. „Nur die Sprache ist anders. Ich komme aus der Umgebung von Philadelphia, auch dort gibt es die kleinen Städtchen, die Flüsse, die Hügel – sogar das Wetter ist das gleiche!“ Ebenso gut ist der erste Eindruck, den Max Boldt von seinem neuesten Spieler bekam: „Ein guter Typ, der zu uns passt. Alles weitere werden wir im Training sehen“ – und in den Spielen gegen die Falcons. In denen stehen bis auf Janni Stöcklin, der nicht vor Juni ins Training einsteigen wird, alle Mann zur Verfügung. Einzige Einschränkung: Tim Stahlmann steht zwar parat für ein paar Innings, kann aber noch nicht starten. „Aber Jake Watts hat eine gute Leistung gebracht“, relativiert Boldt. „Er hat keinen Run abgegeben und einen weiteren Start verdient. Es gibt keinen Grund, etwas zu verändern.“ Auch Martin Kipphan ist wieder bereit, könnte an der ersten Base spielen gegen den weitgehend unbekannten Gegner.

Pos.MannschaftWL
180
208
„Wir müssen gucken, was uns erwartet“, sagt Boldt. Zwei Bundesligaspiele stehen nur in der Historie der Falcons, die weder 2016 in der Regionalliga Südost noch 2017 in der 2. Bundesliga Süd Meister waren, zuletzt als Vierter von acht Teams eher zufällig aufstiegen. „Eigentlich wollten wir uns in der 2. Liga etablieren“, sagte Abteilungsleiter und Outfielder Florian Steinborn im vergangenen September – weil aber der Tabellendritte, die zweite Mannschaft der Stuttgart Reds, kein Aufstiegsrecht hat, weil der Meister Neuenburg Atomics und der Vizemeister Tübingen Hawks – beides ehemalige Bundesligisten – verzichteten, und auch der Relegationsgegner Gauting Indians absagte, stand die Tür in die Bundesliga offen. „Wir wissen, dass der Sprung enorm ist und wir womöglich keine Chance haben“, sagte Steinborn damals. „Aber wir haben nichts zu verlieren und die Rahmenbedingungen sind gut.“ Verstärkt mit ein paar Bundesligaspielern – Klaus Nikolici und Josh Petersen aus Haar, Efthimios Flüge und Lukas Antoniuk aus Heidenheim, Carlos Figueredo aus Saarlouis – und mit interessanten Neuzugängen aus Kroatien, Neuseeland und den Niederlanden gab es prompt einen deutlichen Auftaktsieg, 16:5 gegen die Hornets. Das zweite Spiel verloren die Falcons mit 8:10 gegen die Saarländer.

„Wir können uns auf diesen Gegner nicht gezielt vorbereiten“, sagt Boldt, „dafür kennen wir zu viele Spieler noch gar nicht. Wir konzentrieren uns auf uns selbst. Das war ja schon 2017 unsere Philosophie. Wir sind gut genug, um jeden schlagen zu können, wenn wir unsere Leistung bringen. Darum wollen wir uns kümmern.“ cka / Fotos: cka

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