Das hatte Yannic Wildenhain als Pitcher begonnen. Und gut begonnen. Die beiden Hits der Import-Spieler Andrija Tomic (Single) und Kyle Stahl (Double) führten zwar zum schnellen 0:1, mehr aber wäre nicht passiert, hätte Nici Weichert nicht zweimal mit seinen Würfen die erste Base verfehlt. Das 0:3 war nicht notwendig. Die Offensive kam auch nach dem 0:4 im dritten Durchgang noch nicht so recht in Schwung. Kevin Kotowski verkürzte zwar während Austin Gallaghers Rundown zwischen der ersten und zweiten Base auf 1:4, den nächsten Run schafften aber wieder die Hornets. Victor Voll (nach Kevin Kotowskis Double) und Kotowski selbst (nach Boldts Basehit) brachten uns auf 3:5 heran, der mittlerweile eingewechselte Jake Watts kassierte durch zwei weitere Errors (einer davon von ihm selbst) das 3:6 – und dann ging’s rund.
Im sechsten Inning hatte gerade der Hornets-Starter Benjamin Klein Martin Kipphan abgeworfen und sein Leftfielder, der ehemalige Mainzer Tobias Rettel, den Schlag von Timmy Kotowski zum ersten Aus gefangen, als Victor Voll einen schönen Grounder ins Centerfield schlug. Ein Single, eigentlich, hätten sich nicht die Outfielder Yannik Petry und Tomic über den Haufen gerannt. Beide blieben liegen, bedurften kurzer Behandlung und der Ball rutschte durch bis an den Zaun. Als Rettel ihn weit außerhalb seiner Zone erreicht hatte, war Voll bereits bis zur dritten Base durchgelaufen, Kipphan hatte zum 4:6 gescort.Beide Hornets-Verteidiger konnten weiterspielen. Aber möglicherweise war der Zusammenstoß die spielentscheidende Szene. Denn die erschrockenen Hornets kamen aus dem Inning einfach nicht mehr heraus. Voll erreichte den 5:6-Anschluss nach einem Sacrifice Hit von Weichert, der selbst dank eines Errors die erste Base erreichte. Kevin Kotowski schickte den Shortstop mit einem Single weiter.
Der erste Hornets-Reliever schob mit Walks für Peter Johannessen und Austin Gallagher den Ausgleich über die Platte, warf noch ein Strikeout gegen Boldt, kassierte dann durch Shane Salleys Base Clearing Double den bereits deutlichen Rückstand. Martin Kipphan wurde zum zweiten Mal in diesem Inning vom Pitch getroffen, auch Timmy Kotowski kam per Walk auf die Base, Weichert schlug gegen den dritten Pitcher des Durchgangs ein weiteres 3-RBI-Double zum 13:6 und kam durch Kevin Kotowskis Hit gegen den vierten Pitcher noch auf die dritte Base. Im siebten Inning legte Salley nach dem ersten Bundesliga-Basehit des eingewechselten Jerome Noso noch das 14:6 nach. Alle Bases waren besetzt, das vorzeitige Spielende durch die Ten-Run-Rule nahe… aber weitere Runs kamen nicht mehr durch, erst im neunten Inning beendete der Closer Ben Briggs mit zwei Strikeouts die Partie.Am Ende war nichts passiert. Die vier Errors hatten nicht wehgetan, Watts hatte nur 34 Pitches werfen müssen und dürfte am Sonntag noch ein paar Innings schaffen, und trotz des zwischenzeitlichen 1:5 hatten wir den ersten deutlichen Sieg gegen den Tabellenletzten und rechneten durchaus mit dem zweiten. Immerhin hatten wir das bisher immer gewonnen.
„Wünscht mir Glück“, erbat sich dennoch der ungeschlagene Starter Connor Little in der Pause im Dugout. „Glück kann ich immer brauchen.“ Und Glück hatte er diesmal nicht, in einem merkwürdigen Spiel, in dem eigentlich nichts gegen einen weiteren Heimsieg sprach. Die Hornets hatten mit Kyle Stahl einen unbequemen Debütant auf dem Mound, aber wir schlugen trotzdem 12:6 Hits, darunter vier Doubles und Peter Johannessens Solo-Homerun zum 2:0. Unsere beiden Pitcher – Little und Lennard Stöcklin – warfen jeweils deutlich mehr Strikes als Stahl, zwar nur knapp mehr Strikeouts, aber auch deutlich weniger Walks. Und der Defense unterliefen zwar drei Errors, aber nur einer davon ermöglichte einen Run. Die anderen beiden kamen im neunten Inning und waren ohne jede Auswirkung aufs Ergebnis. Trotzdem reichte es nicht, um einen Gegner zu schlagen, der selbst nur vier Runs über die Platte brachte, der nach dem 0:2-Rückstand schon im fünften Inning in Führung ging, schon im sechsten das 4:2 drauflegte – da war noch viel Spiel übrig für eine Wende, die aber selbst dann nicht kam, als Stahl, der insgesamt 160 Pitches warf und am Sonntag sicherlich nicht spielen wird, deutlich nachließ. Wir gingen mit den ersten Spielern der Lieneup schließlich ins letzte Inning. Nach dem ersten Aus schlug Peter Johannessen seinen Basehit. Nach dem zweiten Aus brachte Max Boldt ihn mit einem Double zum 3:4 ins Ziel. Es folgte das dritte Aus. Zuvor war Johannessen in einer recht aussichtsreichen Situation ins Verderben gerannt, wollte sich nach einem Single Salleys nicht nur die zweite, sondern auch die dritte Base holen, hatte keine Chance. Zuvor hatten Gallagher und Boldt die Möglichkeit ausgelassen, bei erst einem, dann zwei Aus Kevin Kotowski und Johannessen von der zweiten und ersten Base durchzubringen. Hatten wir erneut Chancen nicht genutzt.
Ein weiter Schlag des bisher besten Homerun-Schlägers des Südens war es, ein 2-RBI-Homer von Jacob Levin, der das 2:0 im vierten Inning ausgeglichen hatte. „Wir hatten schon geglaubt, dass wir das noch umdrehen“, sagte Boldt. „Das war wie in Regensburg. Eigentlich war es nur ein Unentschieden. Und wir sind eine erfahrene Truppe, da kann man eigentlich erwarten, dass wir ruhiger bleiben. Aber wir haben uns von dem Homerun verunsichern lassen. Und wenn man anfängt, an sich selbst zu zweifeln, ist es vorbei. Wir sind schon mit ein bisschen anderen Erwartungen in die Saison gegangen. Ein paarmal haben wir jetzt gepatzt. Wir müssen zusehen, jetzt mal aufzudrehen, denn es wird langsam eng.“ Text und Fotos: cka