Die Wende begann im fünften Inning. Ebenfalls bei zwei Aus waren Timmy Kotowski, Max Boldt und Austin Gallagher auf den Bases unterwegs. Kevin Kotowskis Walk brachte das 1:3 über die Platte. Nici Weicherts Double ins Rightfield reichte für zwei weitere Runs; um alle drei Bases abzuräumen, fehlte nicht viel. Der ältere Kotowski versuchte den 4:5-Anschluss, wurde aber knapp vor der Homeplate erwischt. Zwei Singles von Shane Salley, weitere Basehits von Timmy Kotowski, Boldt und Gallagher sowie zwei Walks gaben uns im sechsten Inning fünf weitere Punkte. Gallagher nach einem Double im achten Inning und Timmy Kotowski nach zwei Basehits im neunten ergaben den neunten und zehnten Run.
Die Stuttgarter Offensive war derweil fast komplett abgeklemmt, nicht zuletzt ein Verdienst von Lennard Stöcklin, der bereits im fünften Inning als Reliever ins Spiel kam und bis zum Schluss blieb, 76 Pitches warf, in fünf Innings nur einen Hit erlaubte, nur zwei Walks abgab und sieben Strikeouts warf. „Lenny hat eine super Leistung gezeigt“, lobte Boldt den Pitcher. „Er hat Stuttgart keine Chance mehr gelassen“, im neunten Inning, in dem er noch einmal kämpfen musste, 21 Pitches brauchte, alle drei Angreifer ausgestriket, sogar den ungeheuer geschickten Riley Moore, den er und Jake Watts zuvor dreimal gewalkt hatten.
„Was Lenny auszeichnet, ist, dass er sehr viele Strikes wirft“, erklärte Boldt die bemerkenswerte zweite Spielhälfte. „Er wirft sehr kontrolliert, selten in die Mitte, hält den Ball flach, das macht es schwerer, ihn zu hauen. Und weil er wenige Ball wirft, ist er immer in einer guten Position. Wir können uns dann aussuchen, welchen Pitch er als nächstes werfen soll. Und er schafft es, alle für Strikes zu werfen, er hat immer ein volles Repertoire. Für mich als Catcher ist das eine super Situation. Ich kann sehr gut variieren, was er wirft, und die Hitter können sich nichts aussuchen. Sie müssen mit dem arbeiten, was sie kriegen.“Mittlerweile käme Stöcklin sogar als Starter in Frage. „Die 76 Pitches waren für ihn relativ viel“, räumte Boldt ein, „aber er pitcht ja schon eine Weile und hatte im Training den Count auch schon höher. 80 oder 90 Pitches kann er hinkriegen. Ich hätte keine Bauchschmerzen, wenn ich ihn starten lassen würde. Ich weiß, dass er uns ein gutes Spiel geben würde.“
Ein sehr gutes Spiel bekamen wir auch in der zweiten Partie von Connor Little – trotz der beiden frühen Homeruns von Riley Moore zum 2:0 im ersten Durchgang und nach unserem Big Inning zum 3:4-Anschluss im dritten. „Der hat ganz gut gegen Connor ausgesehen“, sagte Boldt, „aber sonst hat der nicht viel zugelassen“ – vor allem in sieben Innings keine weiteren Runs. Wenn wir es auch sehr lange nicht schafften, die Führung um den einen oder anderen Run auszubauen, gaben wir sie nie wieder her. Ernsthaft kritisch wurde es lediglich im siebten Durchgang, den Danilo Weber und Moore mit einem Single und einem Double eröffneten. „Ein Punkt vorne, zwei Runner, kein Aus“, erklärte Boldt, „da guckt man erstmal, dass die nicht die Führung holen. Eigentlich muss man davon ausgehen, dass einer scort, irgendwie kriegen sie den rein. Und man will den Schaden begrenzen, dass man nur ein unentschiedenes Spiel hat und keinen Rückstand. Aber Connor hat danach so ein gutes Inning geworfen! Er hat noch einmal alles gegeben und einfach keinen Zweifel daran gelassen, dass er das Spiel gewinnen wollte.