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Nicht mal das Zielfoto verrät, wer 2009 wirklich zuerst da war – aber der Catcher lässt den Ball gleich fallen, es ist also egal.

Die Heidenheim Heideköpfe dürften der große ideologische Antagonist der Mainz Athletics sein. Die 1992 gegründete Baseballabteilung des Heidenheimer Sportbunds (dessen 2007 abgespaltene Fußballabteilung soeben in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist) hat ihren Erfolg vor allem dank der Voith GmbH, einem weltweit tätigen Maschinenbau-Familienunternehmen mit einem Jahresumsatz, der etwa doppelt so hoch ist wie der der hiesigen Schott AG. Nachwuchsarbeit findet nur in überschaubarem Rahmen statt, Nationalspieler werden in Heidenheim nicht produziert, sondern eingekauft.

In der Bundesliga spielen die Heideköpfe seit 2000; zunächst jahrelang im stabilen Mittelfeld. 2006 wurden sie erstmals Zweiter im Süden, punktgleich mit den Athletics, gegen die sie damals 3:1 Siege schafften. Seit ihrer bisher einzigen Südmeisterschaft 2008 sind die Heideköpfe der wichtigste Titelkonkurrent der Regensburg Legionäre in der Bundesliga Süd; 2009 waren sie das bisher letzte Team, das den Regensburgern die Deutsche Meisterschaft wegschnappte. Diese waren überraschend im Halbfinale gegen die Mannheim Tornados ausgeschieden. Heidenheim lag nach in der Finalserie nach drei Spielen 1-2 zurück, gewann aber in Mannheim die vierte und fünfte Partie. 2010 stand der Titelverteidiger erneut im Finale (2-3 gegen Regensburg), 2011 schied Heidenheim schon im Viertelfinale aus (2-3 gegen die Bonn Capitals), 2012 erreichten sie das Halbfinale (1-3 gegen die Paderborn Untouchables), auch 2013 war für die in jenem Jahr vom Potenzial her möglicherweise stärkste Mannschaft des Südens im Halbfinale Schluss (1-3 gegen die Solingen Alligators).

Der Starter ist noch nicht da

Die aktuellen Fähigkeiten der Heideköpfe sind noch nicht klar zu erkennen. Die Bedeutung des Splits bei den Stuttgart Reds ist schwer einzuschätzen, während ihre Siegteilung gegen Regensburg nicht von vielen Teams in der Liga erreicht werden dürfte. Einen Doppelsieg gegen die Mannheim Tornados bekommt man zumindest nicht nachgeworfen. Am vergangenen Wochenende hatten die Heidenheimer frei; ihre Spiele bei den Bad Homburg Hornets (alles andere als ein Doppelsieg wäre eine Überraschung) wurden in den Juni verschoben. Bisher konnte die erfahrene Mannschaft ohnehin nicht in Bestbesetzung antreten: Ihr Starter Luke Sommer, ein in der vergangenen Saison verpflichteter US-Amerikaner mit deutschen Vorfahren, der in der DBV-Nationalmannschaft wirft und in der Liga im Spiel 1 pitchen darf, ist noch nicht wieder in Heidenheim eingetroffen.

Unsere Bilanz gegen die Heideköpfe ist bislang exakt ausgeglichen. Von 56 Spielen gewann jeweils die Heimmannschaft 15 und die Auswärtsmannschaft 13. Die Tendenz ist in dem Fall jedoch nicht unser Freund: 4-0 Siege gab es für uns in der ersten Saison, danach gelegentlich noch 3-1 Siege. Zuletzt schafften wir es 2011 mit einem kuriosen 1:0/1:0-Auswärtssweep, immerhin noch zwei Saisonspiele gegen die Heideköpfe zu gewinnen.

