Es gibt Dinge im Baseball, die sind seltener als ein Perfect Game, also ein Spiel, bei dem es der Pitcher mit seiner Defense keinem Schlagmann der gegnerischen Mannschaft erlaubt, überhaupt nur auf Base zu kommen. „Hitting for the Home Run Cycle“ ist eines davon.
Unter „Hitting for the Cycle“ versteht man einen Schlagmann, der in einem Spiel sowohl einen Basehit, einen Double, einen Triple und einen Homerun erzielt, idealerweise auch in genau der Reihenfolge. Schafft es ein Schlagmann hingegen vier Homeruns in einem Spiel zu erzielen und zwar sowohl einen Solohomerun, einen Two-Run-Homerun, einen Three-Run-Homerun und schlußendlich einen Grand Slam wäre das der „Home Run Cycle“. Etwas, das es in über 100 Jahren MLB-Geschichte mit tausenden Spielen pro Saison noch nie gegeben hat. Der einzige dokumentierte Fall ist Tyrone Horne, dem dieses Kunsttück am 27. Juli 1998 in den Minor Leagues gelang. Auch im Softball ist es bislang nur einer einzigen Spielerin gelungen, Danielle Gibson.
Auch wenn die zahlreichen Zuschauer, die am Vatertag ihren Weg in den Athletics-Ballpark fanden, nicht Zeuge genau dieses Ereignisses werden sollten, trug sich doch erneut Historisches am Hartmühlenweg zu. Austin Gallagher, erst vor etwas als eine Woche zum Team gestoßen, machte mit seinem Solohomerun im ersten Inning den Auftakt. Gianni Frolijk tat es ihm nach, brachte aber noch den zuvor per Walk auf Base gekommenen Peter Johanessen mit nach Hause. Noch im selben Inning war es Max Boldt, der erneut den Ball unerreichbar über den Outfieldzaun setzte. Nici Weichert und Kevin Kotowski passierten vor ihm noch Homeplate zum zwischenzeitlichen 7:0 nach nur zwei Innings. Bis zur Komplettierung des „Combined Home Run Cycle”, an dem also mehrere Spieler beteiligt sind, mussten sich die Fans aber bis ins sechste Inning gedulden, erneut war es Frolijk, der den noch fehlenden Grand Slam beisteuerte und Gallagher, Marlon Jiminez und Johanessen ebenfalls scoren ließ. Es sollten die letzten Mainzer Punkte einer sehr einseitigen Partie sein. Die IT sure Falcons aus Ulm konnten zwar im siebten Inning noch den vierten Run für sich verbuchen, den vorzeitigen Spielabbruch aufgrund der Ten-Run-Rule zum 14:4 konnten sie damit aber nicht abwenden. Bis auf ein kurzes Aufbäumen im dritten Inning, in dem die Gäste drei Runs markierten, bissen sie sich an Tim Stahlmann die Zähne aus, zumal ihm seine Offensive mit immensem Runsupport zu jedem Zeitpunkt den Rücken freihielt. Die zweite Partie des Tages drohte zu einem Déjà-vu des Auswärtsauftritts bei den Tübingen Hawks zu werden. Nach einem Drittel lagen die Athletics mit 7:2 im Hintertreffen. Keine Schande gegen ein Team, das zuletzt nicht nur Mannheim zweimal geschlagen sondern auch gegen Haar zwei sehr knappe Partien gespielt hatte – aber natürlich dem eigenen Anspruch nicht gerecht werdend. Das Blatt sollte sich erst wenden als Tomlin Müller auf dem Mound von Lennard Stöcklin übernahm. Müller beendete nicht nur den Punktehunger der Ulmer Offensive sondern schaltete im gleichen Zuge den Runmotor der Athletics in den höchsten Gang. Dieses Mal war es der Angriff, der dadurch beflügelt wurde, dass die Defense um Müller alle Bemühungen der Ulmer im Keim erstickte. Man kann natürlich Gallagher herauspicken, der mit Solo- und Grand-Slam-Homerun fünf der 16 Punkte beisteuerte, aber die schlußendliche Dominanz im zweiten Spiel war vor allem eines: Eine geschlosse Teamleistung. Hit auf Hit, Walk auf Walk erarbeitete sich der Mainzer Angriff einen komfortablen Vorsprung, nur gleich zwei defensive Fehler erlaubten den Ulmern die einzigen zwei Runs gegen Müller und verhinderten so den erneuten vorzeitigen Spielabbruch. In Gefahr bringen konnten sie den neunten Mainzer Saisonsieg zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr.Sportdirektor Nici Weichert zeigte sich entsprechend zufrieden: „Wir haben heute eine starke offensive Performance gesehen“. „Natürlich haben die insgesamt sieben Homeruns geholfen”, so der Shortstop weiter. „Im zweiten Spiel haben wir aber zunächst defensiv diverse Schwächen gezeigt. Wir sind aber ruhig geblieben. Tomlin Müllers beeindruckende Leistung auf dem Mound und die dadurch wieder erwachte Offensive haben schließlich keinen Zweifel daran gelassen, wer hier heute am Ende des Tages als Sieger vom Platz gehen wird”, so Weichert.
Gerade die Probleme in der Defensive gilt es für Headcoach Mike Otto schnellstmöglich abzustellen, die nächste Gelegenheit bietet sich bereits am kommenden Samstag, dann stehen die Rückspiele gegen die IT sure Falcons in Ulm an. In der Folgewoche empfängt man dann am Freitag (19 Uhr) und Samstag (14 Uhr) den Tabellenführer aus Regensburg, der seit dem ersten Saisonspiel in Haar kein Auswärtsspiel mehr verloren hat. Sicherlich nicht auf dem gleichen Level wie ein „Combined Home Run Cycle“ wäre ein Sieg oder gar ein Sweep in der Historie der Saison aber eine Zäsur für die erfolgsverwöhnten Legionäre und würde den Playoff-Ambition der Mainzer ordentlich Rückenwind verleihen.
Text: Matthias Slovig; Bilder: Max Drevermann