“ Drei Pitches hatten die Stuttgarter gebraucht, um die Drucksituation aufzubauen. Den sechsten Wurf des Innings schlug Jonathan van Bergen unbrauchbar ins Infield – Flyout, keine Bewegung auf den Bases. Vier Würfe brauchte Little für das zweite Aus – Strikeout gegen Marcel Hering. Fünf weitere, um das Inning mit einem weiteren Strikeout gegen Charles van Wyk zu beenden und mit einer Führung in den Feierabend zu gehen. „Er hat die Hitter ziemlich alt aussehen lassen“, lobte Boldt den Pitcher, „es war cool, das zu sehen. Das zeigt seine Stärke, seine Erfahrung als Ex-Profi. Der kann mit solchen Situationen umgehen, das merkt man. Es gibt Pitcher, die dann anfangen würden, die Leute zu walken. Ihn stachelt das noch mehr an, er wird dann noch besser. Er wird perfekt.“Diese Führung hatten wir vor allem zwei Doubles von Victor Voll und Peter Johannessen zu verdanken, die nach dem Walk für Marcel Schulz im dritten Inning den Ausgleich brachten. Boldts Flyout im Rightfield brachte Johannessen nichts. Mit einem Intentional Walk für Gallagher schlossen die Reds bei zwei Aus die Lücke, das neue Kämpferherz der Lineup, Kevin Kotowski und Nici Weichert, brachte mit zwei Basehits beide Runner durch. „Stellenweise hatten wir Probleme mit dem gegnerischen Pitcher“, sagte Boldt. Tim Brown, einer von drei Neuzugängen, die die Reds vor wenigen Wochen erst in die Bundesliga holten, warf gut, kassierte, wenn man diesen dritten Durchgang ausblendet, erst im achten Inning den ersten Hit. Im neunten den nächsten, „und wenn wir Läufer hatten, dann haben wir ein ziemlich gutes Spiel gemacht. In den zwei Innings, in denen wir gescort haben, hat viel geklappt. Teilweise mit ein bisschen Glück, wenn wir die Fehler der Stuttgarter knallhart ausgenutzt haben. Wir haben Hit and Run gespielt, was funktioniert hat, hatten die Hits in den wichtigen Situationen, haben fast Small Ball gespielt, um Runs zu scoren.“ Drei im neunten Durchgang, wichtig für den Pitcher.
Denn der hieß inzwischen Timmy Kotowski und hatte noch nicht viel Erfahrung auf dem Mound. „Ich wusste aber: Der schafft das“, sagte Boldt. Gegen den ersten Schlagmann der Reds machte die rechte Infield-Seite nach einem hart umkämpften At Bat das Aus. Der zweite schlug schon den ersten Pitch zum Flyout ins Centerfield. Gegen den dritten schaffte Kotowski ein Neun-Pitches-Strikeout. „Mit 7:3 ist das natürlich einfacher als mit 4:3“, erklärte Boldt, die drei Runs von Salley, Schulz und Voll gaben dem Closer noch einmal Vertrauen in seine Fähigkeit. „Es gab keinen Grund, nervös zu werden“, sagte der Coach, „er konnte ganz in Ruhe den Sack zumachen. Moore holte sich bei zwei Aus noch einen Walk, stahl die zweite Base, aber sein letztes Aufbäumen war schon aussichtslos. Drei Pitches später war das Spiel vorbei.
„Und so soll es jetzt weitergehen“, forderte Boldt. „Von Platz drei bis fünf“ – denn die Tornados holten mit einem Doppelsieg gegen die Disciples auch diese wieder in Reichweite – „ist jetzt alles drin. Wir müssen so spielen wie in den letzten drei Spielen, dann klappt das.“ cka/Fotos: Iris Drobny