Dramatik bis zum Schluss

Ein paar Begegnungen mit den Heideköpfen blieben denkwürdig. Ganz weit vorne steht unser letztes Spiel in der Saison 2009. „Die Saison ist super zu Ende gegangen“, erinnert sich unser damaliger Infielder Martin Kipphan. „Wir waren ein Aus weg von den Playdowns und haben es doch noch in die Playoffs geschafft.“ Es war ein typischer Athletics-Krimi. Zutaten: Extremer Zugzwang, Außenseiterrolle, Überlänge, Dramatik bis zum Schluss. In den Hauptrollen: Ein ausgezeichneter Pitcher (Jan-Niclas Stöcklin), eine tobende Sandflora, die spürt, dass sie gebraucht wird. Und in diesem Fall Kevin Kotowski. Ein herrlicher Schlag des eigens dafür eingewechselten Nachwuchsspielers brachte unser Team in der letzten Aktion der regulären Saison doch noch über den Strich. Es lag ein bisschen in der Luft, dass sich die komplette Mannschaft fast sieben Stunden nach dem ersten Pitch des Doubleheaders jubelnd an der zweiten Base auf den damals 18-jährigen Kotowski stürzen würde, aber es hätte nicht noch knapper sein können.

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Wir brauchten den Sieg dringend, aber im neunten Inning stand es 1:2. Zwei Mann waren auf Base, zwei waren aus. Und Kotowski traf die Lücke zwischen den Infieldern und drosch den Ball bis nahe an den Outfieldzaun. Stöcklin, von der ersten Base gestartet, blieb an der dritten nicht stehen. An der Homeplate wurde es knapp, vielleicht war der Ball wirklich zuerst da – egal, denn der Catcher ließ ihn fallen. Die Mitspieler warfen sich auf Stöcklin, im Hintergrund wurde Basecoach Ulli Wermuth verrückt, Nici Weichert wurde beim Sturm an die zweite Base über den Haufen gerannt. „Als ich an der Zwei war, habe ich zur Homeplate geguckt und gesehen, dass Janni angekommen ist“, sagte Kotowski damals. Die Saison war gerettet, das Minimalziel erreicht, dank Kotowski, dank Stöcklins Pitching, dank der Sandflora. „Das Publikum hat zum Saisonende echt Gas gegeben. Für die Jungen, die bei unserer Meisterschaft noch auf der Tribüne saßen, ist es super, dass der ganze Verein so hinter ihnen steht“, strahlte Coach Cae Santos.

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Die letzte Phase des Stadionbaus: Benni Hieronimi passt den Mound an Heidenheimer Ansprüche an.

Erster Gegner am Hartmühlenweg

Weniger erfreulich war der Auftritt der Heideköpfe in der Saison 2011. Bei der Eröffnung des neuen Mainzer Stadions war ihr Pitcher Dusty Bergmann – der sechste Pitcher des Tages, der gerade die Kontrolle über das Spiel verlor – auf einmal mit dem Mound nicht zufrieden und wollte nicht weniger als einen Spielabbruch. Eine halbe Stunde lang bastelte Benni Hieronimi unter den Pfiffen der 800 Zuschauer am Hügel, ab und zu flog ein Probepitch durch die Luft, dann musste Hieronimi wieder mit dem Werkzeug kommen, bis Bergmann – immer noch unter Protest – bereit war, weiterzuspielen. Schließlich gewannen die Heideköpfe das Spiel sportlich 2012 wiederum endete die reguläre Saison für uns mit einem Paukenschlag gegen die Heideköpfe: Pat Haugen gewann in nur sechseinhalb Innings, der kürzestmöglichen Zeit, 11:1 gegen den Favoriten, den wir mit einem Doppelsieg vom zweiten Platz verdrängt hatten – das erste Spiel hatten wir jedoch 4:8 verloren. cka

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Mehr davon? Am 20. Juni erscheint unsere Jubiläumschronik „25 Jahre Mainz Athletics“!

Die Bilanz der A’s gegen die Heidenheim Heideköpfe:
56 Spiele, 28 Siege, 28 Niederlagen.

In Mainz:
28 Spiele, 15 Siege, 13 Niederlagen.

In Heidenheim:
28 Spiele, 13 Siege, 15 Niederlagen.

Die ersten Begegnungen:
11:10, 15:4, 12:2, 12:2 (2000).

Die bisher letzten Begegnungen:
0:7, 6:3, 0:13, 4:7 (2013).

Der erste Sieg:
11:10 (2000).

Der höchste Sieg:
15:4 (2000).

Die höchste Niederlage:
0:13 (2013).

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