In seinem bald 65 Jahre langen Leben hat Don Freeman schon einiges erlebt, aber auch in einer so langen Trainerkarriere gibt es hin und wieder noch neue Erfahrungen: Heute abend und morgen nachmittag wird unser Coach zum ersten Mal hauptverantwortlich fürs Spiel einer Bundesligamannschaft sein. Ulli Wermuth ist mit dem DBV-Nachwuchs in Barcelona unterwegs, Freeman ist daher alleine für unsere Partien gegen die Haar Disciples (Freitag, 19 Uhr, und Samstag, 14 Uhr, am Hartmühlenweg) zuständig.
„Früher wäre das nicht möglich gewesen“, sagte Wermuth vor seiner Abreise. „Heute geht es.“ Und Freeman ist natürlich jegliche Aufregung fremd: „Ich arbeite ja seit 40 Jahren im Baseball. Das wird kein Problem.“
In der Trainingswoche arbeitete der Coach mit dem Team vor allem an Defensivabläufen. „Die sind der wichtigste Teil im Baseball“, sagt Freeman. „Hitting macht mehr Spaß. Die Jungs würden am liebsten den ganzen Tag nur schlagen. Aber wenn man keine gute Defense spielt, muss man mehr Runs schaffen. Jedes Team hat inzwischen gutes Pitching. Man kann nicht davon ausgehen, gegen jeden zehn Runs zu machen. Also muss man zusehen, den Gegner nie mehr als vielleicht drei scoren zu lassen.“
Die Disciples haben am Ostermontag in Stuttgart im ersten Spiel gezeigt, dass sie in der Lage sind, viel öfter als dreimal zu scoren: Fünfzehn Runs brachten unsere Gäste in zehn Innings über die Platte – siebzehn kassierten sie. Das zweite Spiel dürfte den Coaches besser gefallen haben; es endete 3:2 für die Reds. „Ich glaube, es ist möglich, gegen Haar wenig zuzulassen“, sagt Freeman. „Mit Janni Stöcklin als Starter, Christian Decher und Manuel Möller als Reliever können wir ihren Runcount klein halten. Und wenn wir das schaffen, kommt es auf unsere Hitter an, ein paar Runs zu machen. Wir haben in den vergangenen Spielen viele Bälle sehr hart direkt auf den Mann gehauen. Ich hoffe, dass die Jungs jetzt die Lücken treffen.“
Freeman kennt den Gegner nicht gut. „Chris Ziegler habe ich im vorigen Jahr bei der Nationalmannschaft kennengelernt. Er ist ein toller Junge, ein guter Spieler“, sagt unser Coach. „Ihn kenne ich.“ Darüber hinaus fehlen Freeman die eigenen Erfahrungen mit den Disciples. „Natürlich ist das ein Nachteil“, sagt er. „Aber Jonathan Wagner kennt als Catcher die Haarer Hitter. Das hilft. Und Pitching ist Pitching.“ Unsere Angreifer wiederum haben mehrheitlich schon gegen Lukas Steinlein und Gabriel Sandersius gespielt. „Im zweiten Spiel werde auch ich ein besseres Verständnis für die Abläufe haben“, erwartet Freeman. „Ich habe es nicht eilig, durch die erste Hälfte des Spieltags zu kommen, aber danach werden wir mehr wissen.“
Unser Team ist fit. Jeder ist bereit für die Spiele. Wie wir sie personell angehen, ist ebenfalls die freie Entscheidung Freemans: „Ich habe momentan keinen Kontakt mit Ulli“, sagt der Coach. „Der hat ja in Barcelona gerade genug zu tun. Ich lege die Lineup fest und entscheide, wer wann pitcht.“ Große Veränderungen hat Freeman nicht vor: „Zumindest im ersten Spiel wird die Aufstellung sehr ähnlich aussehen. Ich hoffe, dass wir nicht wieder 14 Innings spielen – aber wenn wir müssen, wird immerhin das Wetter besser sein…“
Im Zentrum steht natürlich wie immer die gleiche Frage: „Werden wir gewinnen? Ich bin zuversichtlich, dass wir sehr konkurrenzfähig sein werden“, sagt Freeman. „Mit den Fortschritten der Pitcher bin ich sehr zufrieden.“ Die Statistiken verraten, dass wir schon in der vergangenen Saison das mit Abstand beste Pitching der Bundesliga Süd hatten: Obwohl nur die Werfer der Stuttgart Reds mehr Innings gepitcht haben (245.2 gegenüber 241), mussten unsere Pitcher gegen die zweitwenigsten Batter antreten (1001 – gegen Heidenheim gab es in 235 Innings 963 Batter), haben wir die wenigsten Homeruns kassiert (9), die meisten Strikeouts geworfen (275 – Regensburg hat mit 225 in 240 Innings die zweitmeisten), damit als einzige Mannschaft im Süden im Schnitt mehr als einen Strikeout pro Inning geschafft, gleichauf mit Heidenheim die wenigsten Walks abgegeben (79), unsere Gegner hatten gegen unsere Pitcher eine Batting Average von gerade mal .209, ebenfalls Bestwert der Liga.
Das zweite Spiel soll wieder AJ Mackey beginnen. „Wahrscheinlich vier Innings“ wird Freeman vom Neuzugang verlangen. „Er ist noch nicht ganz bereit für lange Spiele. Am Sonntag hat er sich schon gut präsentiert, aber vielleicht haben wir ihn ein Inning zu lang auf dem Mound gelassen. Es gibt noch einigen Raum für Verbesserungen, aber die Tendenz ist da. Er wird uns noch sehr helfen können. Insgesamt haben wir eine herausragende Gruppe auf dem Mound“, sagt Freeman. „Und mit der reiten wir in den Sonnenuntergang.“ cka
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