Mit enormem Rückstand haben wir vor ein paar Wochen die Zwischenrunde begonnen. Jetzt, vier Spiele vor Schluss, sprechen wir übers Rechnen und was passieren muss, damit wir das Halbfinale erreichen. „Das war nicht abzusehen“, sagt Max Boldt, „aber umso besser!“
Nach den 5:1 Heimsiegen sind wir zwar immer noch Vierter, aber wir sind nah rangerückt an den zweiten Platz. „Wir sehen das so, dass wir uns in eine deutlich bessere Position gespielt haben, als am Anfang in Aussicht stand“, erklärt Boldt die Situation. „Es sah ja nicht gut aus, aber mittlerweile haben wir es fast selbst in der Hand.“ Ein paar Favoritensiege der Heideköpfe brauchen wir freilich, „und wir hoffen, dass Heidenheim die Siege holt“, sagt Boldt. „Aber wir müssen uns auf unser Spiel konzentrieren, auf unsere Spiele. Wir wissen, dass wir einen Sweep brauchen und dass ein Sweep drin ist. Daran werden wir alles setzen. Aber auch in der Situation in der wir nur splitten, aber Heidenheim sweept, kann es machbar bleiben…“ – viele Wenns, aber rechnet mal nach, denn Boldt hat schon wieder umgeschaltet aufs eigene Spiel: „Ich will, dass wir locker auflaufen wie in den letzten Wochen, dass wir ohne Druck und mit viel Spaß spielen. So waren wir am besten, so müssen wir weitermachen. Nicht so viel ans Halbfinale denken, die Spiele genießen, dann kommen auch positive Ergebnisse dabei herum.“Andernfalls passiert das gleiche wie im Spiel 1 gegen Heidenheim. „Und wir wollen vermeiden, wieder so zu verkrampfen wie im Spiel 1“, fordert der Coach. „Wenn wir uns Druck machen, spielen wir einfach nicht gut, sondern fallen in die Probleme zurück, die wir in der Vorrunde hatten, als wir zu viele Spiele verloren und hergegeben haben. Wir müssen die positiven Dinge sehen. Im Zweifel sind wir eher wieder besser als vorher. Mit der Einstellung gehen wir in die Spiele.“
Die positiven Dinge sind die erfolgreichen Comebacks von Tim Stahlmann und Nici Weichert. „Bei Nici ist es noch nicht optimal“, sagt Boldt, „aber wir können es probieren. Tim hat unter der Woche weitergeworfen, das sieht so weit gut aus.“ Was dem Pitcher zuzumuten ist, ist natürlich schwer zu sagen. „Letzte Woche waren es zwei Innings“, erklärt der Coach, „die sollten wieder drin sein.“ Doch es hänge von einigen Faktoren ab. Innings mit drei Pitches sind ja, wenn auch unwahrscheinlich, grundsätzlich ebenso möglich wie lange Innings mit 50 Pitches. „Und es ist auch wetterabhängig. Wenn es kälter ist, fühlt sich die Schulter nicht so gut an wie bei 30 Grad. Das muss man alles berücksichtigen“, sagt Boldt. „Optimalerweise kann er zwei Innings werfen, vielleicht sogar in beiden Spielen closen, aber das werden wir wahrscheinlich nicht machen.“ Optimalerweise muss er gar nicht werfen, weil die Kollegen alles im Griff haben? „Tim ist am Punkt angelangt, wo ihm das Pitchen gut tut, damit er wieder in Form kommt. Den Arm aufbauen, Kraft aufbauen, das kann man natürlich auch im Training, aber Innings gegen gute Gegner kann man zuhause nicht ersetzen. Die Routine muss er zurückgewinnen.“
Die Haar Disciples haben ihre Pitcherprobleme bisher nicht in den Griff bekommen. Der Sieg in Spiel 2 gegen Regensburg kam überraschend, „aber da haben die das Pitching umgedreht“, erklärt Boldt, „und Tómek und Steinlein im zweiten werfen lassen. Das erste haben sie deutlich verloren.“ Wir können auch nur spekulieren, in welchem Spiel die Disciples uns mit welchem Pitcher konfrontieren, ob Steinlein am Ende wieder Starter wird, „aber wir dürfen niemanden auf die leichte Schulter nehmen“, stellt Boldt klar. „Wir haben auch schon mit vermeintlich schlechteren Pitchern unsere Probleme gehabt und dann die Guten im zweiten Spiel richtig gut gehauen. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass das Spiel schon gewonnen ist. Egal, wer pitcht, wir müssen mit 100 Prozent spielen.“
Die Partien in Haar beginnen heute um 16 Uhr, morgen um 13 Uhr. Wenn sie vorbei sind, werden zumindest die Rechenaufgaben einfacher. Text und Fotos: